Borrell stimmt EU auf hohe Zahl von Asylsuchenden ein

Warnung vor humanitärer Krise

Flüchtlinge aus Afghanistan müssen nach Ansicht des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell als Asylsuchende behandelt werden. Zugleich warnte Borrell vor einer möglichen humanitären Krise "biblischen Ausmaßes" in Afghanisten.

Aus Afghanistan geflüchtete Kinder spielen zwischen Zelten in einem Flüchtlingslager des italienischen Roten Kreuzes. / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Aus Afghanistan geflüchtete Kinder spielen zwischen Zelten in einem Flüchtlingslager des italienischen Roten Kreuzes. / © Andrew Medichini/AP ( dpa )

"Man nennt sie Migranten, aber wir müssen sie als das bezeichen, was sie tatsächlich sind: Sie sind keine Migranten; sie sind Asylsuchende. Das ist ein großer Unterschied", sagte Borrell nach dem Treffen der EU-Verteidigungsminister am Donnerstag im slowenischen Kranj.

Asylsuchende – nicht Migranten

"Glauben Sie, dass die Leute, die versuchten, einen Platz im Flugzeug zu kriegen, um Kabul zu verlassen - dass das Migranten waren? Nein; das waren Leute, die davor zu fliehen versuchten, dass sie möglicherweise umgebracht werden. Sie sind Asylsuchende, und wir haben sie als solche behandelt", so Borrell. Europa müsse sich dem Problem stellen, dass noch immer eine Menge Personen ausreisen wollten, "und wir werden sie als Asylsuchende betrachten müssen", sagte der EU-Außenbeauftragte.

Die Herausforderung sei, "jene Menschen aus Afghanistan herauszuholen, die das Land in unseren Flugzeugen verlassen wollten und es nicht konnten - und sie sind noch da". Alle Verteidigungsminister seien sich über die Verpflichtung einig, dass man Druck aufrechterhalten und Wege suchen müsse, um "diese schutzbedürftigen Menschen herauszuholen, die mit uns zusammenarbeiteten", sagte Borrell. Das werde auch ein Thema bei den Beratungen der EU-Außenminister am Freitag.

127.000 Personen ausgeflogen

Die Luftbrücke sei ein großer Erfolg gewesen mit Blick auf die 127.000 Personen, die man in kurzer Zeit aus Kabul ausgeflogen habe. "Das ist eine Menge; aber wir müssen es auch nach der Zahl der Menschen bemessen, die wir nicht rausholen konnten. Und das ist unsere wichtigste und drängendste Bemühung", so der EU-Außenbeauftragte.

Zu den Taliban werde es "ein auf Bedingungen basierendes Verhältnis" geben müssen. In Afghanistan könne eine humanitäre Krise "biblischen Ausmaßes" entstehen, sagte Borrell unter Verweis auf Dürre, Klimawandel, Krieg und die Lage von Frauen. Humanitäre Hilfe werde ohne politische Bedingungen geleistet. "Man hilft Leuten, weil ihnen geholfen werden muss."

Anders hingegen stünden Entwicklungshilfe oder Partnerschaftsabkommen von Regierung zu Regierung unter Voraussetzungen. Die EU habe die humanitäre Hilfe erhöht und die Entwicklungshilfe eingefroren; "wir werden nicht wieder starten, bevor wir nicht wissen, wer Afghanistan führt und wie sie es führen", sagte Borrell.


EU-Außenbeauftragter Borrell / © Francisco Seco/Pool AP (dpa)
EU-Außenbeauftragter Borrell / © Francisco Seco/Pool AP ( dpa )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema