Wie Glaube Leben und Werk von Schriftstellerin Jane Austen geprägt hat

"Subtiler als andere Autorinnen der Zeit"

Vor 250 Jahren wurde die Schriftstellerin Jane Austen geboren. Ihre Romane gelten als weltlich und kreisen um Liebe und Geld. Weniger bekannt ist, dass Austen als Pfarrerstochter aufwuchs. Welche Rolle spielte Religion in ihrem Leben?

Autor/in:
Dagmar Peters
Ein Schild verweist auf Jane Austen's House in Chawton, Hampshire, Großbritannien / © Li Ying/XinHua (dpa)
Ein Schild verweist auf Jane Austen's House in Chawton, Hampshire, Großbritannien / © Li Ying/XinHua ( dpa )

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt denn Religion im Leben von Jane Austen?

Prof. Dr. Sandra Dinter (Juniorprofessorin für Britische Literatur und Kultur an der Uni Hamburg): Sie ist als Pfarrerstochter durchaus in einem religiösen und kirchlichen Umfeld groß geworden. Aus ihren Briefen, die gut überliefert sind, wissen wir, dass sie täglich mit der Familie gebetet hat, wöchentlich an Gottesdiensten teilgenommen hat und auch privat Predigten gelesen hat. Als Mitglied der Anglikanischen Kirche war sie durchaus gläubige Christin und sehr aktiv in diesem Umfeld. Einige andere Familienmitglieder waren auch in der Kirche aktiv.

Sandra Dinter

"Über das Setting und die Charaktere hinaus bedient sie sich auch vieler christlicher Vorstellungen. Sie tut das subtiler als andere Autorinnen der Zeit, die aus der Bibel zitieren".

DOMRADIO.DE: In ihren Romanen geht es viel um Beziehungen und um soziale Regeln. Setzt sie sich darin auch mit religiösen Vorstellungen auseinander?

Dinter: Sie wäre keine Schriftstellerin, die ich auf den ersten Blick mit Religionen assoziieren würde. Dennoch spielen alle ihre Romane in kirchlichen Gemeinden im ländlichen England und viele der Charaktere sind Geistliche. Zum Beispiel Mr. Elton in "Emma" oder Mr. Collins in "Pride and Prejudice". Über das Setting und die Charaktere hinaus bedient sie sich auch vieler christlicher Vorstellungen. Sie tut das subtiler als andere Autorinnen der Zeit, die aus der Bibel zitieren. 

DOMRADIO.DE: Was zeigt die Forschung heute?

Dinter: Die neueste Forschung zeigt, dass Austen nicht nur eine säkulare Schriftstellerin war, sondern auch das Prinzip der göttlichen Vorsehung als ein richtiges Handlungselement benutzt und ihre Romane danach strukturiert. Sie setzt sich auch mit dem christlichen Menschenbild und den christlichen Werten auseinander. All das ist da. Die neueste Forschung zeigt somit, dass Religion durchaus ein wichtiges literarisches Thema für Austin war.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR

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