Weniger Schulabgänger ohne Abschluss

Ein bisschen mehr Bildungsgerechtigkeit

Leichte Fortschritte bei der Bildungsgerechtigkeit von Schülern stellt der aktuelle "Chancenspiegel" der Bertelsmann Stiftung fest. Danach verlassen immer seltener Hauptschüler die Schule ohne Abschluss.

Bessere Bildungschancen (dpa)
Bessere Bildungschancen / ( dpa )

Der Anteil der Schüler ohne Abschluss ging von 6,2 Prozent im Jahr 2011 auf sechs Prozent im Jahr 2012 zurück. Zugleich erreichten immer mehr Schüler die Fachhochschul- oder Hochschulreife. 2012 waren es der Studie zufolge 54,9 Prozent, im Jahr 2009 lediglich 46,7 Prozent. Der Bildungserfolg sei jedoch nach wie vor stark von der sozialen Herkunft abhängig.

Immer noch Abhängigkeit von der sozialen Herkunft

Insgesamt verbessert sich die Chancengerechtigkeit im deutschen Schulsystem der Stiftung zufolge stetig, aber nur langsam. So hätten Neuntklässler aus höheren Sozialschichten in Mathematik bis zu zwei Jahre Vorsprung vor ihren Klassenkameraden aus bildungsferneren Familien, heißt es in der Studie. Geringe Fortschritte gibt es demnach bei schulischen Ganztagsangeboten. 2012 besuchten 32,3 Prozent der Schüler eine Ganztagsschule, 2011 habe der Anteil noch bei 30,6 Prozent gelegen.

Der insgesamt langsame Ausbau decke bei weitem nicht die Nachfrage der Eltern, die bei 70 Prozent liege, erklärte die Stiftung. Im gebundenen Ganztag, wo Schüler den gesamten Tag gemeinsam als Klassenverband unterrichtet werden, liege der Anteil bei 14,4 Prozent.

Schulforscher: Mehr regionale Schulentwicklung notwendig

Nach wie vor stellt die Untersuchung große Unterschiede zwischen den Bundesländern fest. Bildungschancen seien aber auch innerhalb der einzelnen Bundesländer regional höchst ungleich verteilt, erklärte die Stiftung. So verließen beispielsweise in Bayern landesweit nur 4,9 Prozent der Jugendlichen ohne Abschluss die Schule. Innerhalb Bayerns schwankt jedoch dieser Anteil zwischen 0,7 Prozent und 12,3 Prozent. In Sachsen liegt die Spannbreite der Schüler mit Fachabitur oder Abitur zwischen 32 Prozent und 63 Prozent.

Der Schulforscher Wilfried Bos sprach sich für eine stärkere Unterstützung der regionalen Schulentwicklung durch die Länder aus. So könne der Entstehung von Ungleichheit begegnet werden, sagte der Forscher vom Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der Technischen Universität Dortmund.

Mit dem Chancenspiegels will die Bertelsmann Stiftung jährlich Bildungsgerechtigkeit und Leistung im Schulsystem untersuchen. Die Daten der aktuellen Studie basieren auf den amtlichen Statistiken zum Schuljahr 2012/2013. Die Studie wird von der Stiftung in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund und der Friedrich-Schiller-Universität Jena veröffentlicht. Erstmals erschien der Chancenspiegel im Jahr 2012.


Quelle:
epd