Weihbischof Steinhäuser weihte Carlo Cincavalli zum Diakon

"Vermittler der greifbaren Liebe Christi"

Feiertag in der Düsseldorfer Innenstadtgemeinde St. Peter: Am Dreifaltigkeitssonntag empfing der gebürtig aus Bari stammende Carlo Cincavalli, der der Gemeinschaft des Neokatechumenalen Wegs angehört, die Diakonenweihe.

Weihbischof Rolf Steinhäuser (l.) legt Carlo Cincavalli die Hände auf / © Beatrice Tomasetti (DR)
Weihbischof Rolf Steinhäuser (l.) legt Carlo Cincavalli die Hände auf / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Tu sei la mia vita – Herr, du bist mein Leben, Herr, du bist mein Weg. Du bist meine Wahrheit, die mich leben lässt..." Die leuchtende Nachmittagssonne taucht den Innenraum einer der größten Pfarreien der NRW-Landeshauptstadt in ein warmes Licht, als die Gemeinde zum Einzug einer langen Prozession aus vielen Messdienerinnen und Messdienern, Seminaristen und Priestern in dieses auf Italienisch gesungene Kirchenlied einstimmt. Die beschwingte Musik ist gleich zu Beginn ein Statement und charakteristisch für jemanden, dem die Freude über seine bevorstehende Weihe von der ersten Minute an ins Gesicht geschrieben steht. Denn während der gesamten Liturgie umspielt ein leises Lächeln die Züge von Carlo Cincavalli, das später einem inneren wie äußeren Strahlen weicht und sich schließlich nach dem Gottesdienst draußen vor der Kirchtür bei Häppchen und Düsseldorfer Alt in einer fröhlichen Ausgelassenheit entlädt. 

Da singen nicht nur alle zu Gitarrenklängen die für die Gemeinschaft typischen Lieder von Gründer Kiko Argüello, es wird dazu auch munter untergehakt im Kreis getanzt, der frisch geweihte Diakon sogar mehrfach von seinen Mitbrüdern in die Luft geworfen. So halt sieht es aus, wenn sich südländisches Temperament Bahn bricht, weil einer von den Ihren die erste Hürde zum Priestertum genommen hat. Authentisch gelebter Glaube kann so viel Leichtigkeit haben, überschwänglich, begeisternd und ansteckend sein und dabei unbändige Euphorie auslösen.

Gästen aus ganz Italien wird simultan übersetzt

Doch zunächst herrscht in der großen neugotischen Innenstadtkirche würdige Festtagsstimmung. Sie ist bis auf den letzten Platz gefüllt mit Menschen, die den Weihekandidaten Carlo Cincavalli auf seinem bisherigen Weg begleitet haben: die Familie und Freunde, die eigens aus Apulien vom Stiefelabsatz angereist sind, Ausbilder, Mentoren und Mitbrüder, und sogar Don Giuseppe Di Nardo, der Heimatpfarrer des 35-Jährigen, der ihm später die Stola und Dalmatika anlegen wird, hat die Reise aus Süditalien ins Rheinland auf sich genommen. Vor allem aber sind unter den Mitfeiernden auch viele, die mit dem jungen Mann in der geistlichen Gemeinschaft des Neokatechumenalen Wegs, die in St. Peter eine Düsseldorfer Niederlassung hat, bereits seit 20 Jahren Lebens- und Glaubenserfahrungen teilen oder die in seiner Ausbildungsgemeinde mit ihm zusammengearbeitet und großen Anteil an seinem beruflichem Ziel, Priester werden zu wollen, genommen haben. In den ersten Reihen sitzen die nächsten Angehörigen, Mutter, Schwester und Schwager – der Vater ist früh verstorben – denen über Kopfhörer eine Simultanübersetzung zugespielt wird, damit sie die feierliche Liturgie bis ins Detail mitverfolgen können. 

Auch Kardinal Woelki wurde in St. Peter zum Diakon geweiht

In seiner Begrüßung erinnert Pfarrer Stephan Pörtner nicht ohne Stolz daran, dass schon einmal – im Juni vor 40 Jahren – in dieser Gemeinde eine Weihe von zwölf Diakonen, darunter der heutige Kölner Erzbischof, stattgefunden habe, während Weihbischof Steinhäuser sogleich launig kontert, dass damit die Messlatte für zu Weihende zwar hoch gelegt sei, es aber eben gerade bei dem Diakonendienst nicht darauf ankomme, Karriere zu machen, sondern – ganz im Gegenteil – Jesus Christus zu repräsentieren, sich dementsprechend zu den Menschen hinunterzubeugen, um ihnen die Füße zu waschen.

Carlo Cincavalli

"Die Diakonenweihe ruft dazu auf, dem Beispiel Christi zu folgen, indem man 'Diener aller' wird."

Carlo Cincavalli drückt es mit seinen Worten so aus: "Die Diakonenweihe ruft dazu auf, dem Beispiel Christi zu folgen, indem man ‚Diener aller’ wird, wie es durch das Austeilen von Brot und Fisch geschieht. Ein Diakon, der mit diesem Geist geweiht wird, wird zum Vermittler dieser greifbaren Liebe und bringt Trost, Hoffnung und materielle sowie geistige Nahrung für diejenigen, die es brauchen." Mit dem Austeilen von Brot und Fischen lehre Jesus Großzügigkeit, Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse anderer und demütigen Dienst. 

Mit diesen Sätzen interpretiert der Weihekandidat die Darstellung einer italienischen Ikone von der wundersamen Brotvermehrung, die er bewusst für den Titel seines Messheftes gewählt hat. Er wolle sein Leben zur Verfügung stellen, den Menschen dienen, ihnen Christus zeigen. Es mache ihm Freude, für sie da und mit ihnen in Kontakt zu sein. So begründet er an anderer Stelle seine Entscheidung.

Einziger Diakon in diesem Jahr

Cincavalli ist in diesem Jahr der einzige Weihekandidat im Erzbistum Köln, und trotzdem ist der 35-Jährige kein Einzelkämpfer, geschweige denn, dass er sich auf verlorenem Posten sähe. Er weiß die vielen Weggefährten und Mitbrüder seiner geistlichen Gemeinschaft hinter sich, die ihm den Rücken stärken, eine wichtige Unterstützung sind und eigens für ihn und sein großes Fest aus allen Niederlassungen des Neokatechumenats in Italien nach Düsseldorf gekommen sind. Das genau macht ja den großen Zusammenhalt dieser geistlichen Gemeinschaft aus. Wer aus ihrer Mitte heraus den Weg zum Priestertum wählt, ist niemals allein – nirgendwo auf der Welt. 

Und so spricht Carlo Cincavalli laut und vernehmlich sein "Ich bin bereit", als er von Weihbischof Steinhäuser nach seiner Bereitwilligkeit gefragt wird, diesen Dienst in der Kirche und zum Wohl des christlichen Volkes auszuüben, den Schatz des Glaubens zu hüten und diesen in Wort und Tat zu verkünden, ehelos zu leben, ein Mann des Gebetes zu werden, den Armen und Kranken beizustehen sowie den Heimatlosen und Notleidenden zu helfen, nach dem Beispiel Christi das eigene Leben zu gestalten und seinem Bischof Ehrfurcht und Gehorsam zu versprechen. Dieses Weiheversprechen vor dem Altar ist der zentrale Höhepunkt dieses Gottesdienstes. Nach der Allerheiligenlitanei legt Weihbischof Steinhäuser ihm dann die Hände auf und spricht das Weihegebet. Dann werden dem neu geweihten Diakon Stola und Dalmatika angelegt, bevor er aus der Hand des Bischofs das Evangeliar empfängt. 

Weihbischof Rolf Steinhäuser

"Weil Gott treu ist, nimmt er nichts von dem zurück, was er einmal zugesagt hat."

In seiner Predigt hatte Steinhäuser zuvor erklärt, dass niemand als Diakon geboren werde, sondern einer Berufung meist eine langjährige Suchgeschichte vorausgehe. Und er betont, dass es sich bei dieser Weihe um ein unauslöschliches Merkmal – einen Charakter indelebilis – handele. "Weil Gott treu ist, nimmt er nichts von dem zurück, was er einmal zugesagt hat", sagt der Bischof wörtlich. Und dass diese Treue Gottes auch der Schlüssel zum Leben von Carlo sei, der nämlich eine solche erfahren habe, sich nun auf das Wagnis, in der heutigen Zeit noch Priester werden zu wollen, einlasse und mit dieser Entscheidung Mut zeige, während die Kirche sein Angebot zunächst geprüft, ihn dann zum Diakon erwählt habe und ihm die Zusage Jesu zuspreche: Ich bin bei dir alle Tage bis zum Ende der Welt. 

Steinhäuser skizziert aus der Biografie des Weihekandidaten, dass er als Halbwaise aufgewachsen sei, zunächst eine Ausbildung zum Zahntechniker absolviert habe und nun schon seit über zehn Jahren mit der Gemeinschaft des Neokatechumenalen Wegs seinen Lebens- und Glaubensweg gehe. Dort habe er trotz Höhen und Tiefen die Erfahrung gemacht "Gott liebt mich" und bezeuge heute aus seiner Entscheidung heraus den von Paulus in seinem Brief an die Römer definierten "Geist der Kindschaft Gottes".

Italienisches Marien-Lied ist emotionaler Höhepunkt

Den emotionalen Höhepunkt erreicht diese Feier, als Samuel Jacobs, Seminarist im Bonner Priesterseminar "Redemptoris Mater", in dem auch Carlo Cincavalli ausgebildet wurde, den bewegenden Marienhymnus "Maria, piccola Maria" anstimmt, in den nach und nach alle Gottesdienstbesucher miteinfallen. Am Ende ist dieses Lied mehr als nur ein Gruß an die Gottesmutter. Es ist wie ein Bindeglied zwischen den vielen unterschiedlichen Nationen, die sich an diesem Sonntagnachmittag in St. Peter zusammengefunden haben, es ist Ausdruck neokatechumenaler Identität, berührt tief die italienische Seele aller Anwesenden und transportiert zweifelsohne eine große Sehnsucht.

Beatrice Tomasetti (DR)

Diakon/Diakonat

Das Diakonen-Amt ist eines der ältesten der Kirche und steht zunächst für soziale Verantwortung. Der Begriff Diakon leitet sich vom griechischen Wort "diakonos" ab und bedeutet Diener oder Helfer. In der römischen Kirche der ersten Jahrhunderte wirkten Diakone in der Armen- und Krankenpflege oder als Gehilfen des Bischofs in der Gemeindeverwaltung und beim Gottesdienst.

Eine Diakonstola / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Diakonstola / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR