Weil auch der Flügelschlag des Schmetterlings das Universum bewegt

Ein Lichtermeer für Aleppo

Ehrfürchtig tragen Kinder im afrikanischen Benin schmale, lange Kerzen. Ein großer Stern aus Teelichtern, darüber schwebt eine Weltkugel wie ein Lampion. Brennende Stumpenkerzen aus einem Armenviertel in Santiago de Chile. Alles Szenen von Fotos, die aus der ganzen Welt kommen: für ein Lichtermeer für Aleppo.

Licht für Aleppo / © Dorothea Knapp (ak)
Licht für Aleppo / © Dorothea Knapp ( ak )

Auf dem Parteitag der CDU in dieser Woche wunderte Angela Merkel sich: Wenn Hunderttausende Menschen gegen TTIP auf die Straße gingen, aber die Bombardierung von Aleppo kaum öffentliche Proteste auslöse, dann stimme etwas nicht!

Recht hat die Kanzlerin, sowas von Recht. Dabei wird uns der Krieg doch in all seiner Grausamkeit im Internet und im Fernsehen vorgeführt!

Aber war nur, außer einfach tatenlos zusehen, wie Menschen leiden, verzweifeln und sterben, können wir tun? Wie uns allen, lässt mir Aleppo keine Ruhe.

Erst recht nicht seit jenem Tag, an dem ich mit drei syrischen Geschwistern, die jetzt unsere Nachbarn im Dorf sind, nach Kevelaer zur Interreligiösen Friedenswallfahrt gefahren bin. Um dort öffentlich mit ihrer verwitweten Mutter in Aleppo zu telefonieren. Es wurde ein Telefonat in den Krieg, laut hörte jeder im Publikum die Maschinengewehre.

Als ich in jetzt in der Wochenzeitschrift die ZEIT las, dass der syrische Diktator Flugblätter über Aleppo abwerfen lasse, auf denen stehe: Die Welt hat Euch vergessen. Niemand wird Euch helfen, soll auf ihnen stehen -  da hatte ich  genug.

Genug einfach zugesehen. Genug nichts getan.

Ich bin den Menschen in Kevelaer für ihre interreligiöse, weltweite Friedensgebetinitiative dankbar. Sie sagen: Schluss. Wir wollen den Himmel und die Welt jeden Montag im Advent für Aleppo bestürmen. Für eine Feuerpause. Und um Hilfe zu organisieren.

So wunderbar das ist - ich dachte an die Mutter der drei jungen Menschen in Aleppo. In einer Botschaft schreibt sie übers Handy ihrer Kinder: "Unsere Morgende sind blutig, unsere Nächte voller Terror und Sorgen, wir erwarten den Tod  in jedem Moment."

Wie könnte diese Mutter, wie könnten alle Menschen in Aleppo wissen, dass die Welt sie nicht vergisst? Vor meinem inneren Auge erschien ein Lichtermeer. Aus Kerzenbildern. Ein Ozean aus Licht soll es werden. Sichtbar gemachte Solidarität. Licht gegen die Finsternis des Krieges.

Die Kollegen vom domradio machen es möglich: Von überall auf der Welt schicken Menschen Fotos. Erste Lichtfunken sind in der Welt.

Die Chaosforschung sagt: Der Flügelschlag des Schmetterlings bewegt das Universum. Alles ist besser als Nichtstun. Schicken Sie uns Ihre Fotos. Bestürmen wir den Himmel.

Schaffen wir einen Ozean aus Licht.