Weltverfolgungsindex zeigt verschärfte Situation von Christen

"Gläubige in Gefahr"

Bedroht, verhaftet oder ermordet; Christen werden noch immer in einigen Ländern dieser Welt verfolgt. Laut Open Doors hat sich die Lage sogar verschärft. Weltweit würden Kontrolle und Unterdrückung zunehmen.

Autor/in:
Christoph Arens
2019: Bei einem mutmaßlichen Angriff der Terrorgruppe Boko Haram auf eine Begräbnisprozession sind mindestens 65 Menschen getötet worden / © Audu Marte (dpa)
2019: Bei einem mutmaßlichen Angriff der Terrorgruppe Boko Haram auf eine Begräbnisprozession sind mindestens 65 Menschen getötet worden / © Audu Marte ( dpa )

Die Situation von Christen hat sich 2019 nach Einschätzung des Hilfswerks Open Doors in vielen Ländern erneut verschärft. "Auffällig sind die weltweit zunehmende Kontrolle und Unterdrückung kirchlichen Lebens sowie die Zerstörung und Schließung von Kirchen und kirchlichen Einrichtungen", heißt es in dem am Mittwoch in Kelkheim veröffentlichten Weltverfolgungsindex 2020.

Besonders christliche Leiter würden bedroht, verhaftet oder ermordet. Laut Index wurden fast 9.500 Kirchen und kirchliche Einrichtungen attackiert, zerstört oder geschlossen; im Vorjahr waren es 1.850. Die Zahl der registrierten ermordeten Christen sank von 4.139 im Jahr 2018 auf 2.983.

Rangliste von 50 Ländern

Der Index enthält eine Rangliste von 50 Ländern mit der stärksten Christenverfolgung. Auf den ersten Plätzen finden sich erneut Nordkorea, gefolgt von Afghanistan, Somalia, Libyen, Pakistan und Eritrea. Die Plätze sieben bis zehn nehmen der Sudan, der Jemen, der Iran und Indien ein.

Nordkorea führt die Liste seit Jahren an; dort müssen laut Open Doors zehntausende Christen in Straflagern schwerste Zwangsarbeit leisten sowie Folter erleiden. Einheimische Christen in Afghanistan seien in ständiger Lebensgefahr, weil der Abfall vom Islam als todeswürdiges Vergehen gilt. Auch in Somalia könnten Christen ihren Glauben nur heimlich leben. Die Konflikte in Libyen erschwerten das Leben der wenigen Christen zusätzlich.

Zunehmende digitale Überwachung

In Indien und China (Rang 23) registriert das Hilfswerk eine zunehmende digitale Überwachung. In China ließ die kommunistische Partei den Angaben zufolge mehr als 5.500 kirchliche Einrichtungen schließen. In Indien dokumentierte Open Doors mehr als 440 gewaltsame und hassmotivierte Übergriffe gegen Christen. Die Regierung lasse extremistische Hindus weitgehend straffrei auch gegen Christen agieren.

In afrikanischen Ländern südlich der Sahara führen islamische Extremisten laut Index mittlerweile regelrecht Krieg gegen christliche Gemeinden. Die blutigen Überfälle auf Gottesdienste in Burkina Faso (Rang 28), wo mindestens 50 Christen ermordet wurden, brachten das für religiöse Toleranz bekannte Land erstmals auf den Weltverfolgungsindex. Ähnlich sei die Lage in weiteren Staaten der Region, darunter Mali (Rang 29).

Militanten Islamismus in Asien

Auch Christen in Asien leiden laut Open Doors unter dem militanten Islamismus. Bangladesch (Rang 38) und Sri Lanka (Rang 30) sind in der Rangliste weit nach oben gerückt. Im Irak zögerten Christen wegen der Bedrohung durch schiitische Milizen, in ihr Land zurückzukehren. Ihre Zahl habe innerhalb nur einer Generation um 87 Prozent abgenommen.

Mit Blick auf die pakistanische Christin Asia Bibi, die nach einem Todesurteil wegen Gotteslästerung vergangenes Jahr freigelassen wurde, forderte Open Doors eine entschlossenere Unterstützung für verfolgte Christen. Internationale Bemühungen könnten viel bewirken, erklärte der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode. Kritik übte er am Umgang mit christlichen Konvertiten in Deutschland. Behörden und Gerichte erteilten ihnen immer seltener Asylschutz.

Open Doors ist nach eigenen Angaben ein Hilfswerk, das in rund 60 Ländern verfolgte Christen unterstützt. In Deutschland widmet es sich vorwiegend der Berichterstattung über ihre Unterdrückung.


Quelle:
KNA