Weihbischof Jaschke ist seit 20 Jahren Bischof - domradio-Interview

Rekordhalter im hohen Norden

Sein Dienstwagen-Nummernschild trägt die Buchstabenfolge HH-SH - wie gemacht für einen Weihbischof, der in Hamburg und Schleswig-Holstein tätig ist. Am Donenrstag feiert Hans-Jochen Jaschke sein 20-jähriges Bischofsjubiläum. Damit ist der 67-Jährige einsamer Rekordhalter im Norden. Kein katholischer oder evangelischer Bischof war hier jemals so lange im Amt.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke (KNA)
Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke / ( KNA )

Reich ist die Themenpalette, mit der sich Jaschke weit über Hamburg hinaus Bekanntheit erworben hat. In der katholischen Bischofskonferenz ist er für den interreligiösen Dialog zuständig und hat damit spätestens seit dem 11. September 2001 ein sehr brisantes Thema in seiner Obhut. So verteidigt der Theologe die Muslime gegen den Generalverdacht terroristischer Umtriebe, fordert sie aber zugleich auf, sich klar von islamistischer Gewalt zu distanzieren. Immer wieder lobt Jaschke das gute Verhältnis von Katholiken und Juden und ruft zu Wachsamkeit gegenüber jedweder Form von Juden-Feindschaft auf.

Jaschke wurde am 29. September 1941 im oberschlesischen Beuthen geboren. Nach der Vertreibung siedelte sich seine Familie 1945 im niedersächsischen Bückeburg an. Auf das Theologie- und Philosophie-Studium in Frankfurt und Münster folgte 1967 Jaschkes Priesterweihe. 1974 promovierte er in München bei Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI. Bis 1983 leitete er das Niels-Stensen-Kolleg in Münster, anschließend war er Pfarrer in Quakenbrück. Am 8. Januar 1989 empfing Jaschke in Osnabrück die Bischofsweihe; nach Errichtung des Erzbistums Hamburg 1995 wurde er zum Bischofsvikar für Schleswig-Holstein ernannt. In der Bischofskonferenz ist er auch für Bundespolizei und Bundesgrenzschutz zuständig.

Sein Geschick in ökumenischen Angelegenheiten kann Jaschke in der nordischen Diaspora hinreichend unter Beweis stellen. Nicht erst seit dem "ökumenischen Katholikentag" im Jahr 2000 in Hamburg tritt der Geistliche immer wieder mit der evangelischen Bischöfin Maria Jepsen auf. Diese lobt an ihm seine Begeisterung für die Ökumene.
"Mir hat die Verbindung aus Lebensfreude und theologischer Tiefe, die ich bei ihm gefunden habe, immer sehr zugesagt", gratuliert Jepsen zum Jubiläum.

Gerngesehener Gast auf dem gesellschaftlichen Parkett
Der gerngesehene Gast auf dem gesellschaftlichen Parkett scheut nicht das klare Wort. Beim Katholikentag in Osnabrück war er es, der auf dem Podium der "Initiative Kirche von unten" schmerzliche Fehler der katholischen Kirche beim Thema sexueller Missbrauch durch Geistliche einräumte. Er geißelt jede rechte Gesinnung als "braunen Sumpf", warnt Politik und Gesellschaft aber auch davor, auf dem linken Auge blind zu sein.

Zu seinem Jubiläum bescheinigt ihm Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) Verhandlungsgeschick und Feingefühl. Damit habe er maßgeblichen Anteil am Staatsvertrag zwischen Schleswig-Holstein und dem Heiligen Stuhl gehabt, der am 12. Januar unterzeichnet wird. Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) ergänzt: "Die Hamburger haben ihn in diesen 20 Jahren als einen theologisch und philosophisch hoch gebildeten Mann kennenlernen dürfen, der insofern in der besten Tradition seiner Kirche steht."

Bei Predigten behält der Mann mit der markanten Stimme stets seine auf dem Ambo abgelegte Armbanduhr im Auge; eine gute Ansprache kommt auch mit wenig Zeit aus. Im Sommer verriet Jaschke einem Boulevardblatt, dass er sich nach einer Fahrradtour um die Alster ein Bier genehmigt. Im Herbst zeigte er sich in der gleichen Zeitung betroffen über die Versäumnisse der Kirche angesichts der Novemberpogrome von 1938. Das war vor der Zeit des Hans-Jochen Jaschke. Doch was spielt das für eine Rolle für einen, dessen Bischofs-Wahlspruch "Bis der Tag erscheint" ganze Epochen umspannt.