Wenn Eltern ihr Kind früh in die Kirche aufnehmen lassen

Den Glauben wie mit der Muttermilch aufsaugen

Kaum auf der Welt, schon getauft - mitunter entscheiden Mütter und Väter, ihre Kinder schon kurz nach der Geburt in die Kirche aufnehmen zu lassen. Wer wann taufen lässt, kann aber regional und konfessionell unterschiedlich sein.

Autor/in:
Leticia Witte
Katholische Taufe (KNA)
Katholische Taufe / ( KNA )

Pauline und Raphael rennen durch den Garten, bespritzen sich mit Wasser und laufen schreiend zur Schaukel. An diesem Tag wollen sie mit Oma und Opa Raphaels fünften Geburtstag feiern. Kurz vorher haben sie noch still mit ihren Eltern am Tisch gesessen, ihre Taufkerzen hervorgeholt und angezündet.

Darauf sind christliche Symbole, ein Regenbogen und Tiere aus buntem Wachs zu sehen. Pauline und Raphael aus Bonn sind "echte Kinder Gottes", wie Vater Dominik Arenz sagt. Von Anfang an: Die Eltern haben entschieden, ihre Kinder früh in der katholischen Kirche taufen zu lassen - Pauline schon kurz nach der Geburt.

Alter der Täuflinge regional verschieden

Wann Eltern ihre Kinder in die Kirche aufnehmen lassen oder ob sie es überhaupt tun, ist immer mehr eine individuelle Entscheidung und kann regional stark variieren. In katholisch geprägten Gegenden wie in Paulines und Raphaels Heimat im Rheinland ist es nicht ungewöhnlich, wenn Kinder schon wenige Wochen nach der Geburt getauft werden.

Anderswo, etwa im säkular geprägten Berlin, wird das Sakrament oft gar nicht oder erst spät empfangen - manchmal auch erst im Erwachsenenalter. Und es kommt vor, dass Tochter und Vater in einer Osternacht in Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam getauft werden. Laut aktueller Statistik der katholischen Kirche wurden 2014 die meisten Mädchen und Jungen im ersten Lebensjahr getauft: 140.444 von insgesamt knapp 165.000. Es folgten die Zwei- bis Sechsjährigen mit 14.729 und die bis 13-Jährigen mit 6.680. Älter als 14 Jahre waren 2.875 Täuflinge, wie der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, mitteilt.

Für die evangelische Kirche liegen Vergleichszahlen für 2014 zwar noch nicht vor, aber 2013 gab es insgesamt 183.159 Taufen, wie der Sprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Carsten Splitt, sagt. Darunter waren 165.058 Kinder- und 18.101 Erwachsenentaufen.

Taufe als eine "Art Willkommensritual"

Das kam für die Eltern von Pauline und Raphael nicht infrage. "Der Glaube ist etwas, was man dem Kind mitgibt", sagt Mutter Nicole Arenz-von Cleef: "Wir wollen ihn mit unseren Kindern zusammen erleben." Als ob sie ihn "mit der Muttermilch" aufnehmen würden. Die 37-Jährige spricht von der Taufe als eine Art Willkommensritual.

Pauline war sechs Wochen alt, als sie Pfingstmontag 2012 in einem weißen Taufkleidchen in die Kirche aufgenommen wurde. Ihr Bruder Raphael war im Advent 2010 ein vier Monate alter Täufling. Die Eltern bekennen den Glauben und entscheiden für das Kind, betont Vater Dominik Arenz: "Es ist so eine Natürlichkeit, die das Kind mitbekommt." Ohne, dass es ständig thematisiert wird. Seine Ehefrau ergänzt: "Wir wissen unsere Kinder nicht mehr geliebt von Gott, nur weil sie getauft sind." Wichtig sei die Gemeinschaft. In ihrer Bonner Gemeinde geht die Familie regelmäßig mit Pauline und Raphael zur Kinderkirche. Die Eltern sind beide Religionslehrer und als Kind ebenfalls im Alter von ein paar Wochen getauft worden.

Manchmal soll Kind selbst über Taufe entscheiden

Wenn man sich umhört oder in Internetforen Beiträge zur Frage des "richtigen" Taufalters liest, ergibt sich ein differenziertes Bild. Manche Eltern sehen es ähnlich wie die Bonner Familie. Andere wollen, dass ihr Kind schon älter ist, um das Fest bewusster erleben zu können. Und dann gibt es Mütter und Väter, die ihr Kind später selber entscheiden lassen wollen, ob es getauft sein möchte oder nicht.

Früher galt die Taufe möglichst rasch nach der Geburt als erstrebenswert. Der Hintergedanke, "dass das Kind sonst nicht in den Himmel kommt", falls plötzlich etwas passiert - der habe keine Rolle bei ihrer Entscheidung gespielt, sagt Nicole Arenz-von Cleef. Wohl aber die Aufnahme in die Gemeinschaft - der Kirche, Gemeinde, der Familie und Freunde, wie die Eltern betonen.

 


Quelle:
KNA