Wende im Streit um Tempelberg-Zugang in Jerusalem

Brückenabriss verschoben

Überraschende Wende im Streit um die Tempelberg-Brücke in Jerusalem. Seit Mittwochmorgen ist der Übergang wieder geöffnet.
Die israelische Regierung hatte am Dienstag beschlossen, den umstrittenen Abriss der Brücke bis auf weiteres zu verschieben.
Hintergrund sind Befürchtungen, ein Abriss und Neubau des Übergangs könne zu Spannungen mit der arabischen Welt führen.

 (DR)

Wie es weiter hieß, soll nun stattdessen die bestehende Holzkonstruktion verstärkt werden. Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat kritisierte die Entscheidung und forderte den Bau eines permanenten und sicheren Zugangs zum Tempelberg.



Die Mugrabi-Brücke, der einzige Zugang für Nicht-Muslime zu der auf dem Tempelberg gelegenen Al-Aksa-Moschee, steht seit Wochen im Zentrum eines Konflikts zwischen jüdischen und muslimischen Vertretern. Sie war 2004 zum Teil eingebrochen und durch eine provisorische Holzkonstruktion ersetzt worden. An ihrer Stelle sollte israelischen Plänen zufolge eine Stahlbrücke errichtet werden.



Die auf islamischer Seite zuständige Wakf-Behörde lehnt einen Abriss der bisherigen Konstruktion stets ab. Die für den Neubau notwendigen Ausschachtungen gefährdeten das Fundament der Al-Aksa-Moschee. Zudem könne die neue Brücke der israelischen Armee und jüdischen Siedlern ermöglichen, das Gotteshaus anzugreifen. Die israelischen Behörden ihrerseits werfen der Wakf vor, seit Jahren den Bau einer unterirdischen Moschee auf dem Tempelberg voranzutreiben. Dabei würden riesige Mengen antiken Bauschutts und damit gezielt Spuren der jüdischen Präsenz am Ort beseitigt.



Warnung aus Deutschland

Der bereits Anfang November angeordnete Abriss und Neubau der Holzrampe war von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schon einmal verschoben worden. Am Montag hatte Israel den Übergang jedoch geschlossen, um die Maßnahme durchzuführen. Ein Sprecher der radikal-islamischen Hamas wertete dies als zionistische Aggression, die auf eine "Kriegserklärung" hinauslaufe. Deutschland warnte daraufhin vor einer Eskalation in dem Streit.



Als einstiger Standort des Jerusalemer Tempels ist der Tempelberg für Juden ein geheiligter Ort. Seit dem 13. Jahrhundert beten sie an der Klagemauer. Seit dem 7. Jahrhundert befinden sich auf der Anhöhe der muslimische Felsendom und die Al-Aksa-Moschee. Für Muslime ist das Heiligtum der Ausgangsort der nächtlichen Himmelreise des Propheten Mohammed und damit die drittheiligste Stätte nach Mekka und Medina.