Weihbischof Hauke für neue Formen der Seelsorge

Verborgene Sehnsüchte

Auch konfessionslose Menschen hätten "verborgene religiöse Sehnsüchte, die einen Ausdruck suchen", meint der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke. Deshalb rief er dazu auf, auch ungewöhnliche Wege der pastoralen Sellsorge zu gehen.

Weihbischof Reinhard Hauke, Bistum Erfurt (dpa)
Weihbischof Reinhard Hauke, Bistum Erfurt / ( dpa )

Angesichts wachsender Kirchendistanz plädiert der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke zu ungewöhnlichen Formen der Seelsorge. Auch konfessionslose Menschen hätten "verborgene religiöse Sehnsüchte, die einen Ausdruck suchen", sagte Hauke am Freitagabend in Berlin. Bei einer Veranstaltung in der Katholischen Akademie zum Thema "Katholischsein in der Diaspora" wandte er sich zugleich dagegen, neue pastorale Modelle gegen kirchliche Traditionen auszuspielen.

"Feiern der Lebenswende"

Hauke ist für die von ihm konzipierten kirchlichen Angebote bekannt. So begründete er vor 16 Jahren die christlich geprägten "Feiern der Lebenswende" unter anderem im Dom von Thüringens Landeshauptstadt. Für ungetaufte Jugendliche sind sie eine Alternative zur atheistischen "Jugendweihe". Haukes Modell wurde vom allem in Städten der neuen Bundesländer aufgenommen. Zudem feiert der Weihbischof besondere Segnungsgottesdienste für Paare am Valentinstag sowie für kranke Menschen und ihre Pflegenden.

"An den Menschen orientieren"

Hauke rief die Seelsorger auf, nicht nur auf vorgegebene pastorale Programme zu setzen. Sie sollten sich "an den Menschen orientieren, die sie vorfinden, und offen sein für deren Begabungen". Zugleich müssten sie den "reichen Schatz kirchlicher Liturgie und Traditionen" bewahren. Sie seien auch in einem noch volkskirchlichen Umfeld oft nicht mehr bewusst. Als Beispiel nannte der Weihbischof die jährlichen weltlichen Kirchweihfeste. Manchmal sei es "ganz schwierig", eine Kirmes mit einem Gottesdienst zu beginnen, räumte Hauke ein. Seit dem Rücktritt von Joachim Wanke leitet er das Bistum Erfurt übergangsweise bis zum Amtsantritt eines neuen Bischofs.

Wandel zur Minderheitenkirche

Bei der Veranstaltung rief der Innsbrucker Pastoraltheologe Christian Bauer dazu auf, den Wandel zu einer Minderheitenkirche anzunehmen. Die Christen sollten "nicht furchtbar verkrampft auf rückläufige Zahlen starren, sondern die Augen öffnen für Neues". Vor allem in den Regionen, in denen die Kirche bereits eine Minderheit ist, sollten sie schauen, "wo es gelingt, die christliche Botschaft glaubwürdig weiterzugeben". Wörtlich betonte Bauer: "Die Kirche von morgen wird kleiner, jünger und bunter sein."


Quelle:
KNA