Wie Rom das Priesterjubiläum feiert

Ein "Nobelpreis" vom Papst

Eine "Art Nobelpreis" soll er laut Kardinal Camillo Ruini sein, der "Ratzinger-Preis", den Benedikt XVI. an diesem Donnerstag erstmals an drei Theologen für herausragende wissenschaftliche Leistungen überreicht - einer von mehreren Höhepunkten der Feiern zum 60-jährigen Priesterjubiläum des Papstes in Rom.

Autor/in:
Thomas Jansen
 (DR)

Immerhin: Unter den Preisträgern in Rom ist - anders als unter den diesjährigen Nobelpreisträgern in Stockholm und Oslo - auch ein Deutscher: Der aus dem bayerischen Kronach stammende Abt des österreichischen Stiftes Heiligenkreuz, Maximilian Heim. Sein Fachgebiet: Die Theologie Joseph Ratzingers. Ausgelobt wurden die mit je 50.000 dotierten Ehrungen von der neugeschaffenen vatikanischen Stiftung "Joseph Ratzinger-Papst Benedikt XVI."



Die Verleihung der "Ratzinger-Preise" ist einer von mehreren Höhepunkten der Feiern zum 60-jährigen Priesterjubiläum des Papstes in Rom. Am 29. Juni 1951 war Joseph Ratzinger zusammen mit seinem Bruder Georg von Kardinal Michael Faulhaber im Freisinger Dom zum Priester geweiht worden. Weil das Jubiläum auf das Hochfest Peter und Paul fällt, zelebriert der Papst zunächst die Messe zum Feiertag der römischen Stadtpatrone im Petersdom.



Mittagessen zu Ehren des Papstes

Zu einem Mittagessen zu Ehren des Papstes hat Kardinaldekan Angelo Sodano am Freitag alle in Rom anwesenden Kardinäle in die Sala Ducale des Apostolischen Palasts eingeladen. Am Montag soll Benedikt XVI. eine Sonderausstellung aus Anlass seines Priesterjubiläums eröffnen. "Glanz der Wahrheit, Schönheit der Nächstenliebe" heißt die Schau in der vatikanischen Audienzhalle, zu der 60 Künstler je ein Werk beigesteuert haben. Unter ihnen sind etwa der Architekt Brasilias, der 103-jährige Oscar Niemeyer, sowie der Komponist Ennio Morricone.



Ein anderes "Geschenk", dessen Schreibweise vor 60 Jahren allenfalls an eine Geheimsprache hätte denken lassen, hat Benedikt XVI. schon erhalten: das neue vatikanische Nachrichtenportal www.news.va. Die Internetseite, die Angebote verschiedener vatikanischer Medien bündelt, wurde am Dienstag durch einen Knopfdruck des Papstes gestartet.



Dass die Preisverleihung nur wenige Tage nach dem diamantenen Priesterjubiläum des Papstes an diesem Mittwoch erfolgt, ist nicht nur eine Hommage an den früheren Professor Joseph Ratzinger. Die zeitliche Nähe spiegelt auch die Situation des jungen Priesteramtskandidaten aus Marktl am Inn vor 60 Jahren wider, der seine Doktorarbeit abschließen und sich gleichzeitig auf die Priesterweihe vorbereiten musste. Noch bis zwei Monate vor der Weihe, so berichtet Ratzinger in seinen Erinnerungen, habe er an seiner Dissertation geschrieben. Er sei glücklich gewesen, als er schließlich "endlich von dieser schönen, aber drückenden Last" befreit gewesen sei, um sich in der noch verbleibenden Zeit auf die Weihe vorzubereiten.



Und dann Erholung

Nicht fehlen darf zum Priesterjubiläum der Mann, der Benedikt XVI. während der Abfassung seiner Doktorarbeit "soweit es nur irgend ging" die praktischen Vorbereitungen für die Zeit von Weihe und Primiz abnahm: sein Bruder Georg Ratzinger, der gemeinsam mit ihm geweiht wurde. Der frühere Kapellmeister der Regensburger Domspatzen ist schon vor einigen Tagen mit drei weiteren Priestern, die mit ihnen geweiht wurden, nach Rom gereist.



Erholung verspricht nach den Feierlichkeiten der Urlaub des Papstes in seiner Sommerresidenz in Castelgandolfo, zu dem er spätestens am Montag aufbricht. Vielleicht erinnert sich Benedikt XVI. hier in den Höhen der Albaner Berge in einer stillen Minute an jenes "Vöglein", möglicherweise eine Lerche, wie er in seinen Erinnerungen festhält, das sich während seiner Weihe im Freisinger Dom befand. In dem Augenblick, in dem der Kardinal ihm die Hände aufgelegt habe, sei es vom Hochaltar aufgestiegen und habe "ein kleines Jubellied" geträllert. Es sei ihm wie ein "Zuspruch von oben" erschienen, schreibt Joseph Ratzinger: "Es ist gut so, du bist auf dem rechten Weg".