Wettbewerb stärkt die regionale Flanke der Kurzfilmtage Oberhausen

Neue Plattform für Filmemacher aus NRW

Schon seit 1998 gaben die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen mit dem Programmblock "Profil NRW" jungen Filmemachern aus Nordrhein-Westfalen die Möglichkeit, ihre besten Arbeiten zu präsentieren. In diesem Jahr erweitert das älteste Kurzfilmfestival der Welt dieses Angebot und zeigt erstmals einen NRW-Wettbewerb, in dem ausschließlich Produktionen aus dem Heimatland der Kurzfilmtage konkurrieren. Die 53. Festivalausgabe geht vom 30. April bis 5. Mai über die Bühne.

Autor/in:
Reinhard Kleber
 (DR)

Eine neu eingerichtete Jury kann Preisgelder in Höhe von 1500 Euro vergeben, die von der NRW.Bank gestiftet werden. 225 Einreichungen sichtete die Auswahlkommission und wählte zehn Kurzfilme aus, von denen sieben aus Köln stammen. Damit zeige Köln, dass sie eindeutig das Zentrum des Filmgeschehens im Lande sei, erklärte ein Sprecher der Kurzfilmtage. Die Fachhochschule Dortmund ist mit zwei Arbeiten vertreten. Mit dem Wettbewerb reagieren die Kurzfilmtage, die zu den größten und wichtigsten Kurzfilmfestivals der Welt zählen, auf den stetigen Zuwachs der Kurzfilmproduktion an Rhein und Ruhr.

«In den vergangenen fünf Jahren hatten wir die komfortable Situation, dass viele recht interessante Arbeiten aus NRW vorlagen, und zwar aus allen Genres», sagt Festivalchef Lars Henrik Gass. Wichtiger noch: «Es gab auch genug Substanz für einen Wettbewerb.» In den vorhandenen Programmformaten habe man aber zu wenig NRW-Filme zeigen können. Die positive Entwicklung resultiert nach Ansicht von Gass aus einer Professionalisierung der Filmbranche, Festivals, Institutionen und nicht zuletzt der Filmhochschulen im Lande. Mittlerweile sei NRW neben Berlin-Brandenburg und Bayern «eines der bedeutenden Filmländer in Deutschland». Da sei es nur folgerichtig, wenn das größte Filmfestival des Landes «den Filmstandort auch auf einer internationalen Plattform entsprechend darstellt».

Auffällig ist, dass kaum einer der ausgewählten Filme in NRW spielt. «Die Filmemacher gehen in die USA, nach Kuba, nach Polen oder in die Schweiz», sagt der Leiter des Deutschen Wettbewerbs, Carsten Spicher. Nur ein einziger Film, Dominik Leubes Dokumentarfilm «DSW», zeige mit Straßenbahnarbeitern in Dortmund eine regionale Szenerie. Dagegen zog es vor allem die Studenten der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) in die Welt hinaus. Andrzej Król drehte seine ambitionierte Kurzspielfilmetüde «Birthday» über einen betrunkenen Familienvater in Polen, während Hannes Lang seine Dokumentation «Leavenworth, WA» in den USA realisierte. In statischen Bildkompositionen porträtiert er die Bewohner eines Provinznestes im Bundesstaat Washington, das seinen Einwohnerschwund damit stoppte, dass es sich als urbayerische Idylle ausstaffierte, Trachtenkapelle und Bierseidel eingeschlossen. Jetzt kommen pro Jahr zwei Millionen Touristen.

Michael Koch wiederum siedelte sein sensibles Familiendrama «Polar» über eine brüchige Vater-Sohn-Beziehung, das gerade auf dem Filmfest Dresden einen «Goldenen Reiter» gewonnen hat, in den rauen Schweizer Bergen an. Koch findet die Idee eines neuen NRW-Wettbewerbs in Oberhausen «super», weil die Filmemacher aus der Region somit «mehr Aufmerksamkeit bekommen». Da Kurzfilme als Vorfilme im Kino keine Rolle mehr spielten und im Fernsehen ins Nachtprogramm verbannt würden, seien Kurzfilme fast nur noch auf Festivals zu sehen. Sein Fazit: «Je mehr Festivals und Plattformen, umso besser.»