Weihnachtsgrüße von Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Köhler

„Ich freue mich auf Weihnachten“

Bundespräsident Köhler und Bundeskanzlerin Merkel haben ihre Weihnachtsbotschaften veröffentlicht. Köhler rief die politischen Parteien dazu auf, im Streit um Reformen fair miteinander umzugehen. Das Ringen um vernünftige Kompromisse sei in der Demokratie unerlässlich, so Köhler. Mit Blick auf das kommende Jahr hob er die Schaffung von Arbeitsplätzen als wichtigste Aufgabe hervor. Bundeskanzlerin Merkel appellierte an die Menschen, mehr Mitgefühl und Solidarität zu zeigen. Wichtiger als manches Geschenk sei es, Zeit für Menschen aufzubringen.

 (DR)

Weihnachtsansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel
"Das Wichtigste an Weihnachten ist: Zeit haben. Zeit für die Familie, Zeit für Freunde, Zeit auch für Menschen, die Sorgen haben. Bundeskanzlerin Angela Merkel wünscht im Podcast Ruhe und Muße für die Feiertage. Und einen guten Rutsch ins Neue Jahr: Morgen ist Heiligabend. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ich jedenfalls freue mich - wie jedes Jahr - auf Weihnachten; auf die Feiertage, an denen man etwas Muße hat, wo sich die Familie trifft, wo man mit Freunden reden kann oder einfach auch einmal nachdenken kann." Ausgangspunkt des Weihnachtsfestes ist für mich die christliche Weihnachtsbotschaft, aber natürlich freuen wir uns auch alle auf Geschenke, darauf, dass andere Menschen an uns denken oder wir uns für unsere Bekannten und Freunde und Familienangehörigen etwas ganz Besonderes überlegt haben. Noch wichtiger als manches Geschenk ist vielleicht auch, dass wir Zeit haben - Zeit haben für Menschen, die Sorgen haben, für Menschen, die krank sind, für Menschen, die in unserer Gesellschaft alleine leben.

Ich jedenfalls wünsche Ihnen, dass Sie diese Ruhe und diese Muße finden. Und für mich etwas ganz besonders Schönes im Zusammenhang mit Weihnachten, das sind die Lieder, die wir zu Weihnachten singen. Von Kindheit an habe ich sie gern gesungen, und vielleicht haben auch Sie Lust, einmal im Kreise Ihrer Familie oder mit Ihren Freunden auszuprobieren, ob Sie noch die Texte von den alten Weihnachtsliedern
kennen.

Ganz besonders schön sind die Weihnachtslieder von Paul Gerhardt, dessen Geburtstag wir im nächsten Jahr, 400 Jahre zurück, gedenken.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich wünsche Ihnen gesegnete Feiertage, ein frohes Fest und dann auch einen guten Rutsch ins Neue Jahr."

Weihnachtsansprache von Bundespräsident Horst Köhler
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

meine Frau und ich wünschen Ihnen frohe und gesegnete Weihnachten.

Es war ein gutes Jahr für Deutschland. Die Fußball-Weltmeisterschaft war kein Märchen. Sie zeigte eine fröhliche und tüchtige Nation, und die ganze Welt hat sich mit gefreut. Da bleibt etwas.

Die Zahl der Arbeitslosen geht endlich zurück. Die Investitionen der Unternehmen steigen. Unsere Produkte sind weltweit gefragt, und die Reformen der vergangenen Jahre beginnen zu greifen. Die Mühe hat sich gelohnt. Viele haben zu der guten Entwicklung beigetragen. Ich danke allen herzlich dafür.

Der Aufschwung gibt uns Rückenwind. Nutzen wir die Chance, unser Land nachhaltig einzurichten auf die Herausforderungen der Zukunft. Arbeit zu schaffen für die Menschen in Deutschland - das bleibt für mich die wichtigste Aufgabe. Das ist auch die entscheidende Antwort auf Armut und Ausgrenzung. Arbeit hilft uns, das Leben aus eigener Kraft zu meistern und vermittelt Lebenssinn. Deshalb müssen wir alles tun, damit die jungen Menschen Zugang zum Berufsleben finden. Der Schlüssel dazu heißt: Gute Bildung für alle.

Und wir sollten auch viel besser begreifen, welchen Schatz wir im Wissen und der Erfahrung der Älteren haben - nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch in unserer Gesellschaft insgesamt.

Deutschland ist keine Insel. Wir stehen in einem internationalen Qualitätswettbewerb, der alle Bereiche unseres Zusammenlebens betrifft: Welcher Nation gelingt es am besten, die schöpferischen Kräfte ihrer Menschen zu wecken? Wie offen ist eine Gesellschaft für Neues? Was bietet sie jungen Familien? In welchem Land gibt es die besten Schulen und Hochschulen? Wie gut gelingt das Miteinander von Einheimischen und Zuwanderern?

Das alles hängt auch von politischer Gestaltung ab. Deshalb geht es bei diesem Wettbewerb auch um die Qualität von Politik.

Gute Politik - das heißt zunächst einmal Aufrichtigkeit bei der Einschätzung unserer Stärken und Schwächen. Das heißt Mut, sich Ziele zu setzen und sich daran auch messen zu lassen. Und das heißt Stetigkeit und Stimmigkeit im Handeln. Das alles dürfen wir erwarten. Aber wir dürfen nicht erwarten, dass es immer ohne Streit abgeht. Fairer Streit um die Sache und das Ringen um vernünftige Kompromisse sind in der Demokratie unerlässlich.

Alle, die sich in diesem Sinne engagieren, verdienen Vertrauen und Wertschätzung. Deshalb bitte ich Sie: Machen Sie mit, dass neues Vertrauen entstehen kann. Unser Land ist im Umbruch. Und da liegen Erfolg und Misslingen oft eng bei einander. Freuen wir uns über Erfolge. Die verdienen Anerkennung. Und reichen wir denen die Hand, die Misserfolg haben, damit sie sich wieder aufrichten. Auch das schafft Vertrauen.

Deutschland - das sind wir alle. Lassen Sie uns gemeinsam auf unsere freiheitliche Demokratie acht geben. Vergessen wir nicht unsere Verantwortung im Kleinen. Sie ist Teil der Verantwortung für das Ganze. Fühlen wir uns zuständig für Deutschland. Es ist unser Land; ein Land, in dem es sich zu leben lohnt. Ich kenne kein schöneres.

Weihnachten ist das Fest der Familie. Ich möchte deshalb heute ganz besonders die Familien in unserem Land grüßen - vor allem diejenigen, die in diesem Jahr ein Kind bekommen haben oder eines erwarten. Ich weiß um die Sorgen, die damit zusammenhängen können. Aber ich kenne auch das Glück und die Zuversicht, die die Geburt eines neuen Erdenbürgers bedeuten. Ich freue mich mit allen Eltern. Und ich wünsche mir, dass unsere ganze Gesellschaft entschieden "Ja" zu Kindern sagt.

Die Weihnachtsgeschichte, wie sie in der Bibel überliefert ist, beschreibt alles andere als eine heile Welt: Maria und Josef finden nur in einem Stall Unterkunft; Maria kann ihr Neugeborenes nur auf Stroh betten; und dann muss die Familie vor einem mörderischen Tyrannen fliehen. Es ist wahrlich keine heile Welt, in der die Weihnachtsgeschichte sich ereignet. Aber mit dieser Geschichte ist eine ganz neue Hoffnung in die Welt gekommen. Diese Hoffnung wünsche ich heute vor allem denen, die einsam oder krank sind, die keine Perspektive mehr sehen. Meine Gedanken sind bei Ihnen.

Ich denke heute auch an die Frauen und Männer, die Weihnachten nicht mit ihren Lieben feiern können, weil sie auch an diesem Abend an den unterschiedlichsten Orten für ihre Mitmenschen im Einsatz sind. Mein herzlicher Weihnachtsgruß gilt besonders den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die sich fern der Heimat für unser aller Sicherheit und Freiheit einsetzen. Ihnen allen danke ich herzlich!

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

ich wünsche Ihnen, dass Sie Gelegenheit haben, über die Feiertage ein wenig auszuspannen und neue Kraft zu schöpfen.

Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes und erfolgreiches Neues Jahr!