Weißrusslands Präsident in Italien und bei Papst Benedikt XVI.

Lukaschenkos Comeback?

Er nennt sich "christlich-orthodoxer Atheist" - doch bei seinem internationalen Comeback setzt er auf den Papst. Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko reiste am Wochenende nach Italien. Dort steht unter anderem am Montag ein Besuch bei Benedikt XVI. auf dem Programm. Der vielfach als letzter Diktator Europas gescholtene Politiker erhofft sich davon einen Imagegewinn. Den kann er im Vorfeld des Gründungsgipfels der EU-Ostpartnerschaft mit Weißrussland und fünf weiteren Ex-Sowjetrepubliken am 7. Mai gebrauchen.

Autor/in:
Oliver Hinz
 (DR)

Für mehr als zehn Jahre kappte die EU den direkten Kontakt zu Lukaschenko, erklärte ihn zur unerwünschten Person. Erst im Oktober setzte Brüssel das Einreiseverbot für den Staatschef aus, dem Menschrechtsverletzungen und Wahlfälschung vorgeworfen werden. Seine Reise nach Rom ist die erste in ein EU-Land seit 1998.

Dort trifft er am Sonntag Italiens Außenminister Franco Frattini, tags darauf womöglich den Papst - ein Thema von Lukaschenkos jährlicher Rede zur Lage der Nation am Donnerstag. Dabei sagte er, der "mögliche Besuch" spiegele die hohe Achtung der katholischen Kirchenleitung für seine Politik gegenüber Katholiken wieder. Es gebe keine Probleme mehr zwischen dem Staat und der katholischen Kirche.

Dem stimmt die andere Seite nicht unbedingt zu. Im Dialog mit dem Staat gebe es noch "einige offene Fragen", sagte der Pressesprecher der Weißrussischen Bischofskonferenz, Alexander Rmialchenia, auf Anfrage. "Aber wir sehen die Perspektive für die Lösung dieser Fragen."

Das Verhältnis zwischen Regierung und katholischer Kirche
Reibungslos ist das Verhältnis zwischen Regierung und katholischer Kirche, der etwa 1,5 der knapp 10 Millionen Einwohner Weißrusslands angehören, keineswegs. Ungelöst ist etwa der Streit um ausländische katholische Geistliche, auf die die Kirche nach eigenen Angaben wegen des Priestermangels noch auf Jahre angewiesen ist. Trotzdem fordert die Regierung einen Verzicht auf ausländische Pfarrer.

Seit 2004 verbot Minsk rund 30 Priestern und Ordensfrauen aus dem Ausland die Fortsetzung ihrer Arbeit. Vor allem Geistliche aus Polen sind betroffen. Sie machen einen großen Teil der Priester in Weißrussland aus. Hintergrund des Streits ist ein seit Jahren bestehender Konflikt um die große polnische Minderheit. Minsk wirft Warschau vor, mit Hilfe der Minderheit die Lage im Land destabilisieren zu wollen. Der Gegenvorwurf Warschaus: Weißrussland unterdrücke Menschen polnischer Abstammung. Ein wohl weiter schwelender Konflikt. Der Neubau von Kirchen scheint dagegen trotz des restriktiven Religionsgesetzes unproblematisch. 35 Gotteshäuser werden derzeit errichtet.

Annäherung in Beziehungen zum Vatikan
In den Beziehungen zum Vatikan ist eine gewisse Annäherung zu beobachten. Diese nahm durch einen fünftägigen Besuch von Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone im Juni 2008 an Fahrt auf. Die Nummer zwei des Vatikan vereinbarte damals mit Lukaschenko Verhandlungen über einen Grundlagenvertrag zwischen dem mehrheitlich orthodoxen Land und dem Heiligen Stuhl. Seither ist es um dieses Thema allerdings still geworden. Zudem lud Lukaschenko den Papst zu einem Besuch in Weißrussland ein.

Obwohl Lukaschenko offenbar weder getauft ist, noch sich selbst zum Gläubigen erklärte, hofiert er schon länger die orthodoxe Kirche.
Seit seinem Amtsantritt 1994 besuchte er an einigen Festtagen Gottesdienste. Mit dem neuen Moskauer Patriarchen Kyrill I. sprach der 54-Jährige vor zwei Wochen in Moskau dreieinhalb Stunden - so lange wie bislang kein Staatsoberhaupt.

Dabei ging es laut Lukaschenko auch um die Beziehungen zwischen der orthodoxen und der katholischen Kirche. Bereits im vergangenen September sprach sich der Präsident für eine Begegnung der Oberhäupter der russisch-orthodoxen und katholischen Kirche in Weißrussland aus. Erst vor wenigen Tagen nannte auch ein Sprecher der orthodoxen Kirche in Minsk Weißrussland einen gut geeigneten Ort für ein Treffen von Patriarch und Papst.

Eine solche Begegnung wäre sicher auch gut für das weißrussische Image, dürfte aber so einfach nicht möglich sein. Wegen Vorbehalten der orthodoxen Kirche besuchte bislang weder Benedikt XVI. noch sein Vorgänger Johannes Paul II. das seit 1991 unabhängige Weißrussland.