Warum katholische Verbände mit ihrem Sitzungskarneval begeistern

Handmade und familiär

Die großen TV-Karnevalssitzungen haben mit ihren Profirednern und Kultbands viele Fans. Kleinere Vereine überzeugen mit viel Herzblut. Gerade kirchliche Verbände wie Kolping oder die kfd punkten in der fünften Jahreszeit.

Autor/in:
Angelika Prauß
Büttenrednerin Hannelore Feuersänger  (KNA)
Büttenrednerin Hannelore Feuersänger / ( KNA )

Im Erzbistum Köln - der Karnevalshochburg im Rheinland - engagieren sich nach Angaben der Geschäftsführerin des Diözesanverbandes der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Ursula Sänger-Strüder, rund zwei Drittel der 560 kfd-Gruppen im Sitzungskarneval. Auch im Kolpingwerk gibt es unzählige Aktive, die sich dem Frohsinn verschrieben haben. Sigrid Stapel vom Kölner Kolping-Diözesanverband geht ebenfalls davon aus, dass zwei Drittel aller Kolpingfamilien bei Umzügen oder Sitzungen mitmachen.

Ob in Goch, Xanten, Kamp-Lintfort am Niederrhein, im Rheinland oder Sauerland - die närrischen Gesellen zeigen, dass Katholiken zum Lachen nicht in den Keller gehen.

Kirche und Karneval gehören zusammen

Kirche und Karneval hat in beiden Verbänden seit vielen Jahrzehnten Tradition. Nicht selten sind die bis zu vier Stunden langen Sitzungen ein festes Highlight im Gemeindeleben, oft lange im Voraus ausgebucht. Wenn der Pastor im Männerballett mittanzt, die Messdiener den neusten Chart-Hit auf Kirche und Papst umdichten oder ein Gemeindemitglied pointenreich das Leben in der Pfarrei aufs Korn nimmt, dann tobt der Saal.

Dabei haben solche fröhlichen Karnevalsevents einen weiteren positiven Nebeneffekt. So beobachtet die kfd, dass ihre Sitzungen auch Interesse an dem Verband selbst wecken. "Wir sprechen mit einer solchen Veranstaltung eben auch Frauen an, die wir sonst nicht erreichen", sagt Sänger-Strüder. Das gelte gerade für jüngere Frauen. "Die kfd ist bunt - zu jeder Jahreszeit", betont die kfd-Vorstandsfrau.

Mit Kolping im urbönnschem Karneval

Auch Heinz Struchhold ist vor 32 Jahren über den Gemeindekarneval zu Kolping gekommen - und in die Kolpingfamilie Bonn-Poppelsdorf hineingewachsen. Inzwischen ist er deren Vorsitzender. Seit über 80 Jahren sorgen die "Närrischen Gesellen" mit urbönnschem Karneval für ausgelassene Stimmung. Dass die Sitzung nur mit eigenen Kräften gestemmt wird, die oft von ihrer Kindheit an dabei sind, hat seinen eigenen Charme. Und weil Stuchhold seine Pappenheimer kennt, sorgt er an den beiden Abenden für eine gute Platzverteilung - möglichst alle sollen ihre Wunschtische und -nachbarn bekommen.

Ein Karnevalsurgestein in ihrem Wohnort ist die Wesselingerin Hannelore Feuersänger. Über viele Jahre hat sie die dortige Kolpingfamilie bei der Vorbereitung des Karnevalsumzuges unterstützt.

Stimmungskanone im Schwimmkostüm

Zudem ist die 64-Jährige seit über 20 Jahren in der fünften Jahreszeit für die kfd aktiv. Nachdem jemand krank wurde und dringend Ersatz gesucht wurde, sah sie ihre Stunde gekommen, aktiv ins närrische Geschehen einzugreifen. Anfangs machte sie bei Tanzeinlagen und Sketchen mit. Inzwischen hat sich die stimmgewaltige Rentnerin zur Sitzungspräsidentin hochgearbeitet, die souverän und locker drei Sitzungen mit knapp 200 Besuchern stemmt.

Zudem begeistert Feuersänger als "Frau aus dem Leben". In dieser Session sorgt sie als "Schwaadschnüss" - als Frau, die den Mund nicht halten kann - für Heiterkeit. Die Rolle ist der kommunikativen Stimmungskanone, die über sich selbst und ihre Körperfülle lachen kann, auf den Leib geschneidert. Ob als Schwimmschülerin, verhindertes Fotomodell oder leidgeprüfte Frau und Mutter - sie überzeugt die kfd-Frauen in jeder Rolle. Für Feuersänger ist es der größte Lohn, wenn die Gäste im Saal "mitgehen und wirklich herzhaft lachen". Selbst auf der Straße werde sie inzwischen auf ihre Auftritte angesprochen. Besonders freut die Katholikin das Lob ihres Pastors. Der hat durchaus registriert, dass sie einmal samstagnachts bis zwei Uhr kräftig gefeiert hat - und trotzdem am nächsten Morgen pünktlich in der Messe war. "Das fand er toll."


Quelle:
KNA