Werbeberater sieht in Klimaprotesten Heiligen-Inszenierung

"Sicher kein Zufall"

Die mediale Selbstinszenierung der "Letzten Generation" fußt nach Ansicht von Werbeberater Christian Mikunda vor allem auf der Stilisierung als Opfer. Er sieht darin Parallelen zu Darstellungen von Märtyrern.

"Letzte Generation" blockiert Verkehr / © Hendrik Schmidt (dpa)
"Letzte Generation" blockiert Verkehr / © Hendrik Schmidt ( dpa )

"Die von den sogenannten Klimaklebern intendierte Bildsprache erinnert nicht zufällig an Heiligendarstellungen vergangener Jahrhunderte", sagte Mikunda der "Welt " (Montag).

"Das beginnt beim Sitzen mit verschränkten Beinen, dem gerade durchgedrückten Rücken und auf einigen Aufnahmen sieht man zudem, wie Aktivisten den Kopf nach hinten neigen. Dieses Freigeben der Kehle ist ein Zeichen der ultimativen, aber auch stolzen Aufgabe gegenüber dem Feind. In solchen Posen werden sonst Märtyrer dargestellt."

Auch bei Fridays for Future wird Inszenierung gesehen

Die Inszenierung von "Fridays for Future" basiert nach den Worten des Experten auf den Codes "Glory und Power". Das lasse sich an Greta Thunberg studieren. Beachtlich seien etwa ihre Darstellungen am Cover der Zeitschriften "Vogue" und "Time", so Mikunda. "Einmal wird sie als eine Art edle Wilde porträtiert, die im Wald ein Pferd füttert. 'Time' stellte sie hingegen als eine Art Renaissance-Dame dar."

Diese glorienhafte Attitüde werde auch von Thunberg selbst bemüht, etwa, indem sie mit einem Segelschiff zur UN-Vollversammlung in New York anreiste. "Solche Bilder transportieren eine romantische Überhöhung der eigenen Person." Ergänzt werde diese Selbstdarstellung durch den "Code Power".

"Den ruft Thunberg ab, indem sie manchmal zornig auftritt. Dass sie auf der UN-Versammlung das wütende Statement 'Shame on you' an die Staatschefs richtete, war in dieser Tonalität kein Ausrutscher und sicher kein Zufall. Thunbergs Vater kommt aus der Werbung", meinte Mikunda.

Der Psychologe und Theaterwissenschaftler ist spezialisiert auf die sogenannte strategische Dramaturgie in Industrie, Handel und Tourismus.

"Letzte Generation"

"Letzte Generation" ist ein Bündnis von Aktivisten aus der Umweltschutzbewegung mit dem erklärten Ziel, durch Mittel des zivilen Ungehorsams Maßnahmen der deutschen und der österreichischen Bundesregierung gegen die Klimakrise zu erzwingen. Es bildete sich 2021 aus Teilnehmern des Hungerstreiks der letzten Generation. Ihre Anfang 2022 einsetzenden Aktionen bezeichnen die Aktivisten des Bündnisses als Aufstand der Letzten Generation.

Aktivisten der Umweltgruppe Letzte Generation haben die Fassade der SPD-Bundeszentrale beschmiert / © Julius-Christian Schreiner/TNN (dpa)
Aktivisten der Umweltgruppe Letzte Generation haben die Fassade der SPD-Bundeszentrale beschmiert / © Julius-Christian Schreiner/TNN ( dpa )
Quelle:
KNA