Wie finden Menschen in Kenia zum Glauben?

Aus dem Nichts entsteht eine neue Kirche

Wie werden Menschen Christen? Mit der Frage beschäftigt sich die Kirche weltweit – auch in Kenia. Die Diözesanstelle Weltkirche des Erzbistums Köln ist auf Partnerbesuch und erzählt, was den Menschen in Ost-Afrika wichtig ist.

Eine Kirche in Kenia, aus verschiedenen Materialien gebaut / © Ammann (Erzbistum Köln)
Eine Kirche in Kenia, aus verschiedenen Materialien gebaut / © Ammann ( Erzbistum Köln )

DOMRADIO.DE: Zu Beginn Ihrer Reise stand ein Treffen mit einem der Weihbischöfe des Erzbistums Köln auf dem Programm. Zurzeit ist Weihbischof Dominikus Schwaderlapp ja in einer Auszeit in Kenia, wo er als einfacher Seelsorger arbeiten möchte.

Nadim Ammann, Leiter des der Diözesanstelle Welkirche-Weltmission im Erzbistum Köln (KNA)
Nadim Ammann, Leiter des der Diözesanstelle Welkirche-Weltmission im Erzbistum Köln / ( KNA )

Nadim Ammann (Leiter der Diözesanstelle Weltkirche-Weltmission im Erzbistum Köln): Genau, wir haben den Weihbischof besucht und haben ihn als Assistenzpriester in der Pfarrei Changamwe getroffen; und es geht ihm da sehr gut. Er hat sich da sehr gut eingelebt und es ist sehr schön auch zu erleben, wie stark er im Gemeindeleben aktiv ist. Die Kinder schätzen ihn sehr. Die Jugendlichen sprechen mit ihm und er mit ihnen. Man merkt, dass er da sehr stark in seinem Element ist.

DOMRADIO.DE: Jetzt waren Sie auch in der Hauptstadt Nairobi. Ein kurzer, aber intensiver Besuch?

Ammann: In der Tat, wir waren auf einem Zwischenstopp in Nairobi und haben dort den Slum Kibera besucht. Wir waren bei "Den Kleinen Schwestern Jesu" zu Besuch, und die haben uns mehrere Stunden im Slum begleitet, das war sehr beeindruckend. Wir sind zum Teil über Müll gegangen, das ist einfach ein Slum. Da leben die Menschen in Wellblechhütten, in einfachsten Verhältnissen.

Das Beeindruckendste für uns war eigentlich – wir haben vier Familien besucht – mit welcher Herzlichkeit sie uns empfangen haben und uns gesagt haben: Kommt doch wieder! Etwas, was man so nicht erwarten würde. Die müssen da tagtäglich um ihr Überleben kämpfen. Wir werden die "Kleinen Schwestern" in Zukunft wohl unterstützen. Die leben nämlich auch sehr einfach, so wie es sich eben in einem Slum lebt. Sie brauchen da ein bisschen Unterstützung, um wenigstens mit Solarenergie auch warmes Wasser zu haben. Der Wasserturm, der wirklich die letzte Fläche noch zugebaut hat, der müsste versetzt werden. Also solche Sachen werden wir jetzt da mit den Schwestern umsetzen.

Burkhard Lemke und Nadim Ammann in einem Slum in Kibera. / © Ammann (Erzbistum Köln)
Burkhard Lemke und Nadim Ammann in einem Slum in Kibera. / © Ammann ( Erzbistum Köln )

Nadim Ammann

"Zu erleben, wie sich da Mission neu gestaltet und mit den Menschen zusammen eben etwas neu aufgebaut wird, das ist natürlich in unserer heutigen Zeit total spannend."

DOMRADIO.DE: Jetzt kommen Sie gerade aus Nariatokome. Welche Projekte haben Sie dort besucht?

Ammann: Nariatokome liegt ganz im Norden, an der Grenze zu Äthiopien, in der Region Turkana. Es ist ganz arg trocken, und da hat ein spanischer Ordensgründer, Pater Paco, einen Orden gegründet: Die Missionare von Sankt Paul, dem Apostel. Und die haben dort Missionen aufgebaut. Zu erleben, wie sich da Mission neu gestaltet und mit den Menschen zusammen eben etwas neu aufgebaut wird, das ist natürlich in unserer heutigen Zeit total spannend. Einfach zu erleben, wie Menschen so zum Glauben kommen und auch mit welchen Mühen das verbunden ist, das ist überhaupt nicht einfach. Da gibt es ja nichts.

Sie bauen aus dem Nichts heraus ihre Häuser auf, ihre Mission und die Kirchen – mit lokalem Material natürlich. Man importiert das nicht, sondern mit den lokalen Steinen wurde dann im eigenen Stil etwas aufgebaut. Es sind sehr schöne Kirchen und es ist einfach eine sehr schöne Mission. Und wenn man dann um 19 Uhr, mitten in der Woche, da in der Kirche ist, und dann kommen auch junge Menschen zum Werktagsgottesdienst, dann steht man da einfach mit offenem Mund und staunt nur.

Nadim Ammann

"Und ganz wichtig ist einfach die Glaubensvertiefung. Die Menschen bleiben den ganzen Samstag und den Sonntag auch nach der Messe noch da und dann findet Katechese statt."

DOMRADIO.DE: In Kenia sind 85 % der Bevölkerung Christen. Wie lebendig erleben Sie den katholischen Glauben dort?

Ammann: Als sehr lebendig. Das ist so eine Freude. Manchmal hat man Tendenzen auch zu pauschalisieren, aber das ist einfach so, wenn man in den verschiedenen afrikanischen Ländern ist, ist bei der Musik auch immer ein bisschen Tanz da. Da singen einfach die Chöre so schön. Und auch bei Weihbischof Schwaderlapp kann man das in der Pfarrei erleben, wie die Menschen am Samstag zusammenkommen und die Chöre üben. Wir haben so viele Chöre gesehen, die üben mit so vielen wunderbaren Stimmen. Da passiert so viel im Gottesdienst, dass man einfach auch mitgenommen wird.

Gottesdienstfeier und Katechese in Kenia / © Ammann (Erzbistum Köln)

Und ganz wichtig ist die Glaubensvertiefung. Die Menschen bleiben den ganzen Samstag und den Sonntag auch nach der Messe noch da und dann findet Katechese, Glaubensunterricht, statt. Da sind die verschiedenen Gruppen, die verschiedenen Altersgruppen, die sich mit der Katechese, mit dem Glauben, beschäftigen. Da können sie sich dann auch mit jedem einfach unterhalten und jeder weiß Bescheid. Das ist ja bei uns manchmal so ein bisschen schwierig, weil wir nicht so gut und so bibelfest sind. Das ist etwas, was einfach schön ist, die Weltkirche so zu erleben, weil man einfach sieht, so geht es auch. Ganz, ganz arg wichtig, das ist eben noch mal immer wieder gesagt worden, das sind die kleinen christlichen Gemeinschaften. Die ganze Gemeindearbeit baut sich über die kleinen christlichen Gemeinschaften auf und das ist ein ganz starkes Laienengagement. Dadurch lebt die Kirche einfach.

Das Interview führte Martin Mölder.

Quelle:
DR