Vor 65 Jahren: Pfr Max Josef Metzger von Nazis hingerichtet

Ein verkannter Visionär

"Es war ja immer mein Verhängnis, dass ich der Zeit etwas voraus war und daher nicht verstanden werden konnte."

Autor/in:
Hans Lipp
 (DR)

Diese Lebensbilanz zog der katholische Priester Max Josef Metzger im August 1943 in einem seiner letzten Briefe aus der Berliner Todeszelle. Nach einem Schauprozess wurde Metzger am 17. April 1944, vor 65 Jahren, hingerichtet. Metzger wurde bei dem Prozess als Volksverräter und Kritiker des Nationalsozialismus verurteilt. In zwei unmittelbar vor seiner Enthauptung verfassten Abschiedsbriefen bekannte der aus dem Erzbistum Freiburg stammende Geistliche, er habe Gott sein Leben angeboten "für den Frieden der Welt und die Einheit der Kirche".

Metzger war ein verkannter Visionär, der in einer Fülle von Schriften Ideen für ein friedliches, vereinigtes Europa entwarf. Bis heute ist er öffentlich kaum bekannt. Und auch innerkirchlich erinnerten sich lange nur wenige an ihn. 2006 wurde dann sein Seligsprechungsprozess eröffnet.

"Bruder Paulus", wie sich Metzger wegen seiner Verehrung für den Völkerapostel nannte, hat eine Fülle von Briefen, theologischen Abhandlungen, Predigten, Gedichten und Liedern hinterlassen, die bis heute aktuell sind. Im Rahmen des Seligsprechungsverfahrens wird diese Hinterlassenschaft derzeit gesichtet und geprüft. Diese Arbeit sowie die Befragung von Zeitzeugen sind weitgehend abgeschlossen. Die wichtigsten schriftlichen Zeugnisse Metzgers und die Stellungnahmen des diözesanen Gerichtshofes müssen nun ins Italienische übersetzt und der zuständigen vatikanischen Kongregation zur Bewertung übergeben werden.

Seligsprechung auf gutem Weg
Erzbischof Robert Zollitsch zeigte sich nach einem Besuch in Rom zuversichtlich. Man habe ihm im Vatikan signalisiert, dass die angestrebte Seligsprechung auf einem guten Weg sei. Einen Termin nannte er nicht. Dass Max Josef Metzger als Märtyrer gestorben ist, wird in Rom nicht bezweifelt. Was dort irritiert, ist seine geringe Bekanntheit und eine kaum zu Tage tretende Verehrung.

Metzger hatte schon 1917, noch während des Ersten Weltkriegs, ein "Internationales religiöses Friedensprogramm" verfasst, zu dem sich der damalige Papst Benedikt XV. lobend äußerte. 1939 bat Metzger Papst Pius XII. in einem Brief um die Einberufung eines ökumenischen Konzils unter Beteiligung auch der nichtkatholischen Christen - mit dem Ziel, die Kirchenspaltung zu überwinden. 1943 entwarf er auf der Grundlage christlicher Werte ein Memorandum mit Vorschlägen zur Neuordnung Deutschlands nach der für ihn unvermeidlichen Niederlage und Einbindung in ein vereintes Europa. Dieses Schriftstück übergab er einer Gestapo-Agentin, die sich scheinbar für seine Arbeit interessierte. Metzger wurde verhaftet und in einem Schauprozess zum Tod verurteilt. Er hatte es gewagt, den Sturz des Dritten Reichs vorauszusagen.

Weitere Visionen Metzgers hat die Geschichte bestätigt. So wurde das Konzil von Papst Johannes XXIII. 1962 auf den Weg gebracht. Auch seine Idee von einem in ein vereintes Europa integrierten Deutschland ist längst verwirklicht. In einem Aufsatz von 1939 prangerte Metzger Geldsucht, Ehr- und Herrschsucht als "dreifachen Spuk des dämonischen Zeitgeistes" an. Als Gegengewicht empfahl er die Besinnung auf die Bergpredigt. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Finanzkrise eine Mahnung von verblüffender Aktualität.