Weiter Gerüchte um Bischofsrücktritte

Bald Papstbrief an Iren

In Irland dauern die Mediengerüchte um einen Amtsverzicht von Bischöfen im Zuge des Missbrauchsskandals an. Der Druck dazu sei durch die jüngste Vatikan-Erklärung, man werde die Amtsführung örtlicher Kirchenführer genau betrachten, weiter gestiegen, urteilt die Zeitung "The Independent". Dem Blatt zufolge hält sich der besonders in die Schusslinie geratene Bischof von Limerick, Donal Murray, weiterhin in Rom auf.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Murray wird vorgeworfen, in seiner Zeit als Weihbischof in Dublin (1982-1996) an der Vertuschung von Missbrauchsfällen beteiligt gewesen zu sein.

Der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin hatte im Anschluss an seine Gespräche im Vatikan am Freitagabend mitgeteilt, er rechne nun mit einer umfassenden Neuordnung der irischen Kirche. Das von Papst Benedikt XVI. angekündigte Schreiben an Irlands Katholiken zu den Missbrauchsfällen soll nach seinen Angaben bereits in wenigen Wochen erscheinen. Martin sagte gegenüber Journalisten in Rom, die Initiative zu dem Schreiben sei vom Papst selbst ausgegangen.

Martin und der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Sean Brady, waren am Freitag mit Papst Benedikt XVI. und den Leitern der zuständigen Kurienbehörden im Vatikan zusammengetroffen, um über die gehäuften Missbrauchsfälle in der irischen Kirche zu beraten. Benedikt XVI. verurteilte die Taten als «abscheuliche Verbrechen». In dem angekündigten Schreiben will der Papst nach eigenen Worten Wege aufzeigen, wie die Kirche die Krise überwinden könne.

Die Opfer von sexuellem Missbrauch durch Priester in Irland äußerten sich unterdessen enttäuscht über die Reaktion des Papstes auf den Murphy-Report. Das von Benedikt XVI. ausgedrückte «Bedauern» sei ohne personelle Konsequenzen «bedeutungslos» und «bestenfalls unaufrichtig», zitiert die Zeitung «Irish Examiner» die Vorsitzende der Opfergruppe «One in Four» (Einer von Vieren), Maeve Lewis. Der heutige Papst, der bis 2005 Präfekt der Römischen Glaubenskongregation war, müsse seit langer Zeit vom «Ausmaß des Problems» gewusst haben, so Lewis. Informationen über die Täter seien über die Jahre hinweg «routinemäßig» an den Vatikan gesandt worden. Benedikt XVI. müsse die Verantwortung der Kirche insgesamt anerkennen, statt einzelnen Priestern die Schuld zu geben.

Nach Erkenntnissen der von der irischen Regierung eingesetzten sogenannten Murphy-Kommission wurden im Erzbistum Dublin über Jahrzehnte hinweg sexuelle Missbrauchsfälle durch Geistliche systematisch vertuscht.