Welcher Wanderstock ist der Richtige?

Mit dem Holzstab zum Camino Francés

Trekkingstock, Teleskop-Stick oder handgeschnitzter Wanderstab? Pilgerexpertin Beate Steeger verrät, was den perfekten Wegbegleiter für sie ausmacht und erzählt von ihre eigenen Erfahrungen auf dem Weg zum Camino Francés.

Erlebnisse beim Pilgern / © adriaticfoto (shutterstock)
Erlebnisse beim Pilgern / © adriaticfoto ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Ob Pilgerstab, Wanderstock oder Walking-Stick, ist das alles das Gleiche?

Beate Steeger (Pilgerexpertin): Ich glaube, eigentlich ist es schon das Gleiche. Aber für mich hatte der Pilgerstab tatsächlich, als ich das erste Mal zu Fuß auf dem Camino Francés unterwegs war, eine besondere Bedeutung. Ich habe eine regelrechte Beziehung zu diesem Holzstab aufgebaut.

Pilgerexpertin Beate Steeger

"Ich konnte ihn wirklich gut gebrauchen, um auch bei Morast und Schlamm gut durchzukommen."

Dieser hat mich auch die ganzen 800 Kilometer begleitet und hatte Schrammen danach. Unten hatte der Stab eine Metallspitze und war am Ende mindestens acht Zentimeter kürzer, weil ich ihn ziemlich beansprucht hatte und weil das Wetter zum Teil so scheußlich war.

Ich konnte ihn wirklich gut gebrauchen, um auch bei Morast und Schlamm gut durchzukommen. Den habe ich auch immer noch.

DOMRADIO.DE: Seit wann gibt es denn Pilgerstäbe?

Steeger: Bereits Jakobus wird ja schon immer mal mit Pilgerstab abgebildet. Manchmal ist auch diese Kalebasse daran, dieser ausgehöhlte Kürbis, mit dem man auch Wasser transportieren konnte. Offiziell wurde er schon im zwölften Jahrhundert erwähnt, und zwar als der dritte Fuß der Pilgerinnen und Pilger.

DOMRADIO.DE: Was ist das Besondere an den Jakobusstäben?

Steeger: Die Kalebasse. Man kann sich damit ins Mittelalter zurückversetzen, weil diese Stäbe auch aus Holz waren, es ist etwas ursprünglicherer als die normalen Teleskopstäbe.  

Symbolbild Pilgern mit Gehhilfen / © rdonar (shutterstock)
Symbolbild Pilgern mit Gehhilfen / © rdonar ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Haben Sie beides ausprobiert?

Steeger: Ja, der Unterschied ist, dass die Holzpilgerstäbe sperriger sind. Die Teleskopstöcke kann man zusammenschieben und in den Rucksack packen. Auf dem portugiesischen Jakobsweg hatte ich so einen dabei. Man kann auch mit zwei Stäben pilgern, wenn man gerade beim Abstieg mit den Knien Probleme hat zum Beispiel.

DOMRADIO.DE: Sie stellen also Unterstützung bei Auf- und Abstiegen dar. Wofür braucht man diesen Pilgerstab noch?

Steeger: Bei Regen gibt er Halt, um nicht auszurutschen und nicht zu stürzen. Manchmal muss man fast schon rauschende Bäche überqueren und da ist der Stab auch ein guter Halt. Wenn das Wetter gut ist, laufe ich auch ohne Stab, weil ich gerne die Hände frei habe, auch zum Fotografieren. Insofern ist es wetterabhängig.

DOMRADIO.DE: Wenn man ihn zwischendurch wegpacken will, ist vielleicht der einfahrbare Walking-Stick doch besser?

Beate Steeger

"Ich hatte eine richtige Beziehung zu meinem Pilgerstab, wie zu meinem Pilgerhut und meiner Jakobsmuschel."

Steeger: Absolut. Aber wie gesagt, ich hatte eine richtige Beziehung zu meinem Pilgerstab, wie zu meinem Pilgerhut und meiner Jakobsmuschel. Ich habe alles noch von dieser ersten Reise. Der Holzpilgerstab hatte dann auch eine Einkerbung, weil ich den immer in der rechten Hand hatte.

Der war schon ergonomisch geformt, wie ein guter Fahrradsattel aus Leder, den man selbst anpassen kann. Insofern würde ich mich bei der nächsten Pilgerreise wieder für einen Holzpilgerstab entscheiden.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Jakobsweg

Der Jakobsweg ist ein europaweites Netz von Straßen und Wegen. Seit dem neunten Jahrhundert führt er Pilger vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und schließlich Frankreich zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus ins spanische Santiago de Compostela. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem "heiligen Ort", an dem Reliquien verehrt wurden, zum nächsten.

 © Sonja Geus (DR)
© Sonja Geus ( DR )
Quelle:
DR