Warum es kleine Hilfsinitiativen oft schwer haben

Mit Strickteddys gegen den Schmerz

Stille Helden: Kleine Hilfsprojekte bekommen meist kein Geld für Werbung und engagieren sich ohne Aufsehen der Öffentlichkeit für Arme und Flüchtlinge, Obdachlose und sozial Schwache sowie für Opfer von Gewalt.

Studiogäste bei Peter Kolakowski (hinten) / © Matthias Milleker (DR)
Studiogäste bei Peter Kolakowski (hinten) / © Matthias Milleker ( DR )

Abseits der großen Player wie UNICEF, Caritas oder Diakonie engagieren sich kleine Hilfsprojekte oftmals im Stillen. Peter Kolakowski hat in seiner domradio.de-Sendung einige von ihnen vorgestellt und ist dabei auf außergewöhnliche Menschen mit außergewöhnlichen Projekten gestoßen, die es trotz geringer finanzieller Mittel schaffen, Großes zu bewirken.

Kein gewöhnlicher Strickclub

"Ein Lächeln auf den Augen der Kinder ist für unsere Arbeit der beste Lohn", erzählt Ursula Rosendahl. Seit vier Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich im Verein Trostteddy e.V. und hat dabei schon mehrere hundert Stoffteddys gehäkelt. Die kleinen, bunten Tierchen sollen Kindern in Not helfen. So werden sie hauptsächlich an Notaufnahmen und in Frauenhäusern verteilt.  Dort kommen viele Kinder an, die Schlimmes erlebt haben. Oftmals könne ein kleiner, kuschliger Begleiter als Seelentröster Wunder bewirken, erklärt Rosendahl begeistert.

Zweimal im Monat treffen sich die Freiwilligen des Vereins, der schon über 100 Mitglieder zählt, zu einem Stammtisch. Dort werden nicht nur Teddys gemeinsam gehäkelt. Vielmehr besprechen die Helfer zukünftige Aufträge und Projekte und tauschen Wollreste untereinander aus. Dabei will der Verein kein gewöhnlicher Strickclub sein. Die Freude am Helfen steht bei den fleißigen Teddyproduzenten im Mittelpunkt. Außerdem freut sich die Gruppe, die im Moment überwiegend aus Rentnern besteht, über jeden neuen Strickbegeisterten, der helfen möchte. Nationalität und Alter spielen dabei keine Rolle, betont der Initiator des Vereins, Uwe Stumpf. Auch gibt es weder Mitgliedbeiträge noch anderweitige Verpflichtungen.

Und der Plan scheint aufzugehen. Zwischen 100 und 150 Teddys kann der Verein monatlich an Notaufnahmen liefern. Mittlerweile gibt es über 100 Mitstricker in ganz Deutschland. Für Ursula Rosendahl ist die Mitarbeit im Verein eine große Bereicherung – auch für ihren Alltag.

Sport verbindet Menschen

Ähnlich geht es Susanne Deppe Poldszin. Sie selbst hat durch das ehrenamtliche Engagement ihr eigenes Leben noch mehr schätzen gelernt. Dabei engagiert sich die Frau in einem ganz anderen Bereich, als Ursula Rosendahl. Sie organisiert im Club "Grenzenloser Sportverein" kostenlose Sportkurse für sozial schwächer gestellte Menschen und Flüchtlinge. Die Idee dafür hatte sie mit anderen ehrenamtlichen Helfen vor ein paar Jahren. Damals wollten sie Bedürftigen eine Teilnahme am Köln-Marathon ermöglichen. Die Initiative weckte über die Laufsportveranstaltung hinaus großes Interesse, sodass daraus der Verein entstand. Oberstes Ziel ist es, die Menschen mit Sport dabei zu unterstützen, damit sie wieder ins normale Leben hineinfinden.

Das neuste Projekt des Vereins ist ein Schwimmkurs für Nichtschwimmer. Dafür hat Susanne Deppe Poldszin auch schon eine ehrenamtliche Schwimmlehrerein gefunden. Doch mangelt es an Kooperationen mit den städtischen Schwimmhallen, weswegen der Kurs bis jetzt noch nicht beginnen konnte.

Hilfe vor Ort

Ähnliche Erfahrungen hat auch Nikolaus Bonerz mit seinem ehrenamtlichen Projekt, der Sankt Raffael Flüchtlingshilfe im Irak e.V., gemacht. Er sammelt Spendengelder in Deutschland, um in Bagdad ein Wohnprojekt für Flüchtlinge zu finanzieren. Dort arbeitet er daran, Wohncontainer mit Wasserzugang und Elektrizitätsanschluss für geflüchtete Familien aufzubauen. Doch auf Hilfen der Regierung in Deutschland wartet er schon lange. Er kritisiert die Kooperation mit den deutschen Behörden stark. "Wir wollen helfen, bekommen jedoch immer wieder Schranken gesetzt. Das kann nicht sein", erklärt er im domradio-Interview.

Die Idee des Projektes hatte Bonerz schon vor über 50 Jahren. Damals war er geschäftlich im Irak unterwegs. Dort baute er sich gute Kontakte zum "Sankt Rafael Krankenhaus" in Bagdad auf, das von katholischen Schwestern geführt wird. Für ihn war es immer schon wichtig, direkt am Ursprung, in den Herkunftsländern der Flüchtlinge, zu helfen. "Viele wollen gar nicht aus ihrer Heimat weg, sie sind aber durch ihre Umstände gezwungen, sich umzuorientieren. Dabei können wir ihnen behilflich sein", erklärt er weiter.

So kooperiert er mittlerweile mit Unternehmen und Behörden in Bagdad und war auch schon selbst häufiger vor Ort. Damit leistet er auch einen kleinen Beitrag, die Flüchtlingskrise in Europa zu bekämpfen.

Mit Kinofilmen helfen

Nicht ganz so weit hat es Monika Jarre. Sie arbeitet ehrenamtlich im Lionsclub Köln-Ursula. Zu dem Verein haben sich vor drei Jahren einige Frauen zusammengeschlossen, die sich für die Unterstützung von jungen Mädchen einsetzen. Sie wollen besonders Kindern und Jugendlichen helfen, die Probleme zu Hause haben, Opfer von sexuellem Missbrauch sind oder mit ihrem sozialen Umfeld nicht zurechtkommen. 

Für Projekte, die diese jungen Mädchen unterstützen, sammelt der Club Geld. Dabei haben sich die mittlerweile 23 Frauen etwas ganz besonders überlegt. In Kooperation mit großen Filmvorführhäusern organisieren sie Kinoabende. Daran schließt sich meist eine Diskussion zum Thema des Films an. Die Eintrittsgelder dafür gehen an verschiedene Organisationen und Projekte. Doch nicht jeder Film schafft es in das Repertoire des Clubs. Nur sorgfältig ausgewählte Stücke, die einen Bezug zur Arbeit des Vereins haben, werden gezeigt. Einer davon ist der Film "Wüstenblume", der die Beschneidung von Mädchen thematisiert. Damit wollen die Frauen bewusst gesellschaftliche Probleme dieser Art in der Öffentlichkeit platzieren und den Diskus darüber anregen, erklärt Monika Jarre.

So vielseitig wie die Projekte sind, sind  auch die ehrenamtlichen Helfer die dahinter stehen. Nur mit ihnen können gesellschaftliche Probleme wie die Flüchtlingskrise, soziale Ungleichheiten oder institutionalisierte Gewalt bekämpft werden. domradio.de hat einige Hilfsprojekte vorgestellt. 

Julia Rosner


Quelle:
DR