Wer von uns hat sich je über Jesu Geburt wirklich gefreut?

Engel in der Wüste singen

Fast 30 Grad, die Sonne brennt auch im Oktober noch, im nur spärlich-grünem, überwiegend wüstengelben Jordantal. Die Klimaanlage in dem kleinen Bus will nicht anspringen. Es ist heiß auf dem Weg nach Belén, nach Bethlehem.

Israelische Wüste (dpa)
Israelische Wüste / ( dpa )

Auf einmal hebt ungestüm und aus tiefster Seele eine Frauenstimme an: "Hoy a la tierra el cielo envia"… kurz darauf stimmen acht andere Chilenen ein: "Glo o oo ooh".

Stumm staune ich. Es ist so offensichtlich. Was sich da schäumend im Gesang Bahn bricht ist: Freude. Geradezu  mit Händen zu schöpfende Freude auf dem Weg nach Bethlehem. Dorthin wo Jesus geboren ist. Ich bade in etwas, das ich, so echt und wahrhaftig, noch niemals gefühlt habe.

Ich bade in der Freude darüber, dass Jesus sich der Welt  geschenkt hat.

Diese chilenische Gruppe ist buchstäblich um die halbe Welt gereist, pilgert auf den Spuren Jesus. Stellen ihre Füße auf die Orte, von denen sie so lange schon hören. Seit Jahren teilen diese Frauen und Männer die Bibel miteinander. So nennen sie es. Was bedeutet, dass sie jeden Tag ein kleines Stück aus dem Neuen Testament lesen. Dann erzählt jeder, was die Geschichten, die Bilder, ihm gerade sagen. Wie sie sich mit ihrem Glück, ihrem Leid, ihrem Sein verknüpfen und was daran hilft zu leben. So zu leben, dass das Reich Gottes, von dem sie glauben, es sei schon da, Wirklichkeit wird.

Auch in den Armenvierteln, die ihr Zuhause sind.

Die biblischen Orte zu betreten und in ihnen wie in Riesenkulissen umherzulaufen, ist auch gegen Ende der Reise noch fast ein Wunder für sie. Zwar gibt es einen Pilgerreiseplan, aber "Singen auf dem Weg nach Bethlehem“ steht nicht darauf. Das passiert, weil echte Dankbarkeit eben einfach ausgedrückt werden will.

Meine Gedanken ziehen zu unseren Weihnachtsfesten. Geschenke, festliches Essen, Besuche. Das ist auch Weihnachtsfreude, natürlich. Aber sie ist gut versteckt, in all dem Stress, der Hektik und der Rennerei. Wer von uns erlebt Weihnachten schon so, wie es unsere Vorfahren besangen? Die dichteten  in ihren Liedern immerhin, Christ der Retter sei ihnen geboren!

Die tiefe Gloria - Freude meiner chilenischen Freunde hat den Bus bis unter die Decke vollgesprudelt. Schöner können die Engel auf den Feldern vor Bethlehem auch vor 2000 Jahren nicht geklungen haben!

Uns allen wünsche ich, dass die Freude jetzt mal kurz aus dem Radio zu ihnen weitersprudelt. Dann können wir vielleicht selbst anfangen uns auch zu freuen.