Vor 125 Jahren wurde der US-Stummfilmstar Buster Keaton geboren

Vor und hinter der Kamera ein Star

Er war der Mann, der nie lachte und doch alle zum Lachen brachte: Buster Keaton, Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur, gilt als einer der ganz Großen der Stummfilmzeit. Vor 125 Jahren wurde er geboren.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Stern für Buster Keaton auf dem Hollywood Walk of Fame / © Hayk_Shalunts (shutterstock)
Stern für Buster Keaton auf dem Hollywood Walk of Fame / © Hayk_Shalunts ( shutterstock )

Der charakteristische Porkpie-Hut aus Filz und die stets zu großen Schuhe. Das immer gleiche, leicht nach links geneigte Pokerface. Halsbrecherische Akrobatik ohne doppelten Boden. Buster Keaton gilt als Gründervater der Filmkomödie. Keatons Filme zählen zu den bedeutendsten Werken der Filmgeschichte. Am 4. Oktober 1895 wurde Joseph Frank "Buster" Keaton in Piqua im US-Bundesstaat Kansas geboren.

Sein Pate Harry Houdini soll es gewesen sein, der dem kleinen Joseph Frank zu seinem Namen verhalf. Kaum ein halbes Jahr alt, sagt die Legende, sei Klein-Keaton die Treppe hinuntergesegelt und unverletzt am Treppenabsatz gelandet sein. "What a buster your kid took!", "ein ziemlicher Sturz, den euer Baby da hingelegt hat", soll der berühmte Zauberkünstler ausgerufen haben.

"Die drei Keatons"

Der Name Buster saß, das Kind aber nicht still. Als den Eltern seine Unfälle zu gefährlich werden, nehmen sie ihn mit zur Arbeit: auf die Vaudeville-Bühne, zum Unterhaltungstheater der Jahrhundertwende. Als "Die drei Keatons" treten Joe, Myra und ihr Junior von nun an auf. Mit fünf Jahren gibt er sein offizielles Bühnendebüt.

17 Jahre tingelt Keaton mit seinen Eltern und später auch den Geschwistern Harry und Louise mit der immer erfolgreicheren Show durch ganz Amerika. Dann trifft er in New York einen Jugendfreund, der ihn in ein Filmstudio einlädt. Keaton geht mit, trifft auf einen der damals beliebtesten Komiker namens Roscoe Arbuckle und nimmt das Angebot an, noch am selben Tag in eine Rolle in dessen aktuellem Film zu schlüpfen. Keatons Leinwanddebüt in "The Butcher Boy" von 1917: pure Improvisation!

Von der Bühne zur Leinwand

Keaton, angefixt vom Bewegtbild, kehrt der Variete-Bühne den Rücken. Die Zusammenarbeit mit Arbuckle wird schnell enger, Keaton nach wenigen Filmen dessen Assistent. Nach einer kurzen Unterbrechung als Soldat im Ersten Weltkrieg beginnt der 25-Jährige 1920, eigene Zwei-Rollen-Filme zu drehen. In weniger als zwei Jahren ist Keaton berühmt.

Ob als naiv-ungeschickter Junge, unglücklich verliebter Cowboy oder ganz einfach als er selbst: Keaton liefert sich in seinem Filmen dramatische Verfolgungsszenen, gespickt mit halsbrecherischer Akrobatik, die zu seinem Markenzeichen wird. Die teils reichlich riskanten Stürze, Sprünge und Fälle führt Keaton alle selber aus - "Stuntmänner sind nicht lustig".

Wegbrechender Erfolg

Keaton ist sein eigener Herr, schreibt seine Drehbücher selbst, führt Regie, erweist sich als begeisterter Technikfreak - und brilliert vor der Kamera. Ausgerechnet auf dem Höhepunkt seines Schaffens wird sein Lieblingsfilm "Der General" (1928) zum verheerenden Verlustgeschäft. "Den schlimmsten Fehler meiner Karriere", wird Keaton später urteilen, habe er damals gemacht: Nach 31 erfolgreichen eigenen Filmen geht er eine Partnerschaft mit dem Produzenten Joe Schenck ein.

Für den boomenden Namen Metro-Goldwyn-Mayer und entgegen des Rats seiner prominenten Kollegen Charlie Chaplin und Harold Lloyd hat er seine künstlerische Freiheit aufgegeben. Mit wegbrechendem Erfolg beginnt er zu trinken. Auch Keatons Privatleben ist in dieser Zeit wenig erfreulich. Zuerst aus dem Ehebett verwiesen, verlässt ihn Ehefrau Natalie Talmadge 1932 ganz. Die zweite Ehe mit Mae Scriven hält keine drei Jahre.

Zurück auf die Bühne

Dann sollte ihm noch einmal Houdini zu Hilfe kommen. Der hatte seinem Patensohn einige seiner Entfesselungstricks mit auf den Weg gegeben. 1934, unfreiwillig in eine Zwangsjacke in ein Sanatorium gesteckt, befreit sich Keaton aus beiden. Er bekommt den Alkohol unter Kontrolle und widmet sich unter anderem Kurzfilmen für mehrere Produktionsfirmen. Vor allem aber geht er dahin zurück, wo seine Karriere begonnen hatte: auf die Bühne vor Live-Publikum. Seine dritte Ehe, 1938 mit Eleanor Norris, sollte bis zu seinem Tod 1966 glücklich halten.

Sein Pokerface auf der Bühne habe ihm zu dem Image verholfen, "hoffnungslos und ungeliebt" im privaten Leben zu sein, resümierte der Mann, der vor der Kamera nie lachte und damit so viele zum Lachen brachte. "Nichts könnte weiter weg von den Fakten sein. Solange ich denken kann, habe ich mich für einen sagenhaft glücklichen Mann gehalten."


Quelle:
KNA