Welthungerhilfe sieht Gefahr von weltweiter Hungersnot

"Der Krieg ändert jetzt alles"

Die Welthungerhilfe befürchtet durch den Krieg in der Ukraine eine weltweite Hungersnot. Schon durch den Klimawandel oder der Pandemie seien Preise gestiegen. Jetzt müssen bestimmte Länder sehr viel mehr bezahlen.

Zwei junge Mädchen ziehen Wasserbehälter in Kenia / © Brian Inganga (dpa)
Zwei junge Mädchen ziehen Wasserbehälter in Kenia / © Brian Inganga ( dpa )

Der Krieg in der Ukraine könnte nach Einschätzung der Welthungerhilfe weltweit zu Hungersnöten führen. "Länder wie Ägypten, Kenia, der Südsudan, der Libanon und viele andere Staaten waren bislang direkt oder indirekt stark von russischen und ukrainischen Exporten abhängig", sagte der Generalsekretär Mathias Mogge dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Sonntag). "Diese Länder erhalten jetzt nicht die bestellten Mengen oder müssen dafür sehr viel mehr bezahlen." Zudem seien die Lebensmittelpreise bereits vor dem Krieg durch Klimawandel, Konflikte, Corona-Pandemie und Spekulationen auf den Weltmärkten auf ein Allzeithoch gestiegen.

Auslöser für große Flüchtlingsbewegungen 

Moskau wirft Baerbock Dummheit oder bewusste Irreführung vor

Russland hat die Verantwortung für die hohen Lebensmittelpreise und die Gefahr einer weltweiten Hungerkrise zurückgewiesen und auf entsprechende Vorwürfe von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) scharf reagiert. Die Preise stiegen wegen der westlichen Sanktionen, schrieb die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Samstag auf ihrem Telegram-Kanal. "Wenn man das nicht versteht, ist das entweder ein Zeichen von Dummheit oder für die bewusste Irreführung der Öffentlichkeit", wandte sie sich an Baerbock.

Außenministerin Annalena Baerbock / © Tobias Hase (dpa)
Außenministerin Annalena Baerbock / © Tobias Hase ( dpa )

Auch die Lage für die Menschen in der Ukraine selbst sei "hochdramatisch" und vergleichbar mit der im Bürgerkriegsland Syrien, sagte Mogge. Auch Syrien sei vor Ausbruch des Krieges ein Land mit mittlerem Einkommen gewesen. Die Welthungerhilfe sei deshalb dort nicht aktiv gewesen. Heute aber zähle Syrien zu den Ländern, in denen seine Organisation in großem Umfang helfe. "Die Ukraine konnte sich bis zum Ausbruch des Krieges sehr gut selbst ernähren", konstatierte der Welthungerhilfe-Generalsekretär. Sie sei sogar ein wichtiger Exporteur von Grundnahrungsmitteln wie Getreide und Speiseöl gewesen. "Aber der Krieg ändert jetzt alles."

Die durch den Krieg gestiegenen Energiepreise führten dazu, dass unter anderem die Bewässerung in der Landwirtschaft noch teurer und die Lebensmittelpreise steigen würden, prognostizierte der Agraringenieur. Darunter litten wiederum besonders arme Menschen, die einen hohen Anteil ihres verfügbaren Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssen.

Aber auch für Hilfsorganisationen wie die Welthungerhilfe seien die gestiegenen Preise ein riesiges Problem. "Als das Welternährungsprogramm der UN 2015 in den Flüchtlingslagern für syrische Flüchtlinge Rationen streichen musste, war dies einer der Auslöser für die großen Flüchtlingsbewegungen nach Europa. Das sollten wir nicht vergessen."

Quelle:
epd