Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern startet

Kampf gegen "skrupellose Erwachsene"

Zum Auftakt des Weltkongresses gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern in Rio de Janeiro hat das UN-Kinderhilfswerk Unicef ein härteres Vorgehen gegen Kinderprostitution und sexuelle Gewalt gefordert. Weltweit würden jedes Jahr etwa 1,8 Millionen Mädchen und Jungen zur Prostitution und zur Pornografie gezwungen, erklärte Unicef am Dienstag in Köln.

 (DR)

Allein in Deutschland gibt es nach Schätzung der Organisation Innocence in Danger etwa 50.000 regelmäßige Konsumenten von Kinderpornografie. Die Kriminalstatistik in der Bundesrepublik verzeichnet einen konstanten Anstieg beim Besitz, der Beschaffung und Verbreitung von Kinderpornografie. 2006 wurden 7.318 Fälle registriert; 2007 waren es bereits 11.357. "Skrupellose Erwachsene nutzen die Schutzlosigkeit von Kindern aus - für sich selbst und weil sie Profit machen wollen", erklärte die grüne Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz, die an dem Weltkongress in Brasilien teilnimmt.

Nach Einschätzung von Unicef hat das Bewusstsein für das Leid der betroffenen Kinder zugenommen. Andererseits ermöglichten Internet und Kommunikationstechniken wie Chatrooms, die nur schwer zu überwachen sind, neue Möglichkeiten der Ausbeutung. Immer öfter würden über kommerzielle Webseiten Geschäfte abgewickelt, die durch Passwort geschützt sind und einen Zugang über Kreditkarte haben.  "Solche Internetseiten bringen dem Betreiber bis zu 30.000 Dollar Gewinn im Jahr."

Nach Darstellung der Kinderhilfsorganisation gibt es trotz schärferer Gesetze in einigen Ländern weltweit immer noch ein Defizit bei der Verfolgung der Täter. Schuld daran sei auch eine unzureichende länderübergreifende Zusammenarbeit der Polizeibehörden. So arbeiteten gegenwärtig lediglich 35 Staaten mit der Interpol-Datei zusammen, die weltweit kinderpornografische Bilder für die Strafverfolgung auswertet. 2006 enthielt diese Datenbank laut Unicef Fotos von mehr als 20.000 missbrauchten Kindern.

Die Kinderschutzorganisation ECPAT appellierte am Dienstag in Freiburg an Unternehmen und Institutionen, Kinderschutzrichtlinien einzuführen. Sie sollten sicherstellen, dass sie für das Herunterladen von Kinderpornografie durch Mitarbeiter nicht mitverantwortlich sein wollten.

Dritter Weltkongress
Zum Dritten Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern werden beraten seit Dienstag mehr als 3.000 Regierungsvertreter, Kinderrechtsexperten und Repräsentanten von Forschung und Wirtschaft über Strategien zum Schutz vor sexueller Ausbeutung. Der beim Weltkongress vor sieben Jahren bestätigte Aktionsplan steht dabei auf dem Prüfstand.

ECPAT beklagt, dass nur weniger als zwei Drittel der beteiligten Regierungen ihr Versprechen eingelöst und einen Nationalen Aktionsplan verabschiedet hätten. In Rio geht es inhaltlich auch um die Vorbeugung von Missbrauch, die Rehabilitation der Opfer, die Rolle des Internet und um internationale freiwillige Vereinbarungen der Wirtschaft, insbesondere der Tourismusindustrie.