Weltfamilientreffen: Weihbischof Koch zur Bedeutung der Familie für die Zukunft der Kirche

Entscheidend für die Kirche

Für die Zukunft der Kirche ist nach Auffassung des Kölner Weihbischofs Heiner Koch entscheidend, ob es ihr gelingt, die Familien zu erreichen. Die kirchliche Verkündigung zu Werten, Sexualität und Familie müsse beim einzelnen Menschen und seiner persönlichen Situation ankommen. Der Weihbischof nimmt bis Sonntag am katholischen Weltfamilientreffen in Mexiko-Stadt teil.

 Weihbischof Heiner Koch: Hier bei der Präsentation des WJT-Logos für Köln 2005 (DR)
Weihbischof Heiner Koch: Hier bei der Präsentation des WJT-Logos für Köln 2005 / ( DR )

Der Theologenkongress des Großtreffens biete Grundsatzreferate auf hohem Niveau, sagte Koch der Katholischen Nachrichten-Agentur. Im Angesicht der Armut in den Elendsquartieren der mexikanischen Hauptstadt stelle er sich aber die Frage, wie es gelingen kann, die Botschaften etwa zu diesen Menschen, aber auch zu den Menschen in Deutschland zu bringen.

Koch regte an, in der kirchlichen Debatte um die Familie die
Mehrgenerationen- und Großfamilie stärker in den Blick zu nehmen. Die Diskussion, auch in Mexiko-Stadt, sei zu sehr auf junge Familien mit Kindern beschränkt.

Gebetsvigil mit Papstvideo am Samstagabend
Angesichts der starken Trennung von Staat und Kirche sei besonders die Rede von Staatspräsident Felipe Calderon zur Eröffnung des Kongresses als Zeichen verstanden worden, sagte Koch. Der christdemokratisch-konservative Präsident hatte vor den Delegierten erklärt, er und seine Regierung wollten mit ihrer Politik umzusetzen versuchen, was der Familie dient. Experten führen die grassierende Gewalt in Mexiko, vor allem unter Jugendlichen, auch auf fehlende Bindung an Familie und traditionelle Werte zurück.

Anders als bei früheren Weltfamilientreffen nimmt der Papst diesmal nicht persönlich teil. Das sei aber keineswegs als Desinteresse Benedikt XVI. am Thema Familie zu verstehen, betonte Koch. Der Papst hatte bei seiner Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan betont, er erhoffe sich von dem Treffen in Mexiko neue Impulse "für die Schönheit und den Wert der Familie".

Das Kirchenoberhaupt will über Video die Gebetsvigil am Samstagabend und den abschließenden Gottesdienst am Sonntag mitverfolgen und sich mit einer Videobotschaft an die Teilnehmer wenden. Zu der Schlussveranstaltung beim Wallfahrtsheiligtum der Gottesmutter von Guadalupe erwarten die Organisatoren mehr als eine Million Menschen.

Podien und Diskussionsrunden
Zu den Podien und Diskussionsrunden haben sich außer mehr als 10.000 Einzelgästen, Vertretern von Laienverbänden und geistlichen Bewegungen auch 200 Bischöfe und 30 Kardinäle angemeldet. Der Kongress mit Teilnehmern aus 98 Ländern steht unter dem Motto "Die Familie, Erzieherin zu menschlichen und christlichen Werten". Seit 1994 findet das von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) initiierte Weltfamilientreffen alle drei Jahre in einem anderen Land statt; zuletzt 2006 im spanischen Valencia.

Redner und Teilnehmer plädierten am zweiten Arbeitstag dafür, dass die Familie wieder stärker ins Zentrum der sozioökonomischen Politik aller Staaten rücken müsse. Neben Fragen von Familie und Sexualität sowie von Familie und Medien sprachen die rund 10.000 Delegierten auch über die Auswirkungen von Migration und Flüchtlingsbewegungen auf den Zusammenhalt der Familien.

Die Gesellschaft verzeichne im Rahmen der Globalisierung einen starken Verlust an sozialen Tugenden, im privaten wie im öffentlichen Bereich, sagte der italienische Soziologe Pier Paulo Donati in einem Vortrag. Dies lasse sich nicht der Familie anlasten, sondern vielmehr den Modernisierungsprozessen, die den Sinn und die soziale Funktion der Familie umgeleitet hätten. Man müsse wieder stärker hervorheben, dass von der Familie letztlich das menschliche, geistige und soziale Kapital komme.