Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte das Schreiben scharf, wie das Pressebüro der Regierung mitteilte. Der Staat Israel weise solche Äußerungen entschieden zurück. Solche Dinge dürften in einem demokratischen Staat nicht gesagt werden, erst recht nicht in einem jüdisch-demokratischen Staat, der "die überlieferte jüdische Moral und die Bibel achtet", so Netanjahu.
Auch Staatspräsident Schimon Peres verurteilte laut israelischen Medienberichten am Mittwoch das Schreiben. Das Urteil der Rabbiner führe zu einer moralischen und grundlegenden Krise in Bezug auf das Wesen Israels als jüdischer und demokratischer Staat.
Zahlreiche einflussreiche Rabbiner, unter ihnen der führende Haredi-Rabbiner Aaron Leib Steinman, äußerten Kritik. "Was wäre, wenn es in Berlin einen ähnlichen Aufruf gegen die Vermietung an Juden gäbe?", zitiert die Tageszeitung "Haaretz" den 96-jährigen ultraorthodoxen Geistlichen. Der ehemalige Oberrabbiner Israels, Isaac Herzog, erklärte laut Presse, dass es trotz der biblischen Weisung, Land nicht an Nichtjuden zu geben, in einem demokratischen Staat keine Diskriminierung von Bürgern geben dürfe. Er befürchte zudem, dass das Vorgehen der Rabbiner antijüdische Diskriminierung in anderen Ländern verursachen werde.
Der stellvertretende Knesset-Vorsitzende Ahmed Tibi bezeichnete das Schreiben laut "Haaretz" als "Massenverbrechen einer Gruppe von rassistischen Rabbinern, denen man einen Intensivkurs in jüdischer Geschichte erteilen sollte". Bereits am Dienstag hatte der Knesset-Abgeordnete Nitzan Horowitz von der linksgerichteten Meretz-Partei eine polizeiliche Untersuchung und die Entlassung der staatlich finanzierten Rabbiner gefordert. Der Kritik schlossen sich verschiedene Bürgermeister an, darunter jene von Haifa und Nazareth. Beide Städte haben einen hohen arabischen Bevölkerungsanteil.
Zu Demonstrationen gegen den Richtspruch kam es nach Berichten der "Jerusalem Post" am Dienstagabend in Tel Aviv. Die Sprecher an der vom "Neuen Israel Fonds" organisierten Kundgebung mit mehreren Dutzend Teilnehmern kritisierten, dass es sich bei den unterzeichneten Rabbinern um mit Steuermitteln bezahlte Staatsbedienstete handele. Ihr Aufruf stehe im Gegensatz zum israelischen Recht.
Zu den Unterzeichnern gehören der spirituelle Führer der Schass-Partei, Ovadja Josef, und der Oberrabbiner von Safed, Schmuel Elijahu. Beide machten in der Vergangenheit wiederholt Schlagzeilen wegen aufwiegelnder Äußerungen gegen Araber. Sie erklärten zur Begründung, der Wert der Häuser und der gesamten Nachbarschaft müsse erhalten bleiben.
Welle der Empörung in Israel nach Immobilien-Verbot
Keine Geschäfte mit Arabern?
Eine Welle der Entrüstung hat ein von konservativen Rabbinern erlassenes Verbot von Immobiliengeschäften zwischen Juden und Arabern ausgelöst. Politiker und Religionsvertreter kritisierten das von 40 jüdischen Geistlichen unterzeichnete religiöse Urteil, das Juden den Verkauf oder die Vermietung von Immobilien an Araber untersagt.
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