Weltkirchenrat beendet Tagung mit Aufbruchstimmung

Weichen neu gestellt

Der Weltkirchenrat blickt optimistisch in die Zukunft. Der Bund von 560 Millionen Christen in 349 Kirchen sei personell gut gerüstet, sagte der Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Walter Altmann, am Mittwoch zum Abschluss der achttägigen Sitzung in Genf. Die Wahl des Norwegers Olav Fykse Tveit zum neuen Generalsekretär sei eine wichtige Weichenstellung.

Ein Mann des Ausgleichs: Olav Fykse Tveit (epd)
Ein Mann des Ausgleichs: Olav Fykse Tveit / ( epd )

Der Lutheraner Tveit, der sein Amt im Januar 2010 antritt, sei eine hervorragende Wahl, betonte der brasilianische Theologe Altmann. Die rund 150 Delegierten hatten zudem die südkoreanische Hafenstadt Busan zum Ort der zehnten Vollversammlung des Weltkirchenrates im Jahr 2013 bestimmt. Das höchste ÖRK-Gremium war zuletzt 2006 im brasilianischen Porto Alegre zusammengekommen.

Unterdessen verschärft die globale Finanzkrise beim Weltkirchenrat die angespannte Finanzlage weiter. Die Mitgliedsbeiträge beliefen sich 2008 auf rund 6,1 Millionen Schweizer Franken, teilte der ÖRK mit. 2007 hatten die Mitgliedskirchen noch rund 6,6 Millionen Schweizer Franken an den Kirchenbund gezahlt. Die Zahl der Kirchen, die Beiträge an den ÖRK leisteten, fiel 2008 von 232 auf 187.

Insgesamt nahm der Weltkirchenrat 2008 mehr als 35 Millionen Schweizer Franken ein. Dem standen Kosten in Höhe von fast 40 Millionen Schweizer Franken gegenüber. Laut Zentralausschuss beträgt das Defizit 2008 mehr als vier Millionen Schweizer Franken. Neben den Beiträgen der Mitgliedskirchen fließen dem Weltkirchenrat auch Spenden und andere finanzielle Zuwendungen zu.

Der evangelische Bischof Martin Hein plädierte für mehr Dialog zwischen den traditionellen Kirchen und den schnell wachsenden pfingstlerischen Strömungen. «Wir müssen versuchen, stärker aufeinander zuzugehen», sagte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in Genf. Es sei deutlich, dass das Christentum sich weiterentwickelt, erklärte Hein, der Mitglied im ÖRK-Zentralausschuss ist, in einem vom ÖRK verbreiteten Interview.

Es sei ein typisches Zeichen pfingstlerischer Kirchen, «dass sie oft sehr auf sich selbst bezogen sind», merkte Hein zugleich kritisch an. «Sie leben sozusagen aus der unmittelbaren Präsenz des Heiligen Geistes, aber es kümmert sie wenig, dass es darüber hinaus ganz viele andere gibt, und dass das Christentum auch in die Tiefe reicht bis zu den Wurzeln, die es tragen.» Schätzungen zufolge gibt es weltweit bis zu 500 Millionen pfingstlerisch und charismatisch geprägte Christen.

Der scheidende ÖRK-Generalsekretär Samuel Kobia aus Kenia sagte, dass die umstrittene Kimbangu-Kirche aus der Demokratischen Republik Kongo weiter Mitglied des Weltkirchenrates sei. Andere Mitglieder hätten ernsthafte Bedenken über die Kimbangu-Kirche angemeldet. Deren Doktrin über die theologische Lehre der Dreieinigkeit Gottes sei fraglich. Die Kirche habe jedoch eine Bereitschaft zur Reform signalisiert.