"Weltkongress der Pastoral für Zigeuner" erstmals in Deutschland - Sinti und Roma drohen mit Boykott

Streit schon um die Namensgebung

Der katholische "Weltkongress der Pastoral für die Zigeuner" tagt erstmals in Deutschland. Bis Donnerstag kommen auf Einladung des "Päpstlichen Rats der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs" etwa 20 Bischöfe sowie 150 Priester und pastorale Mitarbeiter auf dem Freisinger Domberg zusammen. Im Vorfeld hatte der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma die katholische Kirche scharf kritisiert, weil sie weiterhin den rassistisch besetzten Begriff "Zigeuner" verwende.

 (DR)


Laut einer Pressemittelung der Deutschen Bischofskonferenz wird die Bezeichnung "Zigeuner" weltweit als Oberbegriff für verschiedene Volksstämme verwendet. Einige Stämme nutzten den Begriff auch als Eigenbezeichnung. In Deutschland dagegen wird das Wort vor dem Hintergrund der Verfolgung der Volksgruppen durch die Nationalsozialisten im öffentlichen Leben fast nicht mehr verwendet. In der Bundesrepublik leben vor allem Sinti und Roma. Ihre Zahl beträgt Schätzungen zufolge 350.000.

Das zum sechsten Mal stattfindende Treffen soll nach Angaben der Initiatoren einer zeitgemäßen Weiterentwicklung der weltweiten Seelsorge für dienen.

Gleichsetzung mit Randgruppe?
Der Zentralrats-Vorsitzende Romani Rose war der Kirche vor, sie schüre Vorurteile gegenüber Sinti und Roma. Das Wort Zigeuner sei in Deutschland "untrennbar mit rassistischen Zuschreibungen" verbunden. Im Gegensatz dazu habe Papst Benedikt der XVI. bei seiner Rede in Auschwitz im vergangenen Jahr ausdrücklich die "Sinti und Roma" mit ihrer Selbstbezeichnung angesprochen, erklärte Rose.

Auch die Begriffe "Nomaden" oder "Menschen unterwegs" lehnt der Sinti-und-Roma-Dachverband ab. Damit spreche ihnen die Kirche ihre Heimatrechte ab, sagte Rose. Wenn die Katholische Kirche Sinti und Roma als Ganzes mit einer Randgruppe gleichsetzt, die karitativ betreut werden müsse, so verstärke sie damit - wenngleich ungewollt - die alten Mechanismen der Ausgrenzung. Die Kritik an den verwendeten Begriffen sei dabei keine Frage politischer Korrektheit, vielmehr gehe es "um einen wesentlichen Aspekt unserer Identität und Würde", so Rose. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kündigte einen Boykott der Tagung an.