Weltsynode verabschiedet Papier mit Empfehlungen

Weiter im nächsten Jahr

Mit einem Gottesdienst im Petersdom geht an diesem Sonntag die Weltsynode in Rom vorerst zu Ende. Erstmals berieten mit Bischöfen auch Frauen. Zum Abschluss hatte der Vatikan am späten Samstagabend den Synthesebericht veröffentlicht.

Beratungen bei Weltsynode / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Beratungen bei Weltsynode / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Nach fast vier Wochen verabschiedeten die etwa 360 Bischöfe und katholischen Laien - darunter erstmals auch Frauen - am Samstagabend mit Zwei-Drittel-Mehrheit eine gemeinsame Erklärung, die in strittigen Punkten allerdings eher vage blieb. Zum Abschluss an diesem Sonntag gibt es im Petersdom noch einen großen Gottesdienst.

In dem Text wurden neue kirchliche Beratungsstrukturen, eine Dezentralisierung der gesamten Kirche und Änderungen im Kirchenrecht vorgeschlagen. Auf der Grundlage des Textes sind weitere Beratungen vorgesehen, die im Oktober 2024 in Rom abgeschlossen werden sollen.

Einige Thesen stießen auf Widerstand

"Die Synode ist heute nicht zu Ende", sagte Kardinal Mario Grech, der Organisator der Weltsynode, bei der Vorstellung des Dokuments am späten Samstagabend in Rom. Es gebe natürlich weiterhin offene Punkte, das Papier werde nun wieder in die Ortskirchen zurückgespielt. 

Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Romano Siciliani (KNA)
Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Romano Siciliani ( KNA )

Der Koordinator des Treffens, Erzbischof Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg, zeigte sich trotzdem zufrieden: "Es lag auf der Hand, dass einige Thesen auf Widerstand stoßen. Der Widerstand ist nicht so groß, wie wir erwartet haben." Die Weltsynode - eines der großen Reformprojekte von Papst Franziskus - soll im Oktober 2024 zum Abschluss gebracht werden - dann wieder in Rom 

Differenzen zur Rolle der Frau

Eine Frage, die besonders viele Gläubige umtreibt, ist die Rolle der Frau in der katholischen Kirche. Frauen dürfen dort nicht Priester werden. Seit längerem wird diskutiert, ob sie zu einer Vorstufe - dem Diakonat - zugelassen werden.

"Klerikalismus, Machismo und unangemessener Gebrauch von Autorität prägen weiterhin das Gesicht der Kirche und schaden der Gemeinschaft", heißt es in dem Dokument im Abschnitt über die Rolle der Frau. Eine "tiefgreifende spirituelle Umkehr und strukturelle Veränderungen" seien erforderlich, ebenso wie "ein Dialog zwischen Männern und Frauen ohne Unterordnung, Ausgrenzung oder Konkurrenz". Frauen stellten die Mehrheit der Kirchgänger und seien oft die Hauptmissionarinnen des Glaubens in der Familie.

In der Erklärung ist davon die Rede, dass es in dieser Frage "unterschiedliche Positionen" gebe. Die Synode regte an, die theologische Forschung fortzusetzen und "wenn möglich" in einem Jahr Ergebnisse vorzulegen.

Transparenz und Maßnahmen gegen Missbrauch

Auch die Formulierungen zum Thema Homosexualität blieben unkonkret. Einige Fragen "wie diejenigen im Zusammenhang mit Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung" seien umstritten. Man müsse sich bei der Beschäftigung damit Zeit nehmen, "ohne einfachen Urteilen nachzugeben".

Was die vielen Missbrauchsskandale in der Kirche betrifft, betonte die Synode die Bedeutung von Transparenz und Maßnahmen zum Schutz Minderjähriger und anderer besonders schutzbedürftiger Menschen. Auch eine stärkere Kontrolle der Bischöfe von außen wird in Erwägung gezogen.

Erstmals waren bei einer solchen Synode die Bischöfe nicht mehr unter sich. Weiterhin stellten sie die große Mehrheit, doch durften auch etwa 70 Nichtkleriker dabei sein, unter ihnen 54 Frauen. Dass sie gleichberechtigt mit den Bischöfen an runden Tischen zusammensaßen und genau so viel Redezeit bekamen wie die männlichen Oberhirten, wurde von Beobachtern als eigentliche Fortschritt des Treffens gewertet.

"Bischöfe kamen viel zu wenig zu Wort"

Der konservative deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, ehemals Präfekt der obersten Glaubensbehörde, kritisierte: "Im Plenum kamen die Bischöfe viel zu wenig zu Wort. Praktisch war es nur einmal für drei Minuten möglich." Die Kirche brauche keine Anpassung an den Zeitgeist, sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Kardninal Müller bei EWTN. / © Screenshot (EWTN)
Kardninal Müller bei EWTN. / © Screenshot ( EWTN )

Umfragen zufolge wünscht sich der Großteil der Gläubigen in Deutschland eine in Fragen der Sexualmoral liberalere Kirche und den Zugang von Frauen zu Weiheämtern. Franziskus hatte jedoch zu Beginn der Beratungen vor überzogenen Erwartungen gewarnt.

Auch Hollerich hatte deutlich gemacht, dass derzeit noch keine konkreten Reformen angestrebt würden. Vielmehr sollten die Katholiken zunächst einmal neue Formen der Kommunikation und des Miteinanders erproben.

Keine Erklärung zum Gaza-Krieg

Eine Synode hat in der katholischen Kirche prinzipiell nur die Funktion eines Beratungsgremiums für den Papst. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat dann wie ein absoluter Monarch die alleinigen Entscheidungsbefugnis.

Das einzige Gremium, das die Kirche in grundlegenden Fragen verändern könnte, wäre ein Konzil, wie es zum letzten Mal in den 60er Jahren einberufen wurde. Einige Teilnehmer bewerteten es als enttäuschend, dass die Synode während der ganzen Zeit keine Erklärung zum Gaza-Krieg veröffentlichte.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
dpa , epd , KNA