Wie junge Menschen zum Valentinstag stehen

"Schade, dass die Liebe nur an einem Tag so gefeiert wird"

Was hat der 14. Februar mit der Liebe zu tun? Warum feiert man weltweit den Valentinstag und was bedeutet er jungen Menschen heute? Die Gespräche mit ihnen fördern Erstaunliches und Kritisches zutage.

Autor/in:
Rocco Thiede
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"Das Valentinsfest ist ein Fest der Liebe", sagt die achtjährige Lorenza. Sie ist Schülerin der katholischen Grundschule St. Hedwig im brandenburgischen Petershagen und dort gibt es für die Kinder immer am 14. Februar eine kleine Aufmerksamkeit: "Wir bekommen ein Herz geschenkt, mit unserem Namen".

Auch für Aron (33) aus Kiel ist der Valentinstag "mit der Liebe verbunden, ähnlich wie die Feiertage zu Weihnachten". Bisher hat der junge Mann den Valentinstag kaum gefeiert, da er in keiner festen Beziehung war. Das ist nun anders, "weil ich meine Freundin liebe und in diesem Jahr Vater werde". Auch ein Kind zu lieben und die Familie, das sei für ihn am Valentinstag sehr wichtig, stellt Aaron klar, der als Klavierlehrer arbeitet.
Für den 18jährigen Abiturienten Konstantin aus Woltersdorf sei das Ganze "nur Geldmacherei. Ich halte nicht viel vom Valentinstag. Man kann an jedem Tag seine Freundin lieben und muss nicht ausgerechnet diesen einen Tag so zelebrieren".

"Den Hintergrund kenne ich ehrlicherweise gar nicht" 

Nur warum man eigentlich den Valentinstag feiert, wissen Aron und Konstantin nicht so genau. "Den Hintergrund kenne ich ehrlicherweise gar nicht", gibt Aron zu. Vermutlich geht es vielen anderen Menschen ebenfalls so in Deutschland: Sie schenken ihrer Frau oder ihrem Mann etwas zum Valentinstag. Nur seine Geschichte, die kennen sie nicht. 

Was hat der 14. Februar mit der Liebe zu tun? Woher kommt der Brauch, an diesem Tag Geschenke zu machen oder Blumen zu schenken? Warum feiert man weltweit den Valentinstag und was bedeutet er jungen Menschen heute? Die Gespräche mit ihnen förderten Erstaunliches und Kritisches zutage.

"Vor allem eine Konsumveranstaltung" 

Für Torben (27) aus Lichtenberg ist der Valentinstag "vor allem eine Konsumveranstaltung. Soweit ich weiß, wurde er von Blumenhändlern erfunden, weil der Absatz von Blumen um den 14. Februar am höchsten im Jahr ist." Ganz unrecht hat Torben mit den Blumen nicht. Nur eine Erfindung der Blumenhändler ist der 14. Februar keinesfalls. Dennoch haben sich Supermärkte und Blumenhändler diesen Tag ganz dick und rot im Kalender angestrichen: denn am 14. Februar werden in Deutschland so viele Blumen verschenkt, wie an keinem anderen Tag im Jahr. Auch wenn Torben den Valentinstag kritisch sieht, wird er seiner Freundin am 14. Februar etwas schenken: "Ja, auch ich werde Blumen kaufen", sagt er lachend, "ist auch schön, wenn man so einen Tag hat".

St. Valentin: "Mehr Fragen und Spekulationen als gesicherte Antworten"

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Zurück zu Lorenza. Was hat sie im Religionsunterricht über das Leben des Heiligen Valentin bisher gelernt? "Eigentlich nicht so viel", gibt sie offen und ehrlich zu. Hier dürfte sie sich in guter Gesellschaft befinden. Also ein paar Hintergründe. In der Kirchengeschichte finden sich Antworten auf die Frage nach der Herkunft zum Valentinstag. Nur eindeutig ist die Geschichte nicht, weil es gleich mehrere Männer gab, die als Heiliger Valentin verehrt wurden. Der eine war zum Beispiel römischer Priester, ein anderer Bischof von Terni im Latium. Um das Leben von Valentin ranken sich mehr Fragen und Spekulationen als gesicherte Antworten. Laut dem Heiligenlexikon haben sich in der Überlieferung die Lebens- und Leidenswege von mindestens drei verschiedenen Märtyrern namens Valentin miteinander verschmolzen. Deshalb gibt es über Europa verteilt in diversen Kirchen und Klöstern, Reliquien, also heilige Knochen, von St. Valentin, die dort bis heute verehrt werden.

Hanna ist 27 Jahre alt und kommt aus der Nähe von Stuttgart, heute lebt sie in München. Bei ihr zu Hause wurde der Valentinstag nie gefeiert und hatte in der Familie und für ihre Eltern keine große Bedeutung, "denn der Liebe muss man nicht nur an diesem Tag gedenken". Jeden Tag im Jahr sollte man so leben, wie man es in seiner Partnerschaft für richtig hält. Für Hanna bedeutet Liebe, "dass man einen Menschen findet, bei dem man die Person sein kann, die man immer ist, ohne sich verstellen zu müssen und sich einfach fallen lassen kann". Auch sie hat zum Valentinstag schon einmal von einem Partner eine Überraschung bekommen. Sie selbst wurde ebenso Schenkende "aber dann so Dinge, wo man gemeinsam abends was unternimmt, wie zum Beispiel in die Oper oder ins Theater gehen". 

Blumen und Ehe

Die Blumen haben offenbar tatsächlich etwas mit dem Heiligen Valentin zu tun. Einer derjenigen, die als Heiliger Valentin verehrt wurden, ist Valentin von Terni, der 175 nach Christus geboren und später Bischof von Rom wurde. Er soll sich über ein Verbot des römischen Kaisers hinweggesetzt haben, was besagte: Soldaten dürfen nicht heiraten. Er traute sie dennoch. Schenkte ihnen dazu Blumen – eine Geste, die sich bis heute erhalten hat. Die von ihm geschlossenen Ehen sollen unter einem guten Stern gestanden haben. Unter Kaiser Aurelian wurde Valentin verhaftet, gefoltert, und schließlich am 14. Februar 269 enthauptet. So wurde er zum Märtyrer und sein Festtag als Patron der Liebe ist bis heute der 14. Februar. In den Katakomben beigesetzt, pilgerten im Mittelalter viele Gläubige an sein Grab. Auch heute noch kann an seiner mit Blumen bekrönte Schädeldecke in der Kirche Santa Maria in Cosmedin an der Piazza Bocca della Verità in Rom gebetet werden. 

Globalisierte Formen der Valentinsbräuche

Auch wenn sich der Ursprung des Valentinstags nicht mehr gesichert nachvollziehen lässt, wird er in vielen Ländern gefeiert. In Großbritannien werden zum Beispiel besondere Karten von verliebten Männern an die Frauen ihrer Herzen verschickt. Neben einigen lokalen Traditionen spricht die Sozialforschung von "globalisierten Formen der Valentinsbräuche" und dazu gehören weltweit eben Süßigkeiten und Blumen, wie auch Antonia Hahn (18) aus Köpenick bestätigt. "Ich habe schon Blumen geschenkt bekommen und ich habe auch einmal was verschenkt: Pralinen und einen persönlichen Brief". Dennoch sieht auch Antonia den Valentinstag kritisch: "Es ist eine nette Idee und wer es schön findet, sollte es nutzen". Als Liebesbeweis braucht das junge Mädchen, die an der Humboldt-Uni in Berlin Geografie studiert, diesen Februartag nicht, "weil man sich das ganze Jahr über zeigen kann, wie sehr man sich liebt. Die kleinen Gesten im Alltag machen doch jede Beziehung aus". Für sie sei es wichtiger, sich täglich gegenseitig mit Kleinigkeiten zu überraschen. Wer sich liebt, braucht keinen Valentinstag!" 

Und die Geweihten?

Was ist eigentlich Liebe? Beim Valentinstag denkt man an verliebte Paare, rote Rosen und kitschige Herzen. Dass die Liebe aber eine viel tiefere Dimension hat, bleibt dabei meist im Hintergrund. Berufen zu Liebe sind nicht nur Paare, sondern auch Menschen, die sich ganz Gott geweiht haben. 

Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz / © Julia Steinbrecht (KNA)
Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Italien: "Überall in den Läden hängen rote Herzen" 

Andere Länder, andere Sitten. In Italien hängen seit Jahren die Verliebten am 14. Februar zusammen kleine Schlösser mit ihrem Namen an Brücken auf. Diese Liebesschlösser finden sich mittlerweile in ganz Europa und werden unabhängig vom Valentinstag an jedes freie Geländer angebracht. An denkmalgeschützten Orten werden diese Liebesschlösser von den Behörden schnell wieder abgetrennt – zum Verdruss der Liebenden. 

Das hat auch Luise (29) beobachtet, die in Leipzig geboren wurde. Sie lebt und arbeitet heute in Berlin und Como. "Überall in den Läden hängen rote Herzen. Am Morgen wünschen sich die Paare: "Tanti auguri per San Valentino" – "alles Gute zum Valentinstag". Viele würden das Fest "sehr, sehr groß feiern. Paare schenken sich Riesen-Teddybären. Abends treffen sie sich beim Candle-Ligth-Dinner zum Essen". Auch Luise hat vor einigen Jahren am 14. Februar von ihrem damaligen Freund ein Kuscheltier zusammen mit einem goldenen Ring als Überraschung erhalten. Sie findet es aber "schade, dass die Liebe nur an einem Tag so gefeiert wird und nicht an jedem!"

USA: "Happy Valentins Day!"

"Happy Valentins Day!", ruft Rosa (24) in den Raum. Die in Neukölln geborene Jurastudentin war ein Jahr lang Austauschschülerin in den USA. Bei den Amerikanern spielt der 14. Februar "eine sehr große Rolle und die Familien bereiten sich Wochen lang darauf vor". Der Valentinstag sei in den USA viel mehr präsent als in Deutschland, so ihre Erfahrung aus Minnesota. Aber auch hierzulande wird seine Wirkung immer stärker. "Das ist sicher gut für die Wirtschaft, aber für mich hat das wenig mit Liebe zu tun. Ich finde, man sollte denjenigen, den man liebt und gerne hat, jeden Tag etwas Gutes tun und immer an ihn denken", hebt Rosa hervor. Das sei viel mehr Wert, "als dieser eine Tag, der durch die Werbung so hochgepuscht wird."

Hat der Valentinstag für junge Erwachsene heute noch etwas mit seiner Geschichte und der Kirche zu tun? „Ich denke Nein“, sagt Luise, „das alles hat gar nichts mehr mit dem Christentum zu tun. Es ist vielerorts ein Konsumfeiertag und leider weniger ein Internationaler Tag für den Glauben an die Liebe.“

Quelle:
DR