Was hat der Vatikan mit den Schaltjahren zu tun?

Dieser Februar hat 29 Tage

In Deutschland leben rund 55.000 Menschen, die an einem 29. Februar geboren wurden. Wegen der Schaltjahre können sie nur alle vier Jahre Geburtstag feiern. Wie kommt das zustande und welche Rolle spielte dabei Papst Gregor XIII.?

Autor/in:
Von Christoph Arens
Kalenderblatt 29. Februar / © Sina Schuldt (dpa)
Kalenderblatt 29. Februar / © Sina Schuldt ( dpa )

Statistiker und Freunde der Mathematik sind in diesem Februar gefordert. Schließlich ist Schaltjahr - der Februar hat 29 Tage. Und damit muss vieles anders berechnet werden als in normalen Jahren.

Bleibt, wer am 29. Februar geboren wurde, länger jung, weil er nur alle 4 Jahre Geburtstag hat? Immerhin leben in Deutschland etwa 55.000 Schalttagskinder. Müsste man nicht in einem Schaltjahr mit 366 Tagen mehr verdienen als zu normalen Zeiten? 

Warum gibt es überhaupt Schaltjahre? 

Für die Antwort auf solche Fragen gibt es klare Regeln, wie eine Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) beim Statistischen Bundesamt zeigt.

Warum es ein Schaltjahr gibt, ist nicht ganz einfach zu erklären: Die Erde braucht bei der Umrundung der Sonne nicht genau 365 Tage, sondern 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Das so genannte Sonnenjahr dauert also knapp sechs Stunden länger als ein normales Jahr.

Diese Differenz muss ausgeglichen werden. Bereits im dritten Jahrhundert vor Christus halfen ägyptische Astronomen der Erde erstmals auf die Sprünge und führten einen zusätzlichen Kalendertag ein. 45 vor Christus übernahm Julius Cäsar für das Römische Reich diese Regelung. 

Er ließ die Länge der einzelnen Monate offiziell festlegen und schrieb einen alle vier Jahre begangenen Schalttag fest. Und weil im römischen Kalender der Februar der letzte Monat war, wurde ihm der Schalttag hinzugefügt. 

Auch dann noch aber blieb eine kleine Restungenauigkeit von jährlich elf Minuten. Dieser winzige Fehler blähte sich allerdings auf und führte schließlich dazu, dass sich im 16. Jahrhundert Frühling-, Sommer-, Herbst- und Winteranfang um mehr als zehn Tage nach vorne verschoben hatten.

Papst Gregor XIII. fand die Lösung 

Abhilfe brachte erst Papst Gregor XIII. mit einer Radikallösung: 10 Tage oder 240 Stunden fielen 1582 schlichtweg unter den Tisch. Auf den 4. Oktober folgte unmittelbar der 15. Oktober 1582.

Der Papst an der Spitze des Fortschritts: Zugleich wurde im gregorianischen Kalender, der bis heute gilt, die Schalttagsregelungen weiter präzisiert, um künftige Restungenauigkeiten zu vermeiden. Zwar gab es
weiterhin jedes vierte Jahr grundsätzlich ein Schaltjahr.

Der Extra-Tag fällt allerdings dann aus, wenn die Jahreszahl durch 100, aber nicht durch 400 teilbar ist. Durch diese Finesse hat nun jeder 400-Jahre-Zyklus nicht mehr 100 Schaltjahre, sondern nur noch 97.

Gesetzbuch hat extra Regel für Schaltjahr-Geborene

Doch wie gehen nun Statistiker und Juristen mit den Tücken des Schaltjahres um? Im Bürgerlichen Gesetzbuch gibt es sogar eine Regelung für Menschen, die am 29. Februar geboren sind. 

Aus Paragraf 188 folgt, dass an einem 29. Februar Geborene ihre Volljährigkeit zum 18. Geburtstag zum 1. März erhalten. Arbeitgeber haben in einem Schaltjahr einen Tag mehr Zeit, um fristgerecht Kündigungen auszusprechen.

Geht es um die Zahl der Geburten in Deutschland, wird pro Jahr abgerechnet. In den vergangenen 10 Jahren wurden am einem Februartag im Durchschnitt 2.000 Kinder geboren. Anders bei der Berechnung der
Geburtenkennzahlen wie der zusammengefassten Geburtenziffer oder der Geburtenziffern nach Alter der Frau: Dabei wird berücksichtigt, ob ein Jahr 365 oder 366 Tage hat.

Trotz Schaltjahr hat 2024 weniger Arbeitstage

Bei den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen wird zwar die Zahl der Arbeitstage berücksichtigt - aber die unterscheidet sich auch unabhängig von Schaltjahren wegen der Feiertage und Sonntage. So gibt es trotz Schaltjahr 2024 mit 248,8 rund 0,6 Arbeitstage weniger als 2023 (249,4 Arbeitstage). 

Das liegt daran, dass die Feiertage 2024 arbeitnehmerfreundlicher liegen - also seltener an einem Wochenende. Als Faustregel kann man nach Angaben der Statistiker sagen: Durchschnittlich bedeutet ein Arbeitstag mehr, dass das Bruttoinlandsprodukt um rund 0,1 Prozentpunkte höher ist.

Eine ähnliche Rechnung muss man wohl auch wegen möglicherweise höherer Löhne in einem Schaltjahr aufmachen: Aufgrund von Feiertagen und Wochenenden fällt das Schaltjahr vermutlich gar nicht so sehr ins
Gewicht. Die Zahl der Arbeitstage schwankt in jedem Jahr. 

So hat das aktuelle Jahr 252 Arbeitstage, 2023 hatte 251 Tage. 2022 kam auf 253 Tage und 2021 sogar auf 255 Tage. Bei Personen mit vertraglich vereinbarter Arbeitszeit ist die Anzahl der Arbeitstage sowieso unerheblich.

Das Stichwort: Schaltjahr 2020

Das Jahr 2020 wird ein Schaltjahr und hat einen 29. Februar. Der zusätzliche Tag wird alle vier Jahre nötig, um den Jahreskalender an astronomische Vorgänge anzugleichen. So haben "normale" Jahre 365 Tage mit jeweils 24 Stunden. Doch die Erde braucht 365,24 Tage für einen Umlauf um die Sonne. Diese zusätzlichen 0,24 Tage summieren sich in vier Jahren fast zu einem ganzen Tag.

29. Februar / © Sina Schuldt (dpa)
29. Februar / © Sina Schuldt ( dpa )


Anmerkung: Im letzten Absatz ist von 252 Arbeitstagen im Jahr 2024 die Rede, im Absatz davor von 248,8 Arbeitstagen. Beide Werte sind laut Statistischem Bundesamt korrekt. Sie beruhen auf unterschiedlichen Berechnungen der Feiertage, die ja von Bundesland zu Bundesland verschieden sind.

Quelle:
KNA