Warum im Kölner Dom für die Kathedrale gesammelt wurde

"Er braucht unsere Unterstützung"

Im Gottesdienst ist am Sonntag für den Erhalt des Kölner Domes gesammt worden. Eine Kollekte, die es seit fast 200 Jahren gibt, erklärt der Präsident des Zentral-Dombau-Vereins, Michael H. G. Hoffmann.

Michael H. G. Hoffmann, ZDV-Präsident / © MT (DR)
Michael H. G. Hoffmann, ZDV-Präsident / © MT ( DR )

DOMRADIO.DE: Die Kollekte kommt nicht direkt dem Kölner-Dombau-Verein zugute?  Sondern direkt dem Dom, oder?

Michael H. G. Hoffmann (Präsident der Bürgerinitiative "Zentral-Dombau-Verein"): Die kommt in der Tat dem Zentral-Dombau-Verein nicht zugute. Die kommt aber dem Erhalt des Domes zugute. Und das ist ja der wesentliche Punkt, denn der ZDV hat seit 1842 ausschließlich den Erhalt des Doms als Ziel. Aber die Domkollekte gibt es schon 12 Jahre früher.

DOMRADIO.DE: Also lassen Sie mich rechnen. 188 Jahre ist das nun her. Schauen wir zurück. Während der französischen Besetzung 1794 wurde der Dom als Gefängnis und Stall missbraucht – eine schlimme Zeit. Und erst 1801 wurden dort wieder Gottesdienste gefeiert. Die Kölner entwickelten wieder eine Liebe zu dem Bauwerk und wollten den Dom nicht nur erhalten, sie wollten ihn sogar zu Ende bauen. Welche Rolle spielte da die Kollekte?

Hoffmann: Bei der Kollekte kamen Gelder zusammen für den Erhalt des Kölner Doms, nicht für den Weiter- oder Fertigbau. Und das war auch dringend nötig. Denn 300 Jahre wurde nichts am Dom getan, da wuchsen Bäume auf den Dächern. Es gab große Schäden, die behoben werden mussten. Und seitdem wird einmal im Jahr im Gottesdienst für den Erhalt Geld gesammelt.

DOMRADIO.DE: Der Dom-Erhalt wird von Stadt, Staat, Land und Kirche unterstützt. Wie können wir uns die Finanzierung denn vorstellen?

Hoffmann: Der Dom selber gibt für den gesamten Erhaltungsaufwand zwischen fünf und sieben Prozent dazu. Der beträgt in diesem Jahr 7,5 Millionen Euro. Der Zentral-Dombau-Verein und dessen Mitglieder stellen über 60 Prozent der finanziellen Mittel zur Verfügung. Das sind schon allein 4,4 Millionen Euro.

DOMRADIO.DE: Die Gerüste am Dom, die gehören ja schon zum Bild am Dom. Was sind denn gerade die großen Projekte, die der ZDV vorantreibt und unterstützt?

Hoffmann: Wir werden auf jeden Fall ein neues Gerüst finanzieren und kaufen. An der Südseite gibt es einen großen Bedarf an Gerüsten, weil die nicht so schnell abgebaut werden können. Wir haben insgesamt an der Dombauhütte sieben oder acht Gerüstbauer, die nichts anderes machen. Es wird auch noch mal am Nordturms ein neues Gerüst gebaut, das vierte von insgesamt acht Positionen. Die Gerüste werden in circa zwei bis drei Jahren aufgebaut. Und werden dann für sieben bis zehn Jahre dort bleiben. Der Dom ohne Gerüst, dann geht ja bekanntlich die Welt unter. Das kann ich nur bestätigen.

DOMRADIO.DE: Was setzt dem Dom den aktuell am meisten zu?

Hoffmann: Das Michaelportal ist das Portal an der Nordseite zum Bahnhof. Es wurde im 19. Jahrhundert in Mitleidenschaft gezogen durch die Schwefelausstöße. Es gab einige Kriegsschäden. Der Bahnhof wurde ja sehr stark bombadiert und einige Splitter sind bis zu dem Portal gekommen. Wir haben eine Patenschaften für die Restaurierung vergeben. Über Hundert Patenschaften zwischen 1500 und 20.000 Euro. Damit werden Figuren in dem Portal restauriert. Dieses Patenschaftsprogramm war schnell ausgebucht. Es ist eine echte Sisyphusarbeit und es wird sicher noch zwei Jahre dauern, bis es fertig ist.

DOMRADIO.DE: Gibt es im Moment auch Patenschaften?

Hoffmann: Wir haben auf der Südseite ein Projekt mit vier Zierwasserspeyern. Teilweise sind sie stark beschädigt und Teile abgebrochen. Es wird ein 3D-Druck gemacht, wonach die Zierwasserspeyer neu geschlagen werden können. An so einem Projekt wird anderthalb Jahre gearbeitet und es kostet bis zu 70.000 Euro. Wir vergeben vier Patenschaften für die jeweiligen Wasserspeyer. Eine ist schon für 10.000 Euro vergeben. Wir freuen uns natürlich, wenn Interesse besteht.

DOMRADIO.DE: Wie kann man sich das denn vorstellen: Was wird denn im Alltag benötigt?

Hoffmann: Zum Beispiel brauchen wir gerade einen neuen Hubwagen, mit dem Experten am Gemäuer Schadstellen untersuchen können. Der jetzige Hubwagen ist ungefähr 30 Jahre alt. Das sind natürlich Sonderausgaben.

DOMRADIO.DE: Was für Man-Power braucht die Dombauhütte?

Hoffmann: Die Dombauhütte hat derzeit hundert Mitarbeiter, davon 75 in der Dombauhütte selbst und 25 Mitarbeiter in der Verwaltung. Aber wichtig ist auch immer, dass danach noch andere kommen. Ich sage immer: Wir sind alle nur Staffelläufer – auch ich als 13. Präsident. Wir tragen unseren Teil für den Erhalt bei und zwar in der Zeit, in der wir da sind. Wir müssen das Rad in die nächsten Generationen schlagen. Wir sprechen auch die Kinder von den Erwachsenen an. Auch sie sollen früh erkennen, dass der Dom immer unsere Unterstützung braucht.

Das Interview führte Christoph Paul Hartmann.


Quelle:
DR
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