Welternährung 2020: Corona beschleunigt Trend zu Unterernährung

 (DR)

Die Zahl der unterernährten Menschen ist nach Angaben der Vereinten Nationen in den vergangenen Jahren deutlich niedriger gewesen als bisher genannt. Fast 690 Millionen Männer, Frauen und Kinder litten 2019 an Unterernährung, wie es im aktuellen Bericht zur Welternährung heißt. Gleichzeitig warnten die UN, dass der Trend zu mehr Hunger trotz der statistischen Korrektur ungebrochen sei. Als Folge der Corona-Krise drohe sogar ein sprunghafter Anstieg: 83 bis 132 Millionen Menschen könnten 2020 zusätzlich Not leiden, rechneten Fachleute der Welternährungsorganisation FAO am Montag in Rom vor.

Grund für die gesenkte Gesamtzahl sei, dass Schätzwerte für China und zwölf andere Länder neu berechnet wurden. Die Absenkung ergebe sich aus neuen Daten etwa über Bevölkerungszahlen und die Versorgung von Haushalten mit Lebensmitteln, hieß es. Gravierend sei China, wo etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung lebe: "Die Veränderung der Unterernährungsschätzung für China bis ins Jahr 2000 führte zu einer deutlich geringeren Zahl von unterernährten Menschen weltweit", heißt es im Bericht. Eine FAO-Expertin sprach von einer "Routine-Anpassung".

Dem Bericht nach gab es im Vorjahr 687,8 Millionen unterernährte Menschen - und damit rund 10 Millionen mehr als jetzt für 2018 angenommen werden. Im Vergleich zu 2014 betrage das Plus sogar knapp 60 Millionen. Im Vorjahr waren die UN noch von der höheren Zahl von 812 Millionen Unterernährten ausgegangen.

Noch vor sechs Jahren hatte die FAO von einem Lichtblick im Kampf gegen den Hunger und dem Trend zu weniger Not gesprochen. Das Ziel der Staatengemeinschaft, den Hunger bis zum Jahr 2030 zu stoppen, bleibt mit den aktuellen Prognosen jedoch in weiter Ferne. Am Bericht beteiligt waren neben der FAO auch das Kinderhilfswerk Unicef, die UN-Gesundheitsorganisation WHO, der Hilfsfonds IFAD und das Welternährungsprogramm WFP. (dpa / 13.07.2020)