Für die Organisatoren muss sich nun beweisen, dass die jahrelange Vorbereitung des Superevents sich in der Praxis bewährt. 200.000 junge Menschen müssen verköstigt und untergebracht werden. Manche wohnen in Gastfamilien, die meisten aber in Schulen, Pfarrsälen und Turnhallen. Diese Pfadfinderromantik gehört zum Weltjugendtag wie die Fahnen ihrer Herkunftsländer oder Heimatstädte, die die Pilgergruppen mit sich tragen.
Für 10.000 Pilger sind die großen Hallen im Olympiapark ihr Zuhause während der sechs WJT-Tage. "Pilgrims Village" heißt das große Lager, die eine genervte Amerikanerin "Ställe" nennt. Das ist ein wenig unfair, denn die Hallen sind hell, sauber und bestens in Schuss. Säuberlich sind in den Massenquartieren in Reih und Glied schwarze Isomatten auf dem Boden ausgelegt. Sie signalisieren: Auf diesen drei Quadratmetern kannst du dich niederlassen.
1.000 Pilger und doch leer
Am Montag hatten sich in einer der Hallen schon gut 1.000 Menschen häuslich eingerichtet, und doch wirkte sie leer. Amerikaner leben hier, Chilenen, Kanadier und 800 Samoaner. "Ich bin zufrieden", sagt Gloria aus Samoas Hauptstadt Apia. "Die samoanische Gemeinde hier in Sydney versorgt uns mit essen. Es gibt genügend Toiletten und Duschen." Der Australier David ist nach seiner ersten Nacht im Massenquartier etwas unausgeschlafen. "Wir haben die ganze Nacht kein Auge zugetan", sagt der junge Mann aus Townsville. "Die Samoaner singen und tanzen halt gerne. Da war es in der Nacht ziemlich laut."
Pfarrer Jeremy St. Martin wirkt ein wenig verloren auf dem Bahnhof Lidcombe. Er ist erst am Montag mit einer Gruppe taubstummer Pilger aus Boston eingetroffen. Es fehlt ihm noch die Orientierung in Sydney; er weiß nicht, mit welchem Zug er zu seiner Unterkunft in Ashfield kommt. Und zu allem Überdruss funktioniert sein amerikanisches Handy in Australien nicht. "Das ist ein Riesenproblem", sagt er, "denn SMS ist eine wichtiges Kommunikationsmittel mit den Taubstummen." Richtig happy ist auch er nicht mit der Unterkunft. "Wir wohnen zusammen mit 200 anderen in einer Schule. Aber es gibt nur drei Toiletten und drei Duschen."
Hauptsache das Müsli schmeckt
Auch eine Gruppe aus Bad Kreuznach hat so ihre Probleme mit der Unterkunft in einer katholischen Schule in Hornsby. "Wir haben für 150 Frauen nur 8 Duschen in Holzhütten", sagt Elisabeth Baer. Das Müsli und das Obst zum Frühstück finden sie prima - aber über die weichen Schlabberbrötchen sind sie entsetzt. "Die kann man vergessen." Die jungen Deutschen klagen auch über die kalten Nächte.
Kunststück: In Australien ist Winter, und je nach Stadtlage können die Temperaturen auf unter zehn Grad sinken. Heizungen gibt es keine.
380 Pilger aus Frankreich kamen am Montagmorgen aus Canberra in Sydney an - und erfuhren, dass die vorgesehene Herberge im St. Ignatius Kolleg in Riverview "leider nicht zur Verfügung" stehe. Am Abend des 14. Juli war noch immer kein Ersatz gefunden - was aber die Franzosen nicht abhielt, mit Gesang und Fröhlichkeit in Sydneys Hyde Park den französischen Nationalfeiertag zu feiern.
Einfach cool
Von solchen und anderen Kleinigkeiten - eine Gruppe hatte ihr gesamtes Gepäck verloren - lassen sich Weltjugendtagspilger nicht die gute Laune verderben. "So sind Weltjugendtage eben", befindet Karsten Spenger. Die anderen Kreuznacher nicken und sind sich einig:
"Australien ist einfach cool und die Australier superfreundlich."
Wie Pilger beim Weltjugendtag in Sydney wohnen
Tanzende Samoaner und obdachlose Franzosen
Die Stimmung in Sydney ist prächtig. In der ganzen Stadt wird getanzt, gesungen, gebetet. Mehr als 200.000 Pilger aus 170 Ländern sind zum katholischen Weltjugendtag (WJT) eingetroffen - und der australische Winter zeigt sich von seiner besten Seite. Pünktlich zum WJT ist die fast eisige Zeit der vergangenen Wochen frühlingshaften Temperaturen gewichen. Der Himmel ist tiefblau, die Sonne lacht, selbst der meist kühle Wind ist sanfter geworden.
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