Weihbischof Overbeck leitet nun das Bistum Münster - allerdings übergangsweise

Den Menschen den Weg zeigen

Er ist erst seit sieben Monaten Weihbischof in Münster. Seitdem hat Franz-Josef Overbeck in der drittgrößten deutschen Diözese schon viele Aufgaben in Vertretung des Bischofs geschultert. Denn Reinhard Lettmann, der am Freitag aus dem Amt geschieden ist, war zeitweise erkrankt, Weihbischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wechselte nach Limburg, und Weihbischof Heinrich Janssen erreichte die Altersgrenze von 75 Jahren. Nun erwartet den 43-jährigen Overbeck eine noch größere Aufgabe.

 (DR)

Das Domkapitel hat ihn am Samstag zum Diözesanadministrator, also zum Übergangsverwalter bis zur Ernennung eines Nachfolgers von Bischof Lettmann, gewählt.

Das Bistum rechnet damit, dass der Bischofsstuhl Anfang 2009 wiederbesetzt wird. Bis dahin leitet der Diözesanadministrator die Diözese. Overbeck hat in diesem Amt dieselben Rechte und Pflichten wie ein Diözesanbischof. Der Geistliche darf allerdings keine Entscheidungen treffen, die den künftigen Bischof langfristig binden würden.

Bislang war der gebürtige Marler, der Jugendlichkeit ausstrahlt, für 364.000 Katholiken in der Region Münster-Warendorf zuständig. Als seine wichtigste Aufgabe im Amt des Weihbischofs sieht er es an, den Menschen zu zeigen, "wo es zu Gott geht". Viele hätten nur noch eine vage Vorstellung, wer Christus wirklich sei, meint Overbeck. Er ist stolz auf eine Besonderheit, die nur wenigen Geistlichen zuteil wurde: vom selben Mann zum Priester geweiht und zum Bischof ernannt worden zu sein. 1989 weihte Kardinal Joseph Ratzinger ihn in Rom zum Priester für die Diözese Münster; 2007 ernannte Papst Benedikt XVI.
ihn zum Weihbischof.

"Magnificat anima mea"
Zuvor leitete der promovierte Theologe, der sechs Jahre in Rom studiert und im deutschsprachigen Priesterkolleg Germanicum gewohnt hat, das Institut für Diakonat und pastorale Dienste (IDP) im Bistum. Die Einrichtung ist für die Aus- und Fortbildung von rund 50 werdenden Pastoralreferenten und 42 künftigen ständigen Diakonen zuständig. Bei der Feier zum 50-jährigen IDP-Bestehen unterstrich Overbeck, die Seelsorger sollten in ihrer Arbeit zu einem Profil kommen, das dem missionarischen Auftrag der Kirche gerecht werde.

Eigene pastorale Erfahrungen sammelte der neue Diözesanadministrator, der das Leitwort "Magnificat anima mea" (Meine Seele macht groß den
Herrn) gewählt hat, in seiner Kaplanszeit von 1990 bis 1994 in Haltern. Es folgte die Ernennung zum Domvikar in Münster und zum Leiter des dortigen Studentenhauses am Breul. 1999 promovierte Overbeck, der als durch und durch Intellektueller gilt, mit einer Arbeit zur "Anthropologie und Trinitätstheologie Wolfhart Pannenbergs". Seit 2002 ist er auch geistlicher Direktor der jesuitisch geprägten Gemeinschaft christlichen Lebens (GCL).

Dass ein geistliches Leben nicht einfach zu führen ist und Disziplin erfordert, weiß der jugendlich wirkende Priester, der zugleich zum Domkapitular ernannt wurde, aus eigener Erfahrung. Ein Mal im Monat hält er Einkehrtag im Benediktinerkloster Gerleve. In der IDP-Ausbildung war es ihm stets wichtig, "Hilfen zu einem geistlichen Leben" zu geben. Wie schwierig Glaubensweitergabe in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft sein kann, weiß Overbeck, der für klare Worte und realistische Analysen bekannt ist. Die Zusammenlegung von Gemeinden und Bildungseinrichtungen im Bistum wegen sinkender Katholikenzahlen hat er im IDP aus der Nähe mitbekommen. Neben der Theologie liegt ihm eine "kritische Zeitgenossenschaft" am Herzen. Er moniert etwa, dass die Globalisierung die Gesellschaft zu stark zur Wirtschaftlichkeit zwinge.

Ob Overbeck in den kommenden Monaten noch freie Zeit für Studien und Konzertbesuche findet, für regelmäßige Joggingrunden um den Aasee und Treffen mit Familie und Freunden, wird sich zeigen. Er hat es sich fest vorgenommen. Der Samstagabend jedenfalls bleibt "heilig", sagt er. Dann lässt der Geistliche in Ruhe die Woche Revue passieren.

Von Viola van Melis (KNA)