Vor 350 Jahren wurde der Architekt Pöppelmann geboren

Der Zwinger machte ihn unsterblich

August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, ließ im Jahr 1709 im Dresdner Zwingergarten eine Orangerie errichten. Beauftragt wurde der Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann. Der erweiterte das Bauvorhaben zu einem Festplatz. Und errichtete auf dem Freigelände zwischen der äußeren und inneren Stadtmauer eines der bedeutendsten europäischen Barockbauwerke: den Dresdner Zwinger. Vor 350 Jahren, am 3. Mai 1662, wurde Pöppelmann geboren.

Autor/in:
Bettina Nöth
 (DR)

Noch vor seiner Fertigstellung erlebte der Zwinger im Jahr 1719 einen Höhepunkt als Kulisse für die Hochzeitsfeierlichkeiten des Kurprinzen Friedrich August II. mit der habsburgischen Kaisertochter Maria Josepha. Im rechteckigen, 204 Meter langen und 116 Meter breiten Hof fanden Ringrennen statt, ein Reiterballett wurde aufgeführt, und bei einer "Wirtschaft" spielte das Königspaar die Wirtsleute, der Adel erschien in bunten Kostümen. In den Pavillons, die den Innenhof in symmetrischer Anlage umrahmen, tanzte bei Kerzenschein der sächsische und ausländische Adel, erzählt der Dresdner Architekturhistoriker Walter May.



Als der Zwinger mit der Hochzeit des Thronfolgers eingeweiht wurde, stand der 55-jährige Matthäus Daniel Pöppelmann am Höhepunkt seiner Karriere. Ein Jahr zuvor war er zum Oberlandbaumeister ernannt worden, dem höchsten Posten im Dresdner Bauamt. Dort soll der aus einer verarmten Kaufmannsfamilie im westfälischen Herford stammende Pöppelmann schon als 18-Jähriger angestellt gewesen sein - zunächst allerdings ohne Bezahlung. "Von ganz unten arbeitete Pöppelmann sich nach ganz oben", sagt May.



Mit dem Zwinger schuf Pöppelmann nicht nur einen Platz für höfische Feste, sondern auch einen Ort, um königliche Macht und Reichtum darzustellen. Majestätisch erhebt sich das 36 Meter hohe Kronentor in der Mitte einer Langgalerie im Südwesten des Hofes. Auf der Spitze der zwiebelförmigen Kuppel tragen vier Adler eine vergoldete polnische Königskrone. Links und rechts des Eingangstores, auf der zum Zwingergraben gewandten Seite, stehen überlebensgroß die antiken Götter Vulkan und Bacchus. Als alten Mann mit langem, wildem Bart und muskulösem Oberkörper hat der Bildhauer Balthasar Permoser den Gott des Feuers dort in Sandstein verewigt.



Verbindung von Architektur und Plastik

Auch die Bogengalerien, die den Zwingerhof einfassen und die Pavillons verbinden, sind königlich verziert. Auf den steinernen Balustraden und Geländern stehen Götterfiguren und reich geschmückte Blumenvasen; Blütenketten und Masken hängen herab. Diese Verbindung von Architektur und Plastik, durch Skulpturen und festliche Ornamente, ist laut May Merkmal einer spezifisch Dresdner Barockarchitektur. "Ihre Blütezeit erlebte sie im Dresdner Zwinger."



Zeit, um schöpferisch tätig zu sein und architektonische Meisterwerke wie den Wallpavillon im Zwinger zu entwerfen, blieb dem gläubigen Lutheraner Pöppelmann als Oberlandbaumeister wenig. Schließlich war er auch für alle profanen Staatsbauten wie Deiche, Straßen oder Brücken verantwortlich. Erst sehr spät begann er, eigene Entwürfe anzufertigen. Als Friedrich August ein neues Schloss in Dresden bauen wollte, wurde Pöppelmann zunächst auf Studienreise nach Wien, Rom und Paris geschickt.



In Dresden, seiner Wahlheimat, starb Pöppelmann am 17. Januar 1736, in zweiter Ehe verheiratet. Doch obwohl er an zahlreichen Bauprojekten beteiligt war - etwa der Schlösser in Pillnitz und Moritzburg, dem Taschenbergpalais, dem Japanischen Palais und der Verbreiterung der mittelalterlichen Dresdner Elbbrücke - in die europäische Kunstgeschichte ging Pöppelmann nur wegen eines Bauwerks ein: als Erbauer des Dresdner Zwingers.