Welthungerindex malt ein düsteres Bild für die Zukunft

Menschen werden auch nach 2030 noch hungern

Eigentlich sollte der Hunger bis 2030 weltweit bekämpft sein. Laut dem neuen Welthungerindex ist das unrealistisch, obwohl es auch Länder gibt, wo es gut läuft. Besonders katastrophal ist aber die Lage im südlichen Subsahara-Afrika.

Autor/in:
Nikolas Ender

Menschen werden auch nach dem Jahr 2030 noch an Hunger leiden. Dies prognostiziert der aktuelle Welthungerindex. Demnach wird das von der internationalen Weltgemeinschaft angestrebte Ziel, den Hunger bis zum Jahr 2030, also in den kommenden fünf Jahren, vollständig bekämpft zu haben, nicht erreicht, wie die Welthungerhilfe am Donnerstag in Berlin erklärte.

Während sich die Lage für hungernde Menschen bis 2016 verbessert habe, stagnierten seitdem die Fortschritte bei der Überwindung von Ernährungsmangel weltweit. Der Welthungerindex ermittelt die Entwicklung der globalen Hungersituation seit 25 Jahren.

Positive Entwicklungen von negativen überlagert

"Die Entwicklungen in manchen Teilen der Welt, werden von Rückständen in anderen Regionen überlagert", erklärte Welthungerhilfe-Präsidentin Marlehn Thieme. In Nepal etwa wurde das Recht auf Ernährung in der Verfassung verankert. Gleichzeitig zerstörten in Ländern wie Pakistan Extremwetterereignisse das Ernährungssystem. Militärische Auseinandersetzungen und der Klimawandel seien die beiden Hauptgründe für die verschlechterte Hungerlage.

Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe / © Harald Oppitz (KNA)
Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe / © Harald Oppitz ( KNA )

Im Vergleich zu 2005 ist dem Bericht zufolge die Zahl der Hungernden heute weiterhin geringer. Hatten damals noch 12 Prozent der Menschen weltweit gehungert, sind es heute nur noch 8 Prozent. Der Großteil dieser Verbesserung sei aber bis 2016 erzielt worden.

Vier Indikatoren

Die Ernährungslage macht der Index an vier Punkten fest: an Unterernährung, also dem Anteil der Bevölkerung, deren Kalorienbedarf nicht gedeckt ist; der Wachstumsverzögerung, das heißt, wenn Menschen für ein bestimmtes Alter zu klein sind; Auszehrung sowie Kindersterblichkeit, also der Anteil der Kinder, die vor dem fünften Geburtstag sterben. Dem Index liegen Daten von internationalen Organisationen wie dem Kinderhilfswerk Unicef oder der Weltbank zugrunde.

Wo es besonders schlecht läuft

Besonders katastrophal sei die Lage im südlichen Subsahara-Afrika, hieß es. Die Menschen im Kongo, Madagaskar und Sudan seien am stärksten von Hunger betroffen. Im Sudan zum Beispiel hungern dem Bericht zufolge fast 25 Millionen Menschen, 700.000 stehen davor, daran zu sterben. Die Zahl der Menschen in akuter Hungersnot weltweit hat sich dem Bericht zufolge von 2023 auf 2024 verdoppelt. Die weite Mehrheit der rund zwei Millionen Betroffenen lebt in Gaza und im Sudan.

Die Auswertungen zeigen laut dem Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, aber auch: "Erfolge sind möglich, wenn politische Entscheidungen getroffen werden, die konkrete und koordinierte Maßnahmen auf den Weg bringen und lokal mit den Menschen abgestimmt sind."

Welthungerhilfe

Wir kämpfen gegen weltweiten Hunger und für nachhaltige Ernährungssicherheit. Das umfasst die Förderung standortgerechter Landwirtschaft, den Zugang zu sauberem Wasser, umweltfreundlicher Energieversorgung und die Verbesserung von Gesundheit und Bildung. Überall dort, wo wir arbeiten, streben wir die Beendigung von Hunger bis zum Jahr 2030 an (#ZeroHunger).

Hilfe zur Selbsthilfe

Symbolbild Hunger / © MIA Studio (shutterstock)
Quelle:
KNA