Vor 40 Jahren zog Israel aus dem Sinai ab

Um des Friedens willen

Mit der Einigung über den Sinai legten Israel und Ägypten einen Grundstein für den Frieden. 40 Jahre nach dem Abzug Israels ist die Halbinsel im Roten Meer bei Touristen beliebter denn je - und inzwischen recht sicher.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Katharinenkloster im Sinai / © grigoroelena (shutterstock)
Katharinenkloster im Sinai / © grigoroelena ( shutterstock )

Am 25. April 1982 zog Israel sich aus den letzten Teilen der Halbinsel Sinai zurück, die es im Sechstagekrieg 1967 besetzt hatte. "Land für Frieden" lautete das Schlagwort während der Friedensverhandlungen von Camp David 1978, die im ägyptisch-israelischen Friedensvertrag vom März 1979 ihren bilateralen Ausdruck fanden.

Friedensvertrag mit Israel

Im Fall des Sinai ging es um viel Land: 61.000 Quadratkilometer Wüste - fast dreimal die Fläche des israelischen Kernlandes. Außerdem: die Ölfelder am Golf von Suez, die "Riviera des Nahen Ostens" ebenso wie der Moses-Berg oder das Katharinenkloster, Ziel von tausenden Touristen. Nur einige hundert Meter Strand in Taba mussten unter die Zuständigkeit einer multinationalen Friedenstruppe gestellt werden. Weitere sieben Jahre stritt man um den Taba-Streifen, bis der damalige ägyptische Präsident Husni Mubarak am 19. März 1989 seine Fahne hissen lassen konnte.

"Ausdruck eines allgemeinen Volkswillens" in Ägypten sei der Friedensvertrag mit Israel, betonte Mubarak in einer Rede im israelischen Fernsehen, ein Schritt zu einem "umfassenden Frieden". Ähnlich der damalige israelische Ministerpräsident Menachem Begin, der zum "ewigen Frieden", guter Nachbarschaft und Freundschaft aufrief.

Kein guter Beginn der Freundschaft

Für rund 7.000 jüdische Siedler, die sich während der israelischen Kontrolle auf der Halbinsel niedergelassen hatten, begann diese Freundschaft alles andere als gut. Teils mit Gewalt, wie im Fall der Siedlung Jamit, wurden sie evakuiert. Die Siedlungen wurden dem Erdboden gleich gemacht. Zu groß war die Angst vor Rückkehrversuchen der Bewohner. Radikale hatten das Gebiet zum gelobten Land hochstilisiert, auch, weil der Sinai Ort zentraler biblischer Ereignisse ist. Hier soll sich Gott im brennenden Dornbusch offenbart haben, hier zogen die Israeliten durch die Wüste, hier erhielten sie die Zehn Gebote.

Letztes territoriale Zugeständnis

Der damalige israelische Verteidigungsminister Ariel Scharon versprach, dass es das letzte territoriale Zugeständnis Israels für den Frieden sein würde. Er sagte auch zu, die jüdischen Siedlungen im besetzten Westjordanland und dem Gazastreifen auszubauen. Viele der Sinai-Siedler ließen sich im Gazastreifen nieder - und sahen sich 23 Jahre später erneut mit einer Räumung konfrontiert. Entgegen seinem Versprechen hatte Scharon den einseitigen Gaza-Abzug Israels durchgesetzt.

1948, 1956 und 1967 hatte Israel den Sinai oder Teile von ihm eingenommen. Zum dritten Mal zog sich der Staat von der Halbinsel zurück. Diesmal erhielt Israel im Gegenzug nicht nur die freie Fahrt seiner Schiffe durch den Suezkanal: Durch Ägypten wurde Israel erstmals von einem arabischen Staat anerkannt.

Alleingang von Ägypten

Bis 1994 Jordanien es dem Land am Nil gleichtat, vergingen weitere 15 Jahre. Mit seinem Alleingang verärgerte Ägypten die arabische Welt so sehr, dass es für die folgenden Jahre aus der Arabischen Liga ausgeschlossen wurde. Vierzig Jahre später stehen die "Abraham-Abkommen" zwischen Israel und Teilen der arabischen Welt für eine Art neuer Normalität.

Sinai als Sehnsuchtsort

Der Sinai hingegen blieb für viele Israelis ein Sehnsuchtsort. Über viele Jahre wiederholte Terrorwarnungen konnten sie nicht von der´Reise ins Wüstenparadies abhalten. Offiziell stufte Israel die Reisewarnungen erst vor einem guten halben Jahr für Teile der Halbinsel herunter, zur Freude seiner Bürger, die jetzt in noch größeren Zahlen kommen.

Während Israelis in der Weite der Wüstenlandschaft Freiheit suchten, sahen Flüchtende vor Armut und Gewalt in ihr den rettenden Weg in die Freiheit. Mehr als 60.000 Afrikaner sollen zwischen 2006 bis 2013 über den Sinai nach Israel gekommen sein. Gut 240 Kilometer Zaun entlang der Grenze, fertiggestellt 2014, halten sie seither erfolgreich ab.

Verschlechterung durch den Arabischen Frühling

Eine Problematik unterdessen bekommt kein Zaun in den Griff: Mit dem Arabischen Frühling verschlechterte sich die Lage auf dem Sinai deutlich. Er wurde zum Rückzugsort islamistischer Kämpfer. Eine Reihe von tödlichen Anschlägen gehen auf das Konto dschihadistischer Gruppen.

Optimismus scheint durch

Doch auch auf ägyptischer Seite scheint man inzwischen optimistisch. Im vergangenen Herbst ließ Präsident Abdel Fattah Al-Sisi den über Jahre immer wieder verlängerten Ausnahmezustand in seinem Land auslaufen. Ägypten sei "zu einer Oase der Sicherheit und Stabilität in der Region geworden". Vielleicht ist auch auf der Halbinsel im Roten Meer nun die Zeit des Friedens gekommen.

Quelle:
KNA