Weihnachtsbotschaften aus den Gottesdiensten

Hoffnung und Frieden für die Menschen

An Heiligabend haben die Bischöfe in Deutschland zu Frieden und Konfliktlösung aufgerufen. Überschattet wurden die Feierlichkeiten von einer erhöhten Gefahrenlage am Kölner Dom.

Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore (shutterstock)
Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore ( shutterstock )

Gerade in Zeiten von Kriegen sei es wichtig, das Weihnachtsfest zu feiern, sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx laut Manuskript in seiner Predigt im Münchner Liebfrauendom. Das Fest erinnere an einige Grundsätze, "ohne die wir die Probleme der Welt nicht lösen und ein gutes Miteinander nicht nachhaltig aufbauen können". 

Kardinal Reinhard Marx / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Kardinal Reinhard Marx / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Gewalt und Krieg könnten keinen nachhaltigen Frieden schaffen. Für den Frieden brauche es die "Bereitschaft zu einem gerechten Ausgleich" und einem "versöhnten Miteinander". Mehr Waffen führten nicht näher zum Frieden.

"Frieden durch Gottes Menschlichkeit" 

Der künftige Paderborner Erzbischof Udo Bentz sagte, Weihnachten erinnere schmerzlich daran, dass Frieden möglich wäre, wenn "wir uns Gottes Menschlichkeit in Jesus Christus zum Maßstab nehmen".

Künftiger Erzbischof Udo Bentz (KNA)
Künftiger Erzbischof Udo Bentz / ( KNA )

In der Christmette im Mainzer Dom sagte er: "Weihnachten heißt deshalb auch: sich selbst zu einem Werkzeug des Friedens machen zu lassen." Der bisherige Mainzer Weihbischof wird sein neues Amt im März antreten. Papst Franziskus hatte ihn Anfang Dezember zum Paderborner Erzbischof ernannt.

"Echte Begegnungen"

Auch der Aachener Bischof Helmut Dieser ging auf das Kriegsgeschehen ein. "Der Gott, der sich in diesem Kinde zeigt, lässt die dröhnend stampfenden Soldatenstiefel an ihr Ende kommen und verbrennt alle Blutfetzen des Krieges," heißt es im Manuskript seiner Festpredigt. 

Bischof Gerhard Feige
Bischof Gerhard Feige

Aus Sicht des Magdeburger Bischofs Gerhard Feige sind alle Christen angehalten, am Frieden mitzuwirken, "in einer vorurteilsfreien Haltung anderen gegenüber, einem freundlichen Wort, einer echten Begegnung". Auch in unheilvollen Zeiten hätten Menschen die Weihnachtsbotschaft gehört und darin Trost gefunden.

Friedensboten für andere werden

Der rheinische Präses Thorsten Latzel rief Christinnen und Christen dazu auf, die Friedensbotschaft der Weihnachtsgeschichte weiterzutragen. Der Frieden Gottes meine einen Frieden durch Hingabe und durch Liebe, sagte Latzel laut Predigttext im Heiligabend-Gottesdienst in der Düsseldorfer Johanneskirche. Dieser Frieden brauche auch andere Friedensboten als die römischen Soldaten und Steuereintreiber.

Präses Thorsten Latzel predigt bei der zentralen Gedenkfeier zum Jahrestag der Flut-Katastrophe in der Herz-Jesu-Kirche.  / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Präses Thorsten Latzel predigt bei der zentralen Gedenkfeier zum Jahrestag der Flut-Katastrophe in der Herz-Jesu-Kirche. / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Latzel rief die Gläubigen auf, selbst zu Friedensboten für andere zu werden. Dies geschehe, "wenn Menschen laut protestieren und eintreten gegen Hass und Gewalt, für Gerechtigkeit und Menschlichkeit". Es geschehe aber auch, wenn Menschen leise und entschlossen handelten: "Sie alle werden zum Engel für andere. Jede Weise verdient Anerkennung."

"Menschenfeindliche Ideologien bekämpfen"

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Lars Berg (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Lars Berg ( KNA )

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck mahnte in seiner Festpredigt den Schutz der Menschenwürde in Kriegen an. "Menschenfeindliche Ideologien sind zu bekämpfen, niemals aber der Mensch als Person", heißt es im Manuskript. Christinnen und Christen dürften nie müde werden, klar für eine Ordnung des Friedens einzutreten, die sich auf den Schutz der Menschenwürde gründe.

Dresdens Bischof Heinrich Timmerevers sagte: "Umkehr und Versöhnung sind meine Weihnachtswünsche angesichts der Spirale der Gewalt in der Ukraine und im Nahen Osten. Vielleicht dürfen wir erleben, dass entgegen allen menschlichen Hasses Wundersames und Überraschendes passieren wird."

"Weihnachtsfest soll froh machen"

Der Übergangsleiter des Erzbistums Paderborn, Michael Bredeck, sagte in einer Videobotschaft: "Das Weihnachtsfest soll froh machen, gerade in einer Zeit, in der uns Kriege in der Ukraine und im Heiligen Land beschäftigen und wir in unserem Land Polarisierungen und viele gesellschaftliche Probleme spüren."

Michael Bredeck, Diözesanadministrator des Erzbistums Paderborn / © KNA
Michael Bredeck, Diözesanadministrator des Erzbistums Paderborn / © KNA

Er wünsche, "dass der Friede Gottes, den Jesus in seiner Geburt gibt, auch an diesem Weihnachtsfest in Ihrem Herzen geboren wird", erklärte Bredeck. Dieser Friede möge "neue Kraft entfalten, für Ihr persönliches Leben und für Ihren Blick in die Welt, wie sie ist", unterstrich der katholische Theologe. Bredeck leitet das Erzbistum bis zur Amtseinführung des neuen Erzbischofs Udo Markus Bentz im März 2024.

Flucht und Obdachlosigkeit

Karl-Heinz Wiesemann / © Harald Oppitz (KNA)
Karl-Heinz Wiesemann / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann forderte indessen mehr Hilfe für Wohnungslose. In Deutschland hätten rund 260.000 Frauen, Männer und Kinder "keinen Platz - im wörtlichen Sinn", weil sie entweder als Obdachlose auf der Straße oder in öffentlichen oder gemeinnützigen Einrichtungen oder bei Verwandten untergebracht seien. 

Der Bischof verwies auch auf rund zwei Millionen Geflüchtete, "die teilweise seit Jahren unter unwürdigsten Bedingungen in Containern oder Massenunterkünften leben müssen".

"Nicht der Traum und die Illusion"

Vor allem auf die theologische Bedeutung des Festes gingen der Berliner Erzbischof Heiner Koch und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße ein. "Gott, wie ihn das Weihnachtsfest verkündet und wie er im Kind in der Krippe sichtbar und erfahrbar wird, ist nicht der Traum und die Illusion von Menschen", so Koch an Heiligabend. "Gott wurde Mensch, um uns seine Liebe im Zeichen dieses wehrlosen und so liebenden Kindes zu erweisen." Menschliche Träume und Illusionen zerbrächen, "Gottes Liebe in den Nächten unseres Lebens aber bleibt".

Erzbischof Stefan Heße / © C. Haake (Erzbistum Hamburg)

Heße sagte, die Weihnachtsgeschichte sei mehr als eine idyllische Erzählung. "Die Krippe von Bethlehem ist nicht zu verwechseln mit einem Miniaturwunderland", heißt es in seinem Predigtskript. Die Weihnachtsgeschichte schildere eine harte und raue Wirklichkeit und sei damit zeitlos und aktuell. "Sie realisiert sich immer wieder neu in den Schicksalswegen der Menschheit."

Hoffnung in finsteren Zeiten

Felix Genn, Bischof von Münster / © Harald Oppitz (KNA)
Felix Genn, Bischof von Münster / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat an Heiligabend die Botschaft von Weihnachten als Hoffnung in finsteren Zeiten hervorgehoben. Er vertraue darauf, dass diese Botschaft "die größere Kraft behält", größer als Drohungen, Zerstörungen und das unermessliche Leid, sagte Genn laut Predigttext in der Christmette im St.-Paulus-Dom. In seiner Predigt ging der Bischof besonders auf die Situation im Nahen Osten ein.

Genn stellte die Frage, wie man angesichts des Weltgeschehens überhaupt "Frohe Weihnacht" wünschen könne. Viele Völker lebten "in der Finsternis", viele Menschen erlebten ein "drückendes Joch", Terror, Krieg und Gewalt. Man habe in "einen Abgrund des Menschen" schauen müssen, als Terroristen der radikalislamischen Hamas Menschen in Israel abgeschlachtet und den Tod von Säuglingen mit Triumphgeheul gefeiert hätten.

Die Spannung bleibe bestehen zwischen den furchtbaren Wirklichkeiten in der Ukraine, im Jemen oder im Heiligen Land und der Geburt Christi vor 2.000 Jahren in Bethlehem, sagte Genn. Die Finsternis lasse sich auch nicht von heute auf morgen vertreiben. Doch bewahre die Kraft der Hoffnung des Glaubens "das unzerstörbare Gesicht Gottes", das uns in einem Kind anschaue. "Wir setzen gegenüber all dem Kriegstreiben die Botschaft der Wandlung und trauen ihr", erklärte der Bischof von Münster.

Quelle:
DR , epd , KNA