Vor 750 Jahren wurde die heilige Notburga von Rattenberg geboren

Patronin des Feierabends

Ihr Auftritt beim Spießenbauern im Tirolerdorf Eben sollte ihr eigentlich bis heute Promi-Status in der Arbeitswelt sichern. Und doch ist Notburga von Rattenberg hierzulande kaum mehr bekannt. Zeit, dass sich was dreht.

Die heilige Notburga von Rattenberg  / © Georg Müller (KNA)
Die heilige Notburga von Rattenberg / © Georg Müller ( KNA )

Die katholische Kirche war schon immer findig mit ihren Schutzpatronen. Eine ganz wunderbare Heilige wird am 13. bzw. 14. September verehrt, vor allem in ihrer Heimat Tirol, aber auch an einigen Orten in Deutschland oder in Slowenien. Notburga von Rattenberg, Tochter eines Hutmachers und mildtätige Magd, ist die Patronin des Dienstpersonals - und Hüterin des Feierabends. Ganz nebenbei passt sie noch trefflich ins theologische Programm von Papst Franziskus. 1265, vor 750 Jahren, soll sie in Rattenberg geboren sein.

Fromm und fleißig

Ihre frommen Eltern, so berichten die Legenden, erzogen das Mädchen zu Demut, Fleiß und Pflichterfüllung. Als die Zeit kam, gaben sie sie beim Landesherrn in Dienst, Graf Heinrich I. aus dem bayerischen Geschlecht der Rapatonen. Wegen ihrer Tüchtigkeit wurde sie auf der Rattenburg schon bald zur "Schafferin" befördert, der obersten des Hauspersonals. Als solche sorgte sie auch für die Vorräte - und zweigte einiges für die Armen und Bedürftigen ab.

Nachdem aber der gute Graf gestorben war, fiel Notburga bei der Gattin des jungen Nachfolgers, Heinrich II., in Ungnade. Ottilia befahl, die Speisereste statt den Armen den Schweinen zu geben; die seien wenigstens zu etwas nütze. Notburga aber sparte sich wenigstens von der eigenen Ration etwas ab. Doch als sie es den Armen bringen wollte, wurde sie von ihrem Herrn ertappt. Der freilich fand, als sie das Tuch zurückzog, zu beider Verwunderung im Körbchen statt Brot und Wein nur Holzspäne und Lauge vor. Immerhin: Der Vorfall reichte der Gräfin aus, sie wegen Unterschlagung zu entlassen.

"Sichelwunder"

Wichtiger als dieses "Korbwunder", das als Topos dem "Rosenwunder" der Elisabeth von Thüringen gleicht, ist für Sonntagsschützer, Gewerkschafter und gläubige Arbeitnehmer heute jenes "Sichelwunder", das sich auf dem Feld ihres neuen Dienstherrn, des "Spießenbauern" im nahe gelegenen Dorf Eben am Achensee, zutrug. Die fromme Magd hatte sich ausbedungen, immer am Feierabend, also am Vorabend des Sonntag, pünktlich Schluss machen zu dürfen, um in der Kapelle zu beten.

Als aber eines Tages das Wetter umzuschlagen drohte und der Bauer sich um seine Ernte sorgte, befahl er weiterzumähen, bis alles eingebracht sei. Doch als die Glocke läutete, rief Notburga "Feierabend", hängte ihre Sichel in die Luft, die dort brav an einem Sonnenstrahl hängen blieb, und marschierte stracks zum Gottesdienst.

Nachdem nun die böse Gräfin gestorben und über den Hausstand des Lehnsherrn eine jahrelange wirtschaftliche Pechsträhne gekommen war, schickte Heinrich II. nach seiner früheren Schafferin. Die freilich machte zur Bedingung, künftig ungehindert auch die Armen versorgen zu dürfen. Und mit ihr kehrten Glück und Wohlstand auf die Rattenburg zurück.

Tod auf dem Ochsenkarren

Als nun Notburga, wohl 1313, zum Sterben kam, bat sie darum, auf einen Ochsenkarren gelegt und dort bestattet zu werden, wo dieser anhielt. Der Karren fuhr hinunter zum Inn, der sich teilte wie einst bei Moses das Rote Meer, und die Ochsen brachten sie bis hinauf zur Rupert-Kapelle von Eben, wo sie einst an ihren Feierabenden gebetet hatte.

Notburga ist die meistverehrte Heilige in ihrer Heimat Tirol. Kaiser Maximilian (1486/1508-1519) persönlich soll 1515, vor 500 Jahren, angeordnet haben, die Kapelle von Eben zur Wallfahrtskirche zu vergrößern. 1718 wurde Notburga exhumiert, und nachdem der Fürstbischof von Brixen gestattet hatte, aus ihrem Skelett eine Ganzkörperreliquie zu machen, wurde sie fortan mit Kleidung und Edelsteinschmuck versehen in einem Glassarg ausgestellt. 1862 bestätigte Papst Pius IX. die Verehrung als Volksheilige.

Dementsprechend ist auch ihr Name vor allem in Österreich noch heute vertreten. Die Spitznamen für Notburga oder Notburg lauten Burgal, Burgel, Burgerl, Burgerle, Burgi oder Burgl. Auf www.baby-vornamen.de nimmt sie aktuell nur Rang 471 ein, zieht dafür aber einige recht böse Kommentare an. Ihr selbst wär das wohl reichlich egal gewesen: Die gute Tat zählt mehr als der Name.


Quelle:
KNA