Weltklimagipfel: Zukunft des Kyoto-Protokolls weiter unklar

Der Geist von Nairobi

 (DR)

Zu Beginn des letzten Verhandlungstages beim Weltklimagipfel in der kenianischen Hauptstadt Nairobi ist weiter um die Zukunft des Kyoto-Protokolls gerungen worden. Die Unterhändler aus 189 Staaten versuchten am Freitag, eine Verständigung zwischen Entwicklungs- und Industrieländern zur Reduzierung von Treibhausgasen zu erreichen. Am späten Donnerstagabend war diese nicht zustande gekommen. John Hay, Pressesprecher des Klimasekretariats in Bonn, berichtet im domradio-Interview aus Kenia über die Weigerung der USA eine Selbstverpflichtung einzugehen. Trotzdem sei "Der Geist von Nairobi" zu spüren.

Gabriel: Klimagespräche auf Ebene der Regierungschefs ansiedeln

Der Weltklimagipfel hatte vor zwei Wochen begonnen. Er ist das erste Treffen seiner Art in Afrika. Mehr als 100 Umweltminister, unter ihnen Bundesminister Sigmar Gabriel, verhandeln seit Mittwoch über die letzten offenen Fragen.

Als Konsequenz aus den zähen Verhandlungen hat Gabriel Gespräche auf der Ebene von Regierungschefs vorgeschlagen. „Die Komplexität ist nicht mehr steuerbar, wir brauchen neue Richtlinien auf höchster Ebene", sagte Gabriel am Freitag am Rande des Weltklimagipfels in Nairobi. In der kenianischen Hauptstadt wird auf Ministerebene verhandelt. Das Ergebnis war wenige Stunden vor dem geplanten Abschluss der Konferenz noch offen.

Gabriel sagte, es müsse ein neues Verhandlungsklima geschaffen werden: „Die Entwicklungsländer trauen uns Industrieländern nicht über den Weg und wir brauchen Zeit, um Vertrauen zu bilden." Er unterstütze einen Vorschlag aus UN-Kreisen, im kommenden Jahr den neuen UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als Vorsitzende der acht wichtigsten Industriestaaten (G-8) mit der Organisation von Klimaschutz-Gesprächen zu betrauen.

Der Minister kündigte zudem an, 24 Millionen Euro für einen EU-Fonds bereitzustellen, mit dem Kredite für die Förderung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern abgesichert werden sollen. Damit erhöhe sich die totale Investitionssumme auf 1,25 Milliarden Euro.

Greenpeacce fordert Verbindlichkeit
Umweltschützer drängten die Regierungen, sich in letzter Minute doch noch zu einigen. "Wir brauchen ein verbindliches Datum für die Aufnahme von formellen Verhandlungen für das Kyoto-Regime nach 2012, und dieses Datum muss spätestens 2008 sein", forderte Greenpeace-Klimaexperte Steve Sawyer. Ein späterer Verhandlungsbeginn gefährde einen reibungslosen Übergang in die nächste Phase des Klimaabkommens.

Als vollkommen unakzeptabel verurteilten Klimaaktivisten zwei Vorschläge Russlands und Weißrusslands. "Niemand darf einem Land wie Weißrussland erlauben, die Verhandlungen in Geiselhaft zu nehmen", sagte Hans Verolme von der Umweltstiftung WWF. Russlands Vorschlag, freiwillige Reduktionsverpflichtungen einzuführen, bedürfe einer starken Überarbeitung. Weißrussland wolle mit seinem Beitritt zum weltweiten Emissions-Handelssystem ausschließlich Geld machen, kritisierte Verolme. Das gefährde das ganze System.