Wehrbeauftragte verlangt muslimische Militärseelsorger

"Enorme Bedeutung" der Seelsorge

Bislang gibt es nur christliche und jüdische Seelsorger. Jüngste Einsätze wie in der Türkei zeigen laut Jahresbericht, wie nötig islamische Geistliche sind. Die Betreuung und Nachfrage gehe weit über die Religionszugehörigkeit hinaus.

Symbolbild Militärseelsorge / © Roselynne (shutterstock)
Symbolbild Militärseelsorge / © Roselynne ( shutterstock )

Die Wehrbeauftragte der Bundesregierung, Eva Högl (SPD), verlangt die zügige Einrichtung einer seelsorgerischen Betreuung für muslimische Soldaten in der Bundeswehr. 

"Äußert unbefriedigende" Situation

Der am Dienstag in Berlin vorgestellte Jahresbericht 2023 der Wehrbeauftragten spricht von einer "äußert unbefriedigenden" Situation. Wie dringend eine solche Seelsorge sei, habe sich etwa bei der Hilfsmission der Bundeswehr nach dem Erdbeben in der Türkei im Februar 2023 gezeigt.

Eva Högl / © Michael Kappeler (dpa)
Eva Högl / © Michael Kappeler ( dpa )

Der Bericht verlangt Angebote bis spätestens 2025. Högl räumt ein, dass dies schwierig sei, weil es keine vertretungsberechtigte Dachorganisation der islamischen Glaubensrichtungen in Deutschland gibt. Dieses seit Jahren bekannte Problem könne aber nicht länger zu Lasten der muslimischen Soldatinnen und Soldaten gehen, mahnt sie.

Jüdische Militärseelsorge befindet sich im Aufbau

Die Jüdische Militärseelsorge befindet sich laut Bericht weiterhin im Aufbau. Mit dem Abschluss sei Ende des Jahres 2024 oder Anfang 2025 zu rechnen. Derzeit befänden sich vier Militärrabbiner im jüdischen
Militärrabbinat. 

Neben der seelsorgerischen Betreuung von jüdischen Soldaten könne "das Militärrabbinat mit Blick auf den Nahostkonflikt dazu beitragen, die Situation Israels zu erklären und dahingehend zu sensibilisieren, was es bedeutet, Jüdin oder Jude zu sein". 

"Enorme Bedeutung" der Seelsorge

Der Bericht würdigte die "enorme Bedeutung" der Seelsorge in der Bundeswehr, die "längst nicht mehr nur aus der reinen Sicherstellung des Anspruches auf Seelsorge und ungestörter Religionsausübung"
hervorgehe.

Bundeswehrsoldaten / © Patrick Pleul (dpa)
Bundeswehrsoldaten / © Patrick Pleul ( dpa )

Die Betreuung und Nachfrage gehe weit über die Religionszugehörigkeit der Soldaten hinaus. Militärseelsorger seien im Übrigen auch wichtige Ansprechpartner sowohl für das Ausbildungs-
und Sprachmittlungspersonal als auch für die ukrainischen Soldatinnen und Soldaten, betont der Bericht.

Mit Blick auf mögliche Einsätze in der Zukunft, stellt sich laut Bericht "die strategische Frage, wie der ungleich größere und veränderte Betreuungsbedarf im Falle eines Spannungs- und erteidigungsfalls abgebildet werden kann".

Militärseelsorge

Nach dem Soldatengesetz hat jeder Soldat und jede Soldatin Anspruch auf Seelsorge und ungestörte Religionsausübung.

Bislang leisten in der Bundeswehr die evangelische und die katholische Kirche sowie die jüdische Gemeinschaft eine vertraglich vereinbarte Militärseelsorge für die Soldaten und deren Angehörige.

Soldaten der Bundeswehr / © Daniel Reinhardt (dpa)
Soldaten der Bundeswehr / © Daniel Reinhardt ( dpa )
Quelle:
KNA