Weltmissionsmonat mit Gottesdienst beendet

"Die Ränder sind zur Mitte geworden"

Mit einem feierlichen Gottesdienst im Speyrer Dom ist der Weltmissionsmonat beendet worden. Bischof Wiesemann lobte in seiner Predigt die Taten von Papst Franziskus. Durch ihn seien die Ränder der katholischen Kirche in die Mitte gerückt.

Christen auf den Philippinen / © Francis R. Malasig (dpa)
Christen auf den Philippinen / © Francis R. Malasig ( dpa )

Mit der Wahl eines Papstes aus Lateinamerika sind nach den Worten des Speyrer Bischofs Karl-Heinz Wiesemann in der katholischen Kirche "die Ränder zur Mitte geworden". Erst langsam begännen die Christen "die Größe des Schatzes der Weltkirche zu ahnen - und darin sind wir Europäer beileibe nicht vor allem die Gebenden, sondern ganz entscheidend auch die Empfangenden", sagte Wiesemann. Er sprach am katholischen Weltmissionssonntag bei einem feierlichen Gottesdienst im Speyrer Kaiserdom.

Zu dem Gästen der Feier gehörte auch der philippinische Kardinal Orlando Beltran Quevedo. Der asiatische Inselstaat stand in diesem Jahr thematisch im Mittelpunkt der Aktion, hinter der die päpstlichen Missionswerke missio in Aachen und Köln stehen. Nach dem Gottesdienst fand neben dem Dom ein Festakt mit Talks, Liedern und Tänzen statt, zu dem alle Besucher eingeladen waren.

Neue Impulse durch "arme Kirche"

Wiesemann sprach unter Berufung auf Papst Franziskus von der Vision "einer Weltkirche mit missionarischer Leidenschaft". Die Umgestaltung der Kirche sei unaufschiebbar. Neue Impulse könne die hiesige Kirche von den sogenannten "armen Kirchen" erhalten. Sie arbeiteten nah an der Basis und mitten in den politischen, sozialen und globalen Konflikten der Welt, so der Bischof. Das Bild von Mission als Einbahnstraße sei dagegen überholt.

Deutschland sei schon heute "viel mehr Missionsland als viele der Länder, in die einst Missionare gegangen" seien, sagte Wiesemann. Ohne die Leidensfähigkeit und Begeisterungskraft der jungen Kirchen würden die alten Traditionen hier "blutleer und schal". Stolz sein könnten gerade die deutschen Katholiken aber auf ihren Beitrag für die Weltkirche, den die großen Hilfswerke und zahllose örtliche Initiativen leisteten.

Zugeständnis an Muslime

Orlando Beltran Quevedo, Kardinal auf Mindanao, sprach am Freitag vor Journalisten in Speyer über gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen muslimischen Rebellen und Regierungstruppen. Quevedo plädierte dafür, den Muslimen im Südwesten der zweitgrößten philippinischen Insel eine selbst verwaltete Region zu ermöglichen. Ein solches Zugeständnis könnte ein wichtiger Schritt Richtung Frieden sein.

Aus seiner Sicht spielen bei dieser Haltung historische Gründe eine wesentliche Rolle, weil der Islam auf Mindanao bereits zwei Jahrhunderte vor der Etablierung des Christentums durch die frühere spanische Kolonialmacht stark verbreitet war. Heute sind die Muslime im Durchschnitt politisch und wirtschaftlich deutlich schwächer als die Christen auf Mindanao. Noch schlechter gehe es den Naturvölkern in den Bergen, so Quevedo.

Kritische Zusammenarbeit mit Präsident Duterte

Mit Blick auf den umstrittenen Präsidenten Rodrigo Duterte sprach Quevedo von "kritischer Zusammenarbeit". Zwar habe Duterte Drogenhandel und -konsum eindämmen können, aber die mit außergerichtlichen Hinrichtungen verbundene Selbstjustiz im Land sei "absolut nicht tolerierbar". Zugleich kritisierte der Kardinal Dutertes "rüde Sprache".

Der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann sagte, die Auswirkungen des Klimawandels seien schon heute auf den Philippinen spürbar. Deshalb stelle sich für alle die Frage, was getan werden könne, um nachhaltig zu wirtschaften und die Folgen der Erderwärmung einzuschränken. Für

Größte Solidaritätsaktion der katholischen Kirche

2017 kündigte Wiesemann eine Reise in das Land um. Dabei soll es um die Frage gehen, wie Gemeindebildung und christliches Leben heute aussehen könne. Das Motto der Reise heiße "Lernen von der Weltkirche".

Wolfgang Huber vom päpstlichen Missionswerk missio bezeichnete die mit dem Weltmissionssonntag verbundenen Aktivitäten rund um den Globus als "größte Solidaritätsaktion der katholischen Kirche". Damit werde die Kirche als Solidar-, Gebets- und Lerngemeinschaft erfahrbar". Nach seinen Angaben haben missio Aachen und München im Vorjahr rund drei Millionen Euro allein für Projekte auf dem Inselstaat zur Verfügung gestellt.


Quelle:
KNA