Wie geht es weiter in Venezuela?

 (DR)

Nachdem sich Venezuelas Parlamentschef Juan Guaidó zum Interims-Präsidenten erklärt hat, spitzt sich der Machtkampf in dem südamerikanischen Land zu. Kurz darauf stellten sich die USA, die EU, die Organisation Amerikanischer Staaten sowie zahlreiche lateinamerikanische Regierungen hinter den 35-Jährigen. Das Weiße Haus rief Maduro am Mittwoch (Ortszeit) zu einer friedlichen Machtübergabe auf und drohte dem Sozialisten andernfalls mit schweren Konsequenzen. Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter wollte am Mittwoch auf Nachfrage auch eine militärische Option nicht ausschließen.

Staatschef Nicolás Maduro sprach dagegen von einem Staatsstreich und warf den USA vor, eine Marionettenregierung einsetzen zu wollen. Maduro brach nach der Solidaritätsnote der USA für Guaidó die diplomatischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten ab und verwies deren diplomatisches Personal des Landes. Guaidó forderte das Personal der in Caracas ansässigen Botschaften dagegen zum Bleiben auf. Anderslautende Anweisungen sollten ignoriert werden. US-Außenminister Mike Pompeo erklärte, er werde das diplomatische Personal zunächst nicht aus der Botschaft in Caracas abziehen.

Wer ist auf Maduros Seite?

Im eigenen Land kann Maduro noch immer auf die Unterstützung des mächtigen Militärs zählen. Auch seine Verbündeten in Bolivien und Kuba halten noch zu dem Sozialisten, dessen Land über die größten Erdölreserven der Welt verfügt. Russland, China, die Türkei und Iran stützen Maduro ebenfalls.

Russland verurteilte am Donnerstag die US-Unterstützung für Guaidó. Washington vernachlässige die Normen und Grundsätze des Völkerrechts. Der Kreml betonte, man beobachte die Situation in Venezuela sehr genau. Man sei aber besorgt, dass andere Staaten in die internen Probleme des Landes eingreifen würden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Tass zufolge. Auch er erklärte, Russland sehe Maduro als legitimen Staatschef an.

China rief im Machtkampf in Venezuela zur Zurückhaltung auf und warnte besonders die USA vor einer Einmischung. Alle Seiten lehnten entschieden eine militärische Intervention in Venezuela ab, sagte Außenamtssprecherin Hua Chunying am Donnerstag. Auch Sanktionen würden nicht helfen, "praktische Probleme zu lösen".

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan stellte sich ebenfalls hinter Maduro. Er habe ihm in einem Telefonat die Unterstützung der Türkei zugesichert, teilte Erdogans Sprecher, Ibrahim Kalin, in der Nacht zu Donnerstag auf Twitter mit. Erdogan habe gesagt: "Mein Bruder Maduro! Stehe aufrecht, wir sind an Deiner Seite." Auch Teheran steht weiter hinter Maduro.

Wer ist auf Guaidós Seite?

Guaidó erhielt indes Unterstützung nicht nur aus den USA, sondern auch aus Brüssel. Die Europäische Union unterstütze die von Guaidó geführte Nationalversammlung "als demokratisch gewählte Institution, deren Befugnisse wiederhergestellt und respektiert werden müssen", erklärte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. EU-Ratspräsident Donald Tusk schrieb auf Twitter: "Im Gegensatz zu Maduro verfügt das Parlament, Juan Guaidó eingeschlossen, über ein demokratisches Mandat der venezolanischen Bürger."

Mit Spannung wird erwartet, ob sich Papst Franziskus auf dem Weltjugendtag in Panama zu der schweren Krise in Venezuela äußern würde. Das Wort des Kirchenoberhaupts hat im katholisch geprägten Lateinamerika großes Gewicht. (dpa, 24.01.2019)