Glaubensfrage an Weihbischof Schwaderlapp

War Gott schon immer dreifaltig?

War Gott schon immer dreifaltig? Die Geburt Jesu Christi wird ja "in die Zeit hineingestellt" der Menschen; sie erfolgt nicht am Anfang der Schöpfung. Ich verstehe es so, dass die Menschen vielleicht erst reifen müssen für eine Begegnung mit einem personalen, fleischgewordenen Gott, und sie werden ja auch darauf vorbereitet. Der Heilige Geist hilft Jesus bei seiner Mission (z.B. bei der Taufe, am Kreuz), und später dann auch denen, die ihm nachfolgen. Gab es nun vor der Geburt in Betlehem Jesus auch schon? "Du hieltest nicht fest daran, ihm gleich zu sein" - bedeutet das dass Jesus sagen wir mal überspitzt zu Zeiten von Eliah und Mose bereits eine personal vom Gott-Vater getrennte göttliche Person der Dreifaltigkeit war, die dann die Menschwerdung um das Jahr 0 "antrat" - oder wurde Jesus erst in dem Moment "erschaffen" (sozusagen) und begann den Prozess seiner Gottwerdung tatsächlich mit dem Menschsein. Also ich hoffe ich habe diese vielleicht seltsame Frage richtig erklärt. Dasselbe frage ich mich natürlich auch für den Heiligen Geist, der ja die oft unterschätzte dritte "Person" ist. Hat die Theologie eine Antwort auf diese Frage oder - was ich ja auch verstehen könnte - liegt dies sozusagen noch im Dunkeln für uns? (Petra S.)

Frage an Weihbischof Schwaderlapp / © dr (DR)
Frage an Weihbischof Schwaderlapp / © dr ( DR )

Antwort von Weihbischof Dr. Schwaderlapp:

Gott ist ewig vor aller Zeit. Er hat die Zeit geschaffen, und weil Gott ewig ist, ist er dadurch immer derselbe. Deshalb ist er immer schon der dreifaltige Gott, Gemeinschaft aus Vater, Sohn und Heiliger Geist. Im Glaubensbekenntnis (Gotteslob 586) bekennen wir das: "Wir glauben…an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit". War Gott schon immer dreifaltig, so geschah die Menschwerdung zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte. Hören wir auch hier das Glaubensbekenntnis: "Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden." Gott hat Menschennatur angenommen. "Er blieb, was er war und nahm an, was er nicht war", sagt der hl. Papst Leo der Große (461). Das, was wir im Glaubensbekenntnis bekennen, haben sich nicht Menschen ausgedacht, sondern geht auf die Offenbarung Gottes zurück. Und da wir in der Tat als Mensch nicht alles sofort und sogleich erfassen können, hat sich Gott schrittweise offenbart. Im Alten Bund hat er sich dem Volk Israel als der Schöpfer offenbart, der sich ein Volk auswählt und aus Ägypten befreit und diesem Volk treu bleibt. Im Neunen Bund hat er sich als der Dreifaltige offenbart, der seinen Sohn in die Welt sendet und den Heiligen Geist, um das Werk der Erlösung zu vollenden. In den ersten Jahrhunderten der Christenheit wurde sehr darum gerungen, wie diese Offenbarung zu verstehen ist. Und in der Auseinandersetzung mit vielen vom damaligen Zeitgeist beeinflussten Positionen hat die Kirche dann jene Begrifflichkeit gefunden, die im großen Glaubensbekenntnis ihren Niederschlag gefunden hat. 

Die Heilige Dreifaltigkeit ist und bleibt ein großes Geheimnis, das weit über unseren Verstand hinausreicht. Dennoch ist das, was die Kirche vom dreifaltigen Gott glaubt und bekennt, wahr und gültig. Aber es ist eben kein abgeschlossenes Bekenntnis. Es ist offen für tiefere Erkenntnis. 

In der Hoffnung, Ihnen damit gedient zu haben, verbleibe ich mit allen Segenswünschen
Ihr
+Dominikus Schwaderlapp


Weihbischof Dominikus Schwaderlapp / © Screenshot (DR)
Weihbischof Dominikus Schwaderlapp / © Screenshot ( DR )