Wie die Münsterschwarzacher Benediktiner mit der Krise umgehen

"Yes, we can"

"Wir haben in den letzten Jahren einiges durch Geldgeschäfte verdient", sagt Pater Anselm Grün und fügt hinzu: "Das wird nun schwieriger werden." Grün ist als Cellerar für die Finanzen des Benediktinerklosters Münsterschwarzach verantwortlich. Manches Hoch und Tief hat er schon erlebt. Schlaflose Nächte scheint ihm die derzeitige Finanzkrise nicht zu bereiten.

Autor/in:
Christian Wölfel
 (DR)

"Wir müssen halt etwas sparsamer leben oder mit unseren Produkten mehr verdienen." Gottvertrauen könne jetzt helfen, empfiehlt der bekannte Buchautor. "Nicht dass Gott das jetzt richtet, aber das Vertrauen auf Gott relativiert diese ganzen Geschäfte."

Nicht nur Grün und seine Mitbrüder müssen ihr Geschäftsgebaren überdenken. Auf gute Zinseinnahmen haben in den vergangenen 20 Jahren nämlich viele Ordensgemeinschaften gesetzt. Sie seien zu einer wichtigen Geldquelle geworden, erläutert Bruder Stephan Veith. Durch den Rückgang des Ordenspersonals und die Zunahme an weltlichen Beschäftigten seien viele Aufgaben daraus finanziert worden. In Münsterschwarzach kümmert sich Veith vor allem um Missionsprojekte. Doch der gelernte Steuerberater ist für einige Klöster auch ein gefragter Experte, und das eben nicht nur in Sachen Abgaben.

Anrufe aus anderen Klöstern
Seit Beginn der Finanzkrise gehen bei dem Benediktiner immer wieder Anrufe aus anderen Klöstern ein. "Die meisten waren nicht mit einem Jammerton verbunden", berichtet der Steuerberater in Kutte und zitiert den ehemaligen Tennisprofi Andre Agassi: "Man kann im Leben nach Entschuldigungen suchen oder nach Inspirationen. Ich suche nach Inspiration." Die Krise sei für die Gemeinschaften auch Herausforderung und Aufforderung zur Klärung über Finanzgebahren und weiteres Wirtschaften.

Dass es diese gibt, daran lässt Veith keinen Zweifel. Allein die Preise für die eigenen Produkte richtig zu kalkulieren, könne schon ein Anfang sein. "Wenn ich an Schwesterngemeinschaften mit Handwerksbetrieben denke, etwa einer Paramentenwerkstatt: Die Schwestern verdienen fast gar nichts mehr an diesen Arbeiten." Auch der Einsatz von weltlichem Personal will genau bedacht sein. Empfehlungen vom Steuerexperten: "Personalkraft sinnvoll nutzen, nicht ausnutzen. Klare Stellenbeschreibungen, klare Abläufe."

"Wachstum ohne eine Maßlosigkeit, die nicht solide ist"
Natürlich dürfe man die Zinsen nicht ganz vergessen. Nicht ins spekulative Geschäft gehen, aber doch mit der Bank klug verhandeln, rät Veith. "Da kann man dann ein halbes oder ganzes Prozent mehr rausholen." Auch Industrieanleihen könnten immer noch fünf bis sechs Prozent abwerfen, natürlich nur wenn die Betriebe ethisch arbeiteten. Übermäßige Gewinne seien jedoch vorbei, ist auch Grün überzeugt. Es werde in Zukunft ein langsameres Wachstum geben, ohne eine Maßlosigkeit, "die nicht solide ist".

In der Gemeinschaft in Münsterschwarzach werde offen über die Folgen der Wirtschaftskrise für den Orden diskutiert, berichtet Veith. Gemeinsam suchten die Mönche nach Sparpotenzialen und neuen Erlösquellen. Wie in einem Unternehmen sei es auch hier wichtig, an die eigenen Mitarbeiter zu glauben und ihnen zuzuhören. "Firmenleitungen leiden unter Betriebsblindheit, ich auch", meint der Steuerberater und zitiert wieder einen prominenten Amerikaner: "Yes, we can - nur wir gemeinsam können es und nicht ich alleine."