Warum das Hochfest der Verkündigung des Herrn verschoben wurde

"Ähnlich wie bei einem Kartenspiel"

An diesem Montag feiert die katholische Kirche das Hochfest der Verkündigung des Herrn. Warum das in diesem Jahr an einem anderen Tag als sonst gefeiert wird, erklärt Jan Hendrik Stens aus der Liturgie-Redaktion.

Verkündigung des Herrn (KNA)
Verkündigung des Herrn / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Eine Woche lange haben wir Ostern gefeiert. Am Sonntag ging die so genannte "Osteroktav" zu Ende. Doch wer meint, heute käme der liturgische Alltag, der irrt. Denn an diesem Montag gibt es wieder etwas zu feiern, nämlich das Hochfest der Verkündigung des Herrn. Das liegt vom Datum her eigentlich genau neun Monate vor Weihnachten. Doch in diesem Jahr ist das anders. Jan Hendrik Stens, neun Monate hat etwas mit Geburt zu tun, oder?

Jan Hendrik Stens (Theologie-Redaktion von DOMRADIO.DE): Richtig. Neun Monate vor Weihnachten feiern wir das Hochfest Verkündigung des Herrn. Früher nannte man es Hochfest Mariä Verkündigung. Das "ä" bei Mariä ist kein Genitiv, sondern ein Dativ - Maria wurde verkündigt. Der Engel Gabriel trat bei ihr ein und sagte ihr, was geschehen soll und Maria sagte ja dazu. Das ist die Geschichte aus dem Lukasevangelium. Der Evangelist Lukas ist der Evangelist, der von der ganzen Vorgeschichte der Geburt berichtet. Und das feiern wir bereits neun Monate vorher. Das heißt, ab dem Zeitpunkt war sie dann schwanger. Der 25. März ist von daher eine Art Vorgeschmack auf das Weihnachtsfest.

DOMRADIO.DE: Heute ist der 9. April. Warum wird das Hochfest erst heute gefeiert?

Stens: Das hängt damit zusammen, dass wir das Osterfest gerade hinter uns haben. Das heißt, der 25. März war in diesem Jahr der Palmsonntag. Am Palmsonntag beginnt die heilige Woche, die Kar- und Ostertage. In der katholischen Kirche und Liturgie kann man sagen, dass es ähnlich funktioniert wie ein Kartenspiel. Das eine sticht das andere. Und das Osterfest steht über allem. Ostern kann durch nichts und niemanden verdrängt werden, das ist das höchste Fest der Christenheit. Zum Osterfest gehört die ganze Karwoche, aber auch die Osteroktav. Also zwei Wochen, in denen kein anderes Fest in irgendeiner Form begangen werden kann.

Und daher ist in diesem Jahr das Hochfest der Verkündigung des Herrn auf den nächstmöglichen Termin verlegt worden und das ist heute am 9. April der Fall. Wäre der 25. März zum Beispiel der Samstag vor Palmsonntag gewesen, wäre es da gefeiert worden. Das ist jetzt die größtmögliche Verschiebung geworden. Jetzt könnte man mit einem Augenzwinkern sagen: Dieses Jahr haben wir eine Frühgeburt, weil es keine neun Monate mehr sind.

DOMRADIO.DE: Ostern ist also der Trumpf aller Trümpfe. Gibt es denn bei den Hochfesten eine gewisse Rangfolge?

Stens: Die gibt es auf jeden Fall. Es ist so, dass normale Gedenktage oder Feste, wenn sie eben auf einen Sonntag fallen oder auf einen der Sonntage der Oster- oder Fastenzeit, dass dann die Gedenktage in diesem Jahr entfallen. Aber bei Hochfesten wird eine Ausnahme gemacht. Hochfeste sind sehr wichtig, deswegen werden sie auf den nächstmöglichen Termin verlegt.

Das haben wir zum Beispiel ab und zu mal, wenn das Hochfest des heiligen Josefs  - der liegt ja zum Beispiel am 19. März - auf einem Sonntag liegt, dann wird er am nächstmöglichen Tag, also am Montag, nachgefeiert. Nur das ging jetzt mit der Karwoche nicht, weil die eben auch höher steht. Der nächstmögliche Tag ist erst der Montag nach der Osteroktav und das ist heute am 9. April.

Das Gespräch führte Andreas Lange.


Jan Hendrik Stens / © Gerd Lödige (DR)
Jan Hendrik Stens / © Gerd Lödige ( DR )
Quelle:
DR