Bischof Schick ist erfreut über freigelassene Chibok-Mädchen

Ein gutes Zeichen

Weltkirche-Bischof Ludwig Schick hat sich erfreut darüber gezeigt, dass 82 entführte Mädchen von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram freigelassen worden sind - und forderte gleichzeitig die Freilassung der restlichen Entführten.

"Chibok-Mädchen" nach ihrer Befreiung / © Olamikan Gbemiga (dpa)
"Chibok-Mädchen" nach ihrer Befreiung / © Olamikan Gbemiga ( dpa )

"Eltern und Familien, von denen ich während meines Besuchs vor 14 Tagen in Nigeria einige kennenlernen konnte, werden überglücklich sein", sagte der Bamberger Erzbischof am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Gleichzeitig bedauerte es Schick, dass die Freilassung nur im Austausch mit verdächtigen Boko Haram-Anhängern möglich gewesen sei. 

Außerdem erinnerte er daran, dass immer noch Kinder in der Gewalt der Terrorgruppe seien. Der Erzbischof forderte, alle entführten Mädchen und Jungen freizulassen.

Bischof Schick prangert Menschenraub an

In der Nacht zum Sonntag hatte das Büro von Nigerias Präsident Muhammadu Buhari die Freilassung der zu den sogenannten Chibok-Mädchen gehörenden Gruppe bestätigt. In der offiziellen Mitteilung hieß es: "Nach langwierigen Verhandlungen haben unsere Sicherheitsdienste diese Mädchen zurückgeholt, im Austausch für einige von den Behörden festgehaltene Boko-Haram-Verdächtige." Die freigelassenen Mädchen sollen demnach an diesem Sonntag in der Hauptstadt Abuja von Buhari empfangen werden.

"Menschenraub ist ein schlimmes Verbrechen, wenn es sich um Kinder und Jugendliche handelt umso abscheulicher", erklärte Schick. Die nun freigelassenen Mädchen seien wahrscheinlich durch das Erlebte und Erlittene ihr Leben lang traumatisiert. Dies könne "man sich gar nicht krass genug ausmalen". 

Menschenraub müsse international noch mehr geächtet und die Täter hart bestraft werden, forderte der katholische Erzbischof, der Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz ist. Er war in der Osterwoche zu einem Solidaritätsbesuch in Nigeria.

Kampagne "Bring Back Our Girls"

Im April 2014 hatte Boko Haram 276 überwiegend christliche Mädchen aus einer Schule in Chibok im instabilen Nordosten des Landes verschleppt. Etwa 50 von ihnen gelang kurz danach die Flucht. Die Entführten sollen von Boko Haram zum Übertritt zum Islam genötigt und teils als Sexsklavinnen gehalten worden sein. Experten halten es auch für möglich, dass einige von ihnen zu Selbstmordanschlägen gezwungen wurden.

Die Entführung der Schülerinnen sorgte international für Entsetzen. Im Internet entwickelte sich rasch eine Solidaritätskampagne für die Freilassung der Mädchen. Viele Prominente, darunter die damalige US-First-Lady Michelle Obama, unterstützten die Kampagne "Bring Back Our Girls" (BBOG, Bringt unsere Mädchen zurück).

Zwischendurch konnten einige der verschleppten Mädchen vom Militär befreit oder durch Verhandlungen in Sicherheit gebracht werden. Nach dem jüngsten Gefangenenaustausch ist weiter unklar, wieviele Schülerinnen sich noch in der Gewalt von Boko Haram befinden.

Dank an Unterstützer

Nach der Freilassung der 82 Mädchen bedankte sich Buhari für die Unterstützung der Schweizer Regierung, des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz sowie nationaler und internationaler Nichtregierungsorganisationen. Neben Sicherheitskräften und dem Militär hätten auch sie zum Erfolg der Operation beigetragen.

"Niemand kann sich vorstellen, wie heftig mein Herz gerade pocht", schrieb die führende BBOG-Aktivistin Oby Ezekwesili auf Twitter, nachdem am Freitag erste Berichte zur Freilassung der Schülerinnen aufgetaucht waren. "Ich bete von ganzem Herzen, dass die Neuigkeiten zur Freilassung von 80 unserer Chibok-Mädchen wahr sind."

Boko Haram terrorisiert seit 2009 den Nordosten Nigerias. Die sunnitischen Fundamentalisten wollen dort und in den angrenzenden Gebieten der Nachbarstaaten Kamerun, Tschad und Niger einen sogenannten Gottesstaat errichten. Bei Anschlägen und Angriffen der Terrormiliz kamen seither mindestens 14 000 Menschen ums Leben. 

Die Gewalt trieb nach Angaben der Vereinten Nationen rund 2,7 Millionen Menschen in die Flucht. Zuletzt mussten die Extremisten militärische Niederlagen einstecken.

Nigeria in Zahlen und Fakten

Nigeria ist der bevölkerungsreichste Staat Afrikas. Was dort passiert, hat oft Auswirkungen auf den ganzen Kontinent und darüber hinaus. 

Es besteht zu etwa gleichen Teilen aus Muslimen und Christen. Der Norden ist stark islamisch geprägt; in zahlreichen Bundesstaaten gilt das islamische Recht, die Scharia. Im Süden leben überwiegend Christen.

In Nigeria versorgt Malteser International Geflüchtete unter anderem mit sauberem Trinkwasser / © Emily Kinskey (Malteser International)
In Nigeria versorgt Malteser International Geflüchtete unter anderem mit sauberem Trinkwasser / © Emily Kinskey ( Malteser International )
Quelle:
dpa , KNA