Wie der neue Erzbischof von Köln gewählt wird

Über Dreier-Listen zu dem einen Kandidaten

Papst Franziskus hat am Freitag den Rücktritt des Kölner Erzbischofs, Joachim Kardinal Meisner, angenommen. Erfahren Sie hier, wie es weitergeht bis zur Wahl eines Nachfolgers.

Autor/in:
Andreas Otto
 (DR)

Was passiert, wenn der Papst den Rücktritt von Kardinal Joachim Meisner als Kölner Erzbischof angenommen hat?

Zunächst wählt das Kölner Domkapitel innerhalb von acht Tagen entsprechend den Vorgaben des Kirchenrechts einen sogenannten Diözesanadministrator - einen Priester, der mindestens 35 Jahre alt ist. Dieser leitet übergangsweise das Erzbistum. Er hat die Rechte und Pflichten eines Diözesanbischofs, darf aber keine Entscheidungen grundsätzlicher Art treffen, die den neuen Bischof in seiner Amtsausübung langfristig binden würden. Die Amtszeit des Administrators endet mit der Einführung des neuen Bischofs.

Wie wird ein neuer Erzbischof gefunden?

Für Köln maßgeblich ist das Preußenkonkordat von 1929, das mehrere Stufen für die Bischofswahl vorsieht. Zunächst schlagen mehrere Akteure Kandidaten vor und erstellen entsprechen Listen. Zum einen ist der Nuntius, der Vertreter des Papstes in Deutschland, am Zug.

Weiter sind die Bischöfe gefragt, deren Diözesen wie Köln auf dem Gebiet des ehemaligen Preußen liegen. Dazu gehören die Oberhirten von Aachen, Berlin, Erfurt, Essen, Fulda, Görlitz, Hamburg, Hildesheim, Limburg, Magdeburg, Münster, Osnabrück, Paderborn und Trier. Nicht zuletzt soll auch das Kölner Domkapitel Kandidaten benennen.

Wie findet das Domkapitel seine Kandidaten?

Das derzeit aus 15 Personen bestehende Domkapitel will laut Dompropst Norbert Feldhoff drei, vielleicht aber auch mehr Personen empfehlen.

Zur Erstellung der Kandidatenliste notiert jeder Domkapitular fünf Namen auf einen Zettel. Die Wahlgänge werden solange fortgesetzt, bis es genügend Personen mit absoluter Mehrheit gibt.

Was geschieht mit den Vorschlagslisten von Domkapitel, Bischöfen und Nuntius?

Alle Vorschläge gehen beim Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, ein. Er holt in einem "Informativprozess" diskret Erkundigungen über die in den Blick genommenen Geistlichen ein. Im nächsten Schritt gibt der Papstbotschafter eine Empfehlung in Form einer Dreierliste ab. Diese "Terna" schickt er zusammen mit den anderen Vorschlägen zur Bischofskongregation nach Rom.

Was macht die Bischofskongregation mit den Vorschlägen?

Das Gremium stellt aus allen Namen seine Dreierliste zusammen, die eine ganz andere sein kann als die des Nuntius. Diese Dreierliste geht dann an den Papst, der die Namen akzeptieren oder durch andere ersetzen kann. Hat der Papst die Dreierliste endgültig festgelegt, gelangt diese über den Nuntius an das Domkapitel.

Was macht das Domkapitel mit der Dreierliste des Papstes?

Das Domkapitel wählt aus den drei Kandidaten den neuen Erzbischof. In einer ersten Sitzung gibt es maximal zwei Wahlgänge. Vereint keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit (8 von 15 möglichen Stimmen) auf sich, findet eine neue Sitzung mit einem dritten und eventuell vierten Wahlgang statt. Ab dem dritten Wahlgang wird nur noch zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen entschieden.

Sollten beim zweiten Wahlgang alle drei Kandidaten die gleiche Stimmenzahl erreicht haben, bleiben nur die beiden Älteren im Rennen.

Wenn aus dem dritten Wahlgang immer noch kein Erzbischof mit der Stimmenmehrheit aller Kapitelmitglieder hervorgeht, erfolgt ein vierter Wahlgang. Ab diesem reicht die einfache Mehrheit. Bei Stimmengleichheit zwischen den beiden Kandidaten fällt die Wahl auf den Älteren.

Wann wird der Name des neuen Erzbischofs bekanntgegeben?

Bevor ein Name genannt werden kann, sind die Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz als Rechtsnachfolger Preußens über "Bedenken politischer Art gegen den Gewählten" zu befragen.

Überdies ist der Nuntius zu informieren und die Zustimmung des Betroffenen einzuholen. Erst dann kann der Papst den neuen Erzbischof ernennen und der "Decke Pitter" in Köln läuten.


Quelle:
KNA